Samstag, 21. Dezember 2019

NHV - HG 85 Köthen 29:22 (13:11)

Schöne Bescherung: NHV holt Tabellenführung zurück

Das womöglich schönste Geschenk bereiteten die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch sich selbst. Sie besiegten am Samstag in der letzten Partie des Jahres die HG 85 Köthen klar mit 29:22 (13:11) und eroberten sich so die Tabellenführung zurück. Die Nordsachsen haben nun 22:6 Punkte. Der große Meisterschaftsfavorit HC Burgenland, der bereits vor einer Woche den Rückrundenauftakt bestritt, liegt mit 21:7 Zählern auf Rang zwei.
„Jetzt werden wir ein schönes Weihnachtsfest feiern“, kommentierte zufrieden Maximilian Amtsberg, Rückraumschütze des Hinrundenmeisters und Spitzenreiters. „Nun können wir ein bisschen runterkommen, das haben wir uns verdient“, ergänzte Benedikt Schmidt, der Top-Torjäger Frank Grohmann glänzend vertrat, überragender Spieler auf dem Parkett war und zehn Treffer erzielte. Dabei verwandelte er alle seine fünf Siebenmeter.
Grohmann hatte sich beim Abschlusstraining am Freitag leicht verletzt, wurde geschont und nur zu zwei Strafwürfen eingewechselt. Trainer Jan Jungandreas zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Es war eine tolle Mannschaftsleitung.“ Weihnachten werde dank des Erfolgs ein schönes Fest. „Sonst hätte ich mir anhören müssen, dass wir nur Zweiter sind“, sagte er schmunzelnd.
Dem NHV war vom Anpfiff weg anzumerken, dass er die 19:24-Pleite aus dem vorherigen Heimspiel gegen Pirna wieder gutmachen wollte. „Wir hatten uns vorgenommen, zu zeigen, dass wir in eigener Halle stark sind“, sagte Amtsberg. Und legte selbst los wie die Feuerwehr. Die ersten drei Tore des Abends gingen auf sein Konto, er brachte die Concorden mit 3:0 in Führung.
„Er hat das umgesetzt, worüber wir die vergangenen zwei Wochen geredet haben, er ist in 1:1-Situationen gegangen“, freute sich Jungandreas über die Leistung des 20-Jährigen, der im ersten Abschnitt alle überragte und sieben Treffer erzielte.
Die Gäste aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld zeigten aber eine gute Moral und kämpften sich heran. Zum Seitenwechsel lagen sie mit 11:13 hinten. Nach dem Pausentee blieb die Partie weiter spannend und Köthen kam in der 42. Minute durch einen Treffer von Steven Just zum 16:16-Ausgleich. „Danach haben wir zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich Gäste-Coach Bodo Kreutzmann. Die vom NHV gnadenlos ausgenutzt wurden.
Trotz Unterzahl nach einer Zeitstrafe gegen Amtsberg gingen die Delitzscher durch drei Tore von Steve Baumgärtel (2) und Schmidt mit 19:16 in Front. Dann kassierte Köthens Tom Groll eine Zwei-Minuten- Hinausstellung, Torwart Christian Kanzler erhielt wegen Meckerns parallel eine Zwangspause. Das nutzten die Gastgeber zur Vorentscheidung, zogen davon und brachten den Vorsprung, der zwischenzeitlich neun Tore betrug, gekonnt und sicher über die Runden. „Der Delitzscher Sieg geht vollkommen in Ordnung“, gestand Kreutzmann, dessen Team mit 15:13 Punkten auf Rang sechs liegt. „Uns fehlte im zweiten Teil der zweiten Halbzeit die Zuordnung“, begründete Keeper Kanzler die Schlappe. „Wir haben vor allem in der Abwehr gut gestanden“, meinte NHV-Rechtsaußen Schmidt.
Beschenkt wurden auch die Fans – mit Freibier. 100 Liter spendierte Mannschaftsmanager Marko Bergelt, da die Anhänger seit Saisonbeginn rund 3000 Euro für den Nachwuchs locker gemacht hatten.
Einen Weihnachtswunsch äußerte noch Jungandreas. „Wir sind auf einem guten Weg und ich hoffe, dass das Team sich Stück für Stück so weiterentwickelt.“
Die erste Probe aufs Exempel wird es am 11. Januar in der Heimpartie gegen den SV Plauen-Oberlosa geben.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 23.Dezember

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Delitzscher Freudentänze

Es ist die Überraschung in der Mitteldeutschen Oberliga. Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben die Hinrunde mit 20:6 Punkten als Spitzenreiter abgeschlossen. Kein Wunder, dass die Konkurrenz in den Nordsachsen einen der Favoriten auf den Platz ganz oben sieht. „Delitzsch hat einen super Kader, auch in der Breite“, meint Ines Seidler, Trainerin des USV Halle. Ähnlich urteilt Igor Ardan, Coach des Tabellendritten HSV Bad Blankenburg. Der NHV habe „eine starke Mannschaft und ist für mich der große Favorit auf die Meisterschaft“.
Zufrieden mit der Herbstmeisterschaft ist natürlich auch Jan Jungandreas, der gemeinsam mit Maik Kroke die Concorden trainiert. „Wir können auf das Erreichte stolz sein“, sagt Jungandreas und kündigt für die am 21. Dezember mit dem Heimspiel gegen Köthen beginnende Rückrunde an: „Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen.“ Mannschaftskapitän Felix Herholc ergänzt, das Team wolle möglichst alle Heimpartien für sich entscheiden „und auswärts mitnehmen, was mitzunehmen ist“. Es wäre toll, wenn am Ende ein Medaillenplatz herausspringen würde. „Das wäre dann unser Geschenk zum zehnten Geburtstag des Vereins.“
Über einen möglichen Aufstieg in die dritte Liga mögen beide nicht sprechen. „Das ist noch kein Thema, das wäre zu früh“, winkt Jungandreas ab.
Die Gründe für den unerwarteten Aufschwung am Lober sind vielfältig. Zum einen ist es den Verantwortlichen gelungen, den Kader zu verstärken und gleichzeitig zu verjüngen. Rückkehrer Steve Baumgärtel ist zwar schon 35, aber fit wie ein 20-Jähriger und Denker und Lenker der Mannschaft. Maximilian Amtsberg (20), Moritz Brodowski (19) und Niklas Zierau (19) haben ihr Können mehr als angedeutet, aber noch Potenzial nach oben. Bislang ist Delitzsch auch, mit Ausnahme von Oliver Wendlandt, von länger dauernden Verletzungen verschont geblieben. Im Gegensatz zum Vize- Herbstmeister HC Burgenland, der mehrere Stammspieler über Monate hinweg ersetzen muss.
Zudem scheint die Mischung zu stimmen. „Die Integration der neuen Spieler ging schneller als gedacht“, freut sich Jungandreas. „Sie machen sich super“, hat Herholc beobachtet, „auch wenn sie natürlich noch Zeit brauchen.“ Sie wollten sich „Woche für Woche verbessern“, ergänzt Jungandreas. Ihm und Kroke ist es gelungen, mit einer offensiveren Deckung schnellen und attraktiven Handball zu implantieren. Die 5:1- Formation funktioniert meistens gut. Nun soll ein zweites Abwehrsystem einstudiert werden. Ferner sollen Neuzugang Marius Harig (21) und Jan Derk Janßen (25) weiter herangeführt werden. „Jan braucht nach zwei Kreuzbandrissen Zeit“, weiß Jungandreas. „Wir hoffen aber, dass er das schnell schafft und Niklas Prautzsch mehr entlasten kann.“ Harig werde seinen Weg gehen. „Er trainiert gut und wird auch mehr Spielzeiten in Angriff und Abwehr bekommen.“
Das alles hat aber nur deshalb gut geklappt, „weil beim Training immer mindestens 14 Spieler da sind“, begründet Herholc. So könne die Abwehr die Zusammenarbeit verbessern, im Angriff sei die Chance vorhanden, neue Spielzüge einzustudieren. In der vergangenen Saison seien dagegen häufig „nur sechs, acht Spieler“ beim Training gewesen. Das intensive Üben hat dazu geführt, dass etwa Torwart Marian Voigt „sich toll entwickelt hat und zu einer echten Stütze geworden ist“, wie Jungandreas feststellt. „Das freut mich sehr für Marian“, sagt Herholc, auch wenn seine Einsatzzeiten etwas geringer geworden sind als 2018/19, als er weitgehend Alleinunterhalter im Delitzscher Kasten war. Aber er weiß: Ein gutes Team braucht zwei Top-Torhüter. Voigt hat übrigens gerade seinen Vertrag um ein Jahr bis Ende der Saison 2020/21 verlängert.
Erfolgreichster Hinrunden-Torschütze des NHV war Frank Grohmann mit 95 Treffern, gefolgt von Amtsberg (51), Baumgärtel (48) und Prautzsch (40). Grohmann ist der beste Siebenmeterschütze der Liga. Von 46 Versuchen verwandelte er 43. Bei den Zeitstrafen führt Brodowski die Concorden- Hitliste mit 14 Hinausstellungen an. Dahinter folgen Martin Müller (12), Wendlandt und Baumgärtel (je 8).
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 18.Dezember 2019

Samstag, 7. Dezember 2019

NHV - SG Pirna/Heidenau 19:24 (10:11)

Herbstmeisterschaft trotz Heimpleite
 
Die Stimmung war gedämpft. Anstatt voller Freude die Herbstmeisterschaft zu feiern, liefen die Spieler und Fans des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch am Samstagabend mit langen Mienen herum. Nach der 19:24-Heimniederlage gegen die SG Pirna/Heidenau schien der inoffizielle Titel verspielt zu sein. Torhüter Felix Herholc tröstete sein Team und sich: „Wir stehen zurecht auf Platz zwei.“
Allerdings hatten die enttäuschten Delitzscher die Rechnung ohne den HSV Apolda gemacht. Denn dessen Begegnung gegen NHV-Verfolger HC Burgenland wurde erst eine Stunde später angepfiffen. Und die Thüringer siegten überraschend mit 20:16. Der Dritte, der HSV Bad Blankenburg, zog bei Einheit Plauen mit 25:28 den Kürzeren. Da also das Spitzentrio im Gleichschritt verloren hat, ändert sich an der Tabellenspitze nichts. Die Concorden sind mit 20:6 Punkten Erster, es folgen Burgenland (19:7) und Bad Blankenburg (18:8).
Das Ende der jüngsten Delitzscher Siegesserie kam überraschend, belegte aber die These, dass in der Oberliga jeder jeden schlagen kann. Die Gäste leiden unter erheblichem Verletzungspech, waren als Außenseiter angereist. Der Start vor lediglich 300 Zuschauern schien das zu bestätigen. Maximilian Amtsberg brachte die Nordsachsen in Führung, Frank Grohmann und Steve Baumgärtel bauten den Vorsprung aus. Doch Pirna schlug zurück, kam heran und lag zur Pause 11:10 vorn.
„Wir hätten mit mehr Feuer aus der Kabine kommen müssen“, haderte Routinier Thomas Hollstein, der für den verletzten Kreisläufer Oliver Wendlandt erneut im Kader stand. Doch die schon zuvor fahrige Spielweise – es gab zu viele technische Fehler, unsaubere Pässe und wenig platzierte Würfe – setzte sich nicht nur fort, sondern verstärkte sich. Pirna zog davon und ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. „Wir hatten uns gut vorbereitet“, freute sich SG-Trainer Dusan Milicevic. Sein bester Werfer, Thomas Schneider, ergänzte. „Es ist uns gut gelungen, die starken Delitzscher aus dem Spiel zu nehmen.“
Da gab es zwischenzeitlich Manndeckung gegen Baumgärtel und Amtsberg, auch Grohmann hatte die Abwehr (Jungandreas: „Wir haben gegen sie nicht die richtigen Lösungen gefunden“) gut im Griff. Das Duell der Torjäger entschied Schneider mit zehn Buden deutlich für sich. Damit liegt er mit jetzt 94 Treffern nur noch einen Zähler hinter der Nummer eins Grohmann, der sechsmal traf und ungewohnt viele Fehlwürfe zu verzeichnen hatte. „Heute hat keiner unserer Spieler seine Normalform erreicht“, haderte Herholc. „Wir haben einfach miserabel gespielt“, fasste es Hollstein kurz und bündig zusammen. „Wir sind ziemlich enttäuscht“, gestand Moritz Brodowski. „Der NHV hat einen schlechten Tag erwischt“, tröstete Milicevic seinen Delitzscher Kollegen Jungandreas, der unumwunden eine „verdiente Niederlage“ einräumte.
Sein Team hat jetzt zwei Wochen Pause. Zum Rückrundenauftakt erwarten die Concorden am 21. Dezember daheim die HG Köthen. „Mit einem Erfolg wollen wir die richtige Antwort auf die heutige Pleite geben“, kündigte Herholc an. Und sich womöglich die Tabellenführung zurückholen. Denn bereits nächste Woche tritt Vize-Halbzeitmeister und Titelfavorit Burgenland in Aue an und kann mit einem Erfolg an Delitzsch vorbeiziehen – zumindest für eine Woche.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.Dezember 2019

Sonntag, 1. Dezember 2019

USV Halle - NHV 25:35 (9:17)

Im Stile eines Spitzenteams

Wer sich auf die Spitze eines Eisberges begibt, muss bekanntlich mit eisigen Winden rechnen. Doch trotz des benachbarten Eisdomes war davon für den NHV Concordia Delitzsch am Sonntag in der Universitätssporthalle der Saalestadt Halle nichts zu spüren. Der gastgebende USV brachte allerhöchstens ein laues Lüftchen zustande. So gewannen die Nordsachsen die Partie in der mitteldeutschen Handball-Oberliga klar und deutlich mit 35:25 (17:9) und behaupteten sich an der vor einer Woche errungenen Tabellenspitze.
Die Begegnung werde im Kopf entschieden, hatte Steve Baumgärtel vorher gemutmaßt. Es würde sich also zeigen, ob das mit vielen jungen Spielern durchsetzte Team mit dem ersten Platz klarkommen oder verkrampfen würde. "Die Kopfsache ist uns klar gelungen", freute sich der Delitzscher Routinier. "Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie viel Selbstvertrauen hat", sagte ein sichtlich zufriedener Trainer Jan Jungandreas. USV-Torhüter Franz Flemming, der einst das Concorden-Trikot trug, räumte ein, dass der NHV "in allen Mannschaftsteilen überlegen war und überragend gespielt" habe. "Für uns war das heute nichts", räumte der enttäuschte Keeper ein, um fair "Glückwünsche nach Delitzsch" nachzuschieben.
Dabei begann die Auseinandersetzung für den NHV alles andere als optimal. Baumgärtel erhielt schon in der dritten Minute von den das gesamte Spiel konsequent durchgreifenden Schiedsrichterinnen Diana Böhler und Claudie Felgentreu eine Zwei-Minuten-Strafe, wenig später kassierte Frank Grohmann die rote Karte. So kam er nur auf einen Treffer. Gleichwohl führt der 29-Jährige die Torschützenliste der Oberliga mit nun 89 Treffern immer noch an, gefolgt von Martin Danowski (86) vom HC Einheit Plauen und Torsten Schneider (84) vom nächsten NHV-Gegner SG Pirna/Heidenau.
All diese widrigen Umstände prallten an den Gästen ab. "Das hat uns nicht aus der Fassung gebracht", kommentierte Jungandreas. Der sah ein im Stile einer Spitzenmannschaft auftretendes Concordia-Team, das mit 6:0 in Führung ging. Dem USV gelang erst in der elften Minute der erste Treffer. Das lag vor allem daran, dass Halle gegen die starke Delitzscher Deckung auf Granit biss und sich den Schneid abkaufen ließ. Und wenn doch mal ein Wurf durchkam, dann stand mit Marian Voigt ein Teufelskerl zwischen den Pfosten, der nicht zu überwinden war. "Er war in der Anfangsphase ein großer Faktor", lobte der Coach.
Sein Team lieferte auch danach eine Gala-Vorstellung ab und baute den Vorsprung bis zum Seitenwechsel auf 17:9 aus. Das setzte sich nach dem Seitenwechsel fort, der Vorsprung wurde ausgebaut und war in keiner Sekunde auch nur annähernd in Gefahr. Jungandreas und sein Co-Trainer Maik Kroke konnten es sich leisten, vermehrt die jungen Spieler einzusetzen. Auch sie ließen sich von den Hallensern nicht irritieren. Herausragend war dabei Maximilian Amtsberg, vor Saisonbeginn aus der Thüringenliga dazugestoßen. Der 20-Jährige war nie zu stoppen und erzielte elf Tore. Auch der frühe Grohmann-Ausfall wurde locker weggesteckt. Da machte sich der im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit deutlich breitere Kader bemerkbar. Benedikt Schmidt kam so frühzeitig auf seiner Rechtsaußen-Position zum Zuge. "Er hat heute ein klasse Spiel gemacht", urteilte Jungandreas. Der 29-Jährige war nie zu stoppen, bei Schnellangriffen stets vorn und warf zehn Tore. "Das hat heute Spaß gemacht", sagte er nach dem Abpfiff und sprach von einer speziell in der ersten Halbzeit "tollen Leistung" und "überzeugenden Deckung".
Den Gipfel zu erklimmen und oben zu bleiben, sind eben Prüfsteine des Könnens und des Kopfes.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 3.Dezember 2019

Samstag, 23. November 2019

NHV - HSV Bad Blankenburg 21:20 (5:10)

Endlich ganz oben: NHV dreht das Top-Spiel
 
Es ist exakt 20.36 Uhr am Sonnabend. Einen nach der Schlusssirene noch auszuführenden Freiwurf des HSV Bad Blankenburg pariert Felix Herholc, Keeper des NHV Concordia Delitzsch, lässig und hält damit den 21:20 (5:10)-Erfolg seiner Mannschaft fest. Damit haben die Nordsachsen, zuvor Zweiter, in diesem Spitzenspiel der Handball-Oberliga die Gäste aus Thüringen, bis dahin Erster, als Tabellenführer gestürzt und nehmen mit 18:4 Punkten nun den Platz an der Sonne ein. Ärgster Verfolger ist der HC Burgenland (17:5), der mit dem frisch verpflichteten Ex-Delitzscher Sascha Meiner (drei Tore, zwei Zeitstrafen) in Aschersleben mit 33:28 die Oberhand behält. Der HSV (16:6) rutscht auf Rang drei ab.
Die Begegnung in der Delitzscher Mehrzweckhalle vor 530 Zuschauern (Saisonrekord) erweist sich als ein denkwürdiges Ereignis: Nicht nur, weil die Nordsachsen nun Spitzenreiter sind, sondern weil der Verlauf wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. „So eine Partie sieht man ganz, ganz selten“, sagt NVH-Urgestein Hansi Winkler. „Das war eines der besten Spiele der vergangenen Jahre“, urteilt Herholc. Dabei war die erste Halbzeit der Concorden „grottenschlecht“, meint Thomas Hollstein. Der 43-jährige frühere Zweitligaspieler ist für den verletzten Kreisläufer Oliver Wendlandt ins Team gerückt, um Moritz Brodowski Atempausen zu verschaffen.
Die Delitzscher erwischen einen denkbar miserablen Start. Sie beißen sich an der bärenstarken Blankenburger Defensive die Zähne aus. „Wir haben es nicht geschafft, deren Defensive in Bewegung zu bringen“, kritisiert Abwehrorganisator Martin Müller. „Und unsere Wurfeffektivität war schlecht“, ergänzt Trainer Jan Jungandreas. So erzielen die Gastgeber in der ersten Halbzeit lediglich fünf Tore – eine unterirdische Ausbeute. Top- Torjäger Frank Grohmann gelingt da nichts, Fehlwürfe und Fehlpässe wechseln sich ab. In der Pause muntern Jungandreas und sein Trainer- Kollege Maik Kroke das Team auf. „Es ist noch nichts verloren“, motivieren sie mit Blick auf den Fünf-Tore-Rückstand.
Gesagt, getan. Wie verwandelt tritt das Team auf, reduziert den Rückstand Tor um Tor und geht in der 46. Minute durch einen Treffer von Daniel Sowada erstmals in Führung. Der Vorsprung wird sogar auf 21:17 ausgebaut. Im Schlussspurt beweist der frühere Blankenburger Grohmann seine Qualitäten und wird mit seinen Toren von der tragischen Figur zum Endspurt-Helden. Einige unnötige Ballverluste in den letzten Minuten machen die Begegnung nochmals spannend, doch es reicht zum von den Fans umjubelten Erfolg. „Wir haben Moral bewiesen“, kommentiert der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Herholc, der ebenfalls einst das HSV- Trikot trug. „Das war schon ein bisschen komisch. Bei meinem ersten gehalten Ball schaute ich in alter Gewohnheit jubelnd zur Blankenburger Fan-Tribüne geschaut“, schmunzelt der Torwart. „Es ist egal, gegen wen wir gewonnen haben“, findet Müller, auch er ein Ex-HSV-Spieler. „Es ist ein schönes Gefühl, ganz oben zu stehen.“ Brodowski pflichtet ihm bei: „Das gefällt mir sehr gut.“
„Wir haben es im ersten Durchgang versäumt, unseren Vorsprung um zwei, drei Tore mehr auszubauen“, bemängelt Gäste-Trainer Igor Ardan. „Wie wir in diesem echten Spitzenspiel zurückgekommen sind, war phänomenal“, jubelt Jungandreas. Die Mannschaft entwickele sich ständig weiter und bleibe auch bei einem Rückstand ausgesprochen cool. Das ist eben das Selbstverständnis eines Titelanwärters.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 25.November 2019

Samstag, 16. November 2019

HC Burgenland - NHV 23:29 (8:14)

Concordia stürzt den Spitzenreiter
 
Mit der Aussicht, bereits an diesem Spieltag die Tabellenführung in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga zu übernehmen, startete die Concordia Richtung Naumburg zum Spitzenspiel gegen den HC Burgenland. Am Ende stand ein umjubelter 29:23-Erfolg in Naumburg zu Buche. Während die Gastgeber einige Ausfälle zu beklagen hatten, blieben die Concorden bisher von Verletzungen verschont. Leider verletzte sich Oliver Wendlandt im Training und wird der Mannschaft somit in den nächsten Wochen fehlen.
Wie gut das Team diesen Ausfall kompensieren konnte, damit hatten auch die vielen Fans wohl nicht gerechnet. Delitzsch tat sich am Anfang schwer, eine Lücke in der Abwehr der Gastgeber zu finden und so dauerte es bis zur 4. Minute, bis endlich ein Ball den Weg ins Tor der Burgenländer fand. Beide kämpften verbissen um jedes Tor und es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. Zumindest bis zur 13. Minute, als Burgenland letztmalig mit 5:4 in Führung ging. In den folgenden 17 Minuten der ersten Halbzeit wurde die Delitzscher Abwehr zu einer unüberwindbaren Hürde für Burgenland. Beweglich und mit einer hohen Laufbereitschaft ausgestattet, gab es einfach keine Lücken im Abwehrverbund. Und wenn doch mal ein Ball Richtung Delitzscher Tor abgefeuert wurde, stand da ja noch Marian Voigt im Kasten. Ganze drei Treffer gelangen Burgenland noch, so dass Delitzsch mit einer verdienten 14:8-Führung in die Pause ging. Die Fans waren sich einig, dass wenn die Abwehr weiter so arbeitet, es einen ungefährdeten Auswärtssieg geben würde. Doch zu Beginn der zweiten Hälfte war irgendwie der Wurm drin. Burgenland holte (viel zu schnell) Tor um Tor auf und beim Stand von 15:17 drohte das Spiel noch einmal zu kippen. Als dann kurz darauf Niklas Zierau die rote Karte bekam, so richtig wusste keiner warum, war so richtig Feuer im Spiel. Diese rote Karte war dann aber vielleicht das, was die Mannschaft gebraucht hatte. Denn Delitzsch überstand die Unterzahl nicht nur ohne Gegentor, sondern der Vorsprung wurde wieder ausgebaut und die alte Sechs-Tore-Führung wieder hergestellt.
Egal was dann auch Burgenland probierte, Delitzsch hatte immer die passende Antwort parat. Jan Jungandreas, Trainer NHV: „Der Grundstein war wieder einmal die Abwehr plus Torhüter. Das war 45 Minuten auf wirklich sehr hohem Niveau. Im den Anfangsphasen der Halbzeiten hatten wir nicht so den Zugriff und sind zudem im Angriff ein bisschen fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen. Gerade in der 2. Halbzeit waren wir aber extrem cool und haben unser Spiel einfach durchgezogen.“ Das Team feierte mit den Fans und freut sich auf das nächste Spiel gegen den neuen Tabellenführer aus Bad Blankenburg.
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 18.November 2019

Sonntag, 10. November 2019

Kommen und Gehen beim NHV

Beim NHV Concordia Delitzsch hat sich das Personalkarussell gedreht. Jerome Molzberger, erst kurz vor der Saison verpflichtet, hat sich vom Handball- Oberligisten bereits wieder verabschiedet. Dafür haben die Nordsachsen Marius Harig geholt.
Der 20-jährige Molzberger spielte zuletzt in der A- Jugend-Bundesliga für den LHC Cottbus. Dort war er in der vergangenen Spielzeit mit 99 Treffern der erfolgreichste Torschütze der Mannschaft. Molzberger hat gerade begonnen, in Leipzig Maschinenbau zu studieren. Doch Hochschulausbildung und Viertliga-Handball hat er nicht mehr unter einen Hut bekommen und somit um Auflösung seines Kontrakts gebeten. Für das Oberligateam hat er keine Partie bestritten, dafür aber in der Bezirksliga- Reserve ausgeholfen.
Marius Harig zählt mit seinen 21 Jahren ebenfalls zu den Talenten, mit denen die Delitzscher ihr Team verjüngt haben. Harig wurde in der Nähe von Magdeburg geboren, spielte in der Jugend für die TSG Calbe. Später wechselte er zum Drittligisten HSV Hannover – mit Zweitspielrecht für Calbe (Sachsen-Anhalt-Liga). Harig hat in Leipzig soeben sein Studium der Rechtswissenschaften begonnen, ebenso wie Teamkollege Moritz Brodowski (19). „Das wird eine große Herausforderung für mich“, sagte der Rückraumspieler. Er hoffe, die Mannschaft verstärken zu können. Heute gegen Oebisfelde dürfte er noch nicht mit auflaufen, wird aber in der Halle sein. Der Spielerpass ist bereits beantragt.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.November 2019

Samstag, 9. November 2019

NHV - SV Oebisfelde 1895 28:24 (16:9)

Im Stile eines Spitzenteams

Es war ein Déjà- vu. Da gewann Handball- Oberligist NHV Concordia Delitzsch gegen den SV Oebisfelde am Samstag mit 28:24 (16:9). „So wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, hätten wir auch mit zehn Toren oder mehr verlieren können“, gestand Gäste-Trainer Christian Herrmann und sprach von einem „mehr als verdienten Sieg“ der Concorden. Die „starteten stark“, um im zweiten Durchgang „stark nachzulassen“, formulierte es NHV-Abwehr- Recke Martin Müller. Im Heimspiel vor wenigen Wochen gegen den HSV Apolda war ein ähnlicher Verlauf zu sehen. Nach einer klaren 15:10- Führung der Gastgeber zur Pause kamen die Thüringer auf 25:27 heran. „Das Ergebnis drückt nicht die Überlegenheit der Delitzscher aus“, räumte Apoldas inzwischen entlassener Coach Robert Flämmich ein.
„Hauptsache gewonnen“, sagte nun lapidar Frank Grohmann. Der Delitzscher traf gegen Oebisfelde sieben Mal und führt die Torschützenliste der Oberliga mit 72 Treffern in neun Spielen an. Auch das ist nichts Neues: In der vergangenen Saison war der 29-Jährige der erfolgreichste Schütze mit 188 Toren. Neuzugang Marius Harig, der noch nicht eingesetzt werden durfte, sah einen „im Endeffekt souveränen Sieg“. Jan Jungandreas, der gemeinsam mit Maik Kroke die Nordsachsen betreut, gab sich angesichts des doppelten Punktgewinns, mit dem der dritte Platz mit 14:4 Punkte gefestigt und der Rückstand auf Spitzenreiter Burgenland auf einen Punkt verkürzt wurde, recht gelassen. „Da waren unsere Jungs wohl mit dem Kopf woanders“, kommentierte er das Nachlassen im zweiten Durchgang. Dafür strich er die gute Leistung vor allem in der ersten Halbzeit heraus. „Die Mannschaft hat das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“ Gegen die offensive 5:1-Abwehr fand Oebisfelde nur ganz selten ein Gegenmittel, „obwohl wir einen klaren Plan hatten“, so Herrmann. Diese Deckungsformation erfordert eine extrem große Zusammenarbeit der Spieler und eine hohe Laufbereitschaft dazu. „Wenn wir uns daran halten, können wir gegen jeden gewinnen“, sagte Müller. Aber wenn nicht, dann sei auch gegen jeden Konkurrenten eine Niederlage drin.
So entwickelte sich in der ersten Halbzeit rasch eine einseitige Partie. Steve Baumgärtel führte klug Regie und stellte zudem seine Torgefahr unter Beweis. In der Offensive war viel Bewegung, Gelegenheiten zu Schnellangriffen wurden genutzt. Und Marian Voigt erwies sich im Kasten wieder als guter Rückhalt. Später wechselten die Concorden durch. Keeper Felix Herholc machte seine Ankündigung wahr, eine gute Leistung zu zeigen, wenn er eingesetzt werde und kam auf eine gute Quote von 39 Prozent parierter Bälle. Voigt erreichte knapp 38 Prozent. Doch die Feldspieler machten sich laut Grohmann später das Leben schwer. Die Abwehr wies große Lücken auf, einige Fehlpässe kamen oben drauf. Aber wer auch solche Begegnungen für sich entscheidet, der „kann mit Zuversicht in die nächsten Wochen blicken“, sagte Jungandreas.
Und da steht am Sonnabend das Spitzenspiel beim HC Burgenland an. Eine Woche später empfängt der NHV den Tabellenzweiten HSV Bad Blankenburg. „Wir wollen bis Ende Dezember oben dran bleiben“, so der Coach. Burgenland ist nicht unbesiegbar. In der vorigen Saison fegten die Delitzscher den HC mit 32:24 aus der Halle. Ein Déjà-vu ist nicht ausgeschlossen.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 11.November 2019

Samstag, 2. November 2019

HBV Jena 90 - NHV 24:29 (9:12)

Marian Voigt hält die Punkte fest

Während Delitzsch zu Hause in der Handball- Oberliga eine Macht ist, klappte es zuletzt auswärts nicht mehr so richtig. Die Niederlagen in Plauen und Aue zeigten einmal mehr, dass man in dieser Liga niemanden unterschätzen darf. Aber am Wochenende ging auch auswärts der Matchplan auf und Delitzsch gewann absolut verdient mit 29:24 in Jena und setzte sich oben in der Tabelle fest. Die Delitzscher begannen da, wo sie gegen Freiberg aufhörten. Variabel und zielstrebig im Angriff, laufstark und kompromisslos in der Abwehr. Wie gefestigt und selbstbewusst die junge Mannschaft ist, zeigte sich auch in diesem Spiel. Nach drei Toren in Folge für Jena agierte die Mannschaft nicht überhastet, sondern es war eher ein Weckruf. Delitzsch zog weiter sein Spiel auf und machte bereits in dieser Phase deutlich, dass sie den Sieg unbedingt wollten. Auch wenn im Angriff nicht alles funktionierte, so war die Leidenschaft ein wichtiger Pluspunkt. Das zeigte sich auch darin, dass mehrere Konter abgefangen wurden. Zudem hatten die Concorden in Marian Voigt einen sicheren Rückhalt im Tor. So konnte sich Delitzsch in den letzten drei Minuten etwas absetzen und ging mit einer verdienten 12:9- Führung in die Pause. Da Delitzsch zu Beginn der zweiten Halbzeit das Tempo weiter hochhielt, wurde der Vorsprung kontinuierlich ausgebaut. Auch eine Umstellung in der Abwehr der Gastgeber konnte das schnelle Kombinationsspiel der Delitzscher nicht stoppen. Beim Stand von 22:16 in der 49. Minute sah alles nach einem sicheren und ungefährdeten Auswärtssieg aus.
Das dachte vielleicht auch die Mannschaft und schaltete im Angriff einen Gang zurück. Jena gab nicht auf und holte Tor um Tor auf. Fünf Minuten vor Schluss war der komfortable Vorsprung auf zwei Tore geschmolzen. Aber in den letzten Minuten hatte dann doch wieder Delitzsch die besseren Antworten und siegte verdient in Jena. Mit dem Sieg konnte sich der NHV oben festsetzen, was so nicht unbedingt zu erwarten war. Torhüter Marian Voigt bilanzierte: „In der ersten Halbzeit haben wir uns einfach nicht für unsere gute Abwehrarbeit belohnt. Wir haben da etliche Hundertprozentige vergeben, weswegen es zur Halbzeit noch viel zu knapp stand. Zu Beginn der 2. Halbzeit konnten wir uns dann schnell absetzen, auch weil wir in der Abwehr keinen Abbruch erlitten haben, aber im Angriff viel mehr trafen. Das war wieder eine gelungene Teamleistung.“ Am Samstag erwartet Delitzsch mit Oebisfelde den derzeitigen Vorletzten der Tabelle. Aber Vorsicht, denn in dieser Liga darfst du niemanden unterschätzen. Man erinnere nur an das Spiel in der letzten Saison, als Delitzsch gegen eben jene Mannschaft aus Oebisfelde zu Hause mit 19:25 verlor.
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 4.November 2019

Samstag, 26. Oktober 2019

NHV - HSG Freiberg 33:22 (14:10)

NHV fegt Freiberg aus der Halle

Für Jan Jungandreas steht fest: „Mannschaftliche Geschlossenheit, harte Arbeit, Einsatz und Kampf – das zeichnet Handball aus.“ All das wurde am Samstag, dem bundesweiten Tag des Handballs, in der Delitzscher Mehrzweckhalle geboten. Und dazu gab es den passenden Ausgang: Denn der von Jungandreas gemeinsam mit Maik Kroke betreute Oberligist NHV Concordia Delitzsch besiegte die HSG Freiberg haushoch 33:22 (14:10). Die Nordsachsen festigten so mit nunmehr 10:4 Punkten ihren dritten Tabellenplatz. Bei den Gästen, die die vergangene Spielzeit als Dritter beendeten, leuchtet nun die rote Laterne.
Vor der Begegnung hatten die Concorden mit vielen Aktionen wie Torwandwerfen und Live-Übertragungen der Länderspiele der Männer und Frauen gelockt. „Es war sehr voll“, freute sich Cheforganisator Christian Hornig über den Andrang. Der führte wohl auch dazu, dass bei der abendlichen Partie mit 430 Zuschauern ein neuer Saison-Heimrekord aufgestellt wurde.
Ob die Erfolge der beiden Nationalteams gegen Kroatien zu einer zusätzlichen Prise Motivation beim NHV führten, sei dahingestellt. Erkennbar waren die Delitzscher aber auf Wiedergutmachung aus. Die unnötige und überraschende 32:35-Schlappe vor zwei Wochen beim EHV Aue II nagte am Team. Besonders die Defensive war da schlecht. „Das war heute eine deutlich bessere Mannschaftsleistung als im Erzgebirge“, sagte Niklas Prautzsch, der gekonnt Regie führte und mit fünf Treffern Torgefahr ausstrahlte.
„Die Niederlage in Aue hat ins Handballherz getroffen“, gestand Schlussmann Marian Voigt. Auch die Torhüter hätten dort keine gute Leistung gebracht. „Heute wollten wir zeigen, dass wir ein Team sind, und das ist uns gelungen“, sagte der Keeper zufrieden. Er selbst trug mit 16 Paraden und einer Quote von 43 Prozent gehaltener Bälle entscheidend zum Erfolg bei. „Die ganze Mannschaft wollte gewinnen“, ergänzte Maximilian Amtsberg. Jungandreas war denn auch zufrieden. „Wir haben uns nach Aue im Training stark auf die Abwehrarbeit konzentriert, das haben wir heute wirklich gut geschafft“, resümierte er. Von einem „auch in dieser Höhe“ verdienten Delitzscher Sieg sprach Freibergs Spielertrainer Alexander Matschos.
Nach dem klaren Erfolg sah es in den ersten 23 Minuten nicht aus. Freiberg stand in der Abwehr sicher, brachte die Gastgeber mit schnellen Angriffen immer wieder in Verlegenheit und lag mit 10:9 vorn. Doch dann gab Moritz Brodowski mit seinem Ausgleichstreffer das Signal. Plötzlich griff die Defensive noch engagierter und aggressiver zu. Die HSG fand kein Gegenmittel und blieb bis zum Seitenwechsel fast acht Minuten ohne weiteres Tor. Nach der Pause setzte sich das vorherige Geschehen fort. Der NHV baute den Vorsprung auf 20:10 aus. Erst in der 38. Minute beendeten die Mittelsachsen die lange Flaute. Das Spiel war praktisch schon entschieden, souverän verteidigten die Concorden den Abstand und ließen sich auch von einer Manndeckung in der letzten Phase nicht beeindrucken. Eine Premiere feierte der NHV 17 Sekunden vor dem Abpfiff. Jan Derk Janßen setzte mit dem 33:22 den Schlusspunkt. Das war sein erster Treffer überhaupt für die Nordsachsen. Der 24-Jährige war zwar schon zur Saison 2018/19 verpflichtet worden, gab aber erst gestern sein Debüt. Der gebürtige Norddeutsche hat eine 20-monatige Leidenszeit mit zwei Kreuzbandrissen hinter sich „und wird jetzt Stück für Stück herangeführt“, so Jungandreas. „Das war ein super Gefühl“, freute sich Janßen über sein erstes Punktspiel für die Delitzscher. So rundete er für sich den bundesweiten Tag des Handballs ab.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 28.Oktober 2019

Sonntag, 13. Oktober 2019

EHV Aue II - NHV 35:32 (17:16)

Flinke Auer entwischen der Delitzscher Deckung

Diesen Sonntagsausflug hatten sich die Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch mal ganz anders vorgestellt. Ausgerechnet bei Kellerkind EHV Aue II kassierte die Mannschaft des Trainerduos Maik Kroke/Jan Jungandreas die zweite Saisonniederlage. Nach einer ganz schwachen Defensivleistung hieß es am Ende 32:35 (16:17) aus Gästesicht.
Die Vorstellung mündete in einer wenig überraschenden Erkenntnis. "Wenn man 35 Gegentore bekommt, ist das einfach zu viel", befand Jungandreas und ergänzte: "Wir haben den Positionsangriff der Auer einfach nicht in den Griff bekommen. Da fehlte leider in vielen Bereichen etwas Konsequenz." Defensivspezialist Martin Müller hob außerdem hervor: "Normalerweise musst du mit 32 geworfenen Toren auswärts gewinnen. Meiner Meinung nach haben wir uns zu sehr das Spiel von Aue aufdrängen lassen. Das heißt für uns, in Zukunft wieder kompakter zu stehen und mit mehr Selbstvertrauen dem Gegner unser Spiel aufzuzwingen und nicht umgekehrt."
Dabei waren die Voraussetzungen für ein Auswärtsspiel eigentlich optimal. Der NHV-Fanclub hatte extra einen Bus für die Schlachtenbummler organisiert und sorgte für lautstarke Unterstützung von den Rängen. Aue ließ der Delitzscher Deckung keine Zeit zum Durchatmen und versuchte jeden Angriff schnell auszuspielen. Darauf fanden die Gäste im ganzen Spiel keine Antwort, offenbarten große Lücken, die die Hausherren immer wieder zu leichten Toren nutzten. Immerhin funktionierte der Angriff, so dass das Spiel in der ersten Halbzeit ausgeglichen gestaltet wurde.
Zur Pause lautete die Frage, ob die Jungs vom Lober sich steigern könnten und vor allem Aues Nico Schneider (am Ende satte 16 Tore) in den Griff bekommen würden. Doch während die Zweitliga-Reserve weiter munter traf, wurde die Fehlerquote auf der Delitzscher Seite immer höher und die Gastgeber konnten sich somit einen kleinen Vorsprung erarbeiten.
Aber aufgeben ist keine Option im Spiel des NHV. Die Gäste kämpften verbissen um jedes Tor, aber den Rückstand konnten sie nicht wirklich verkürzen, dafür war nicht nur die Abwehr zu löchrig, auch die Torhüter hatten nicht ihren besten Tag. Doch mit dem Mut der Verzweiflung gelang Delitzsch beim Stand von 28:27 tatsächlich der Anschlusstreffer. Die Fans hofften auf die Wende, aber die Hoffnung währte nur kurz. Neben einfachen Fehlern kamen jetzt auch noch unglückliche Schiedsrichter-Entscheidungen dazu und spätestens beim 33:27 war das Spiel zu Gunsten der Gastgeber entschieden. Am Ende konnte Delitzsch die Niederlage noch erträglich gestalten, was für den Kampfgeist der Mannschaft spricht.
Was aber auffällt, sind die Leistungsschwankungen, vor allem in der zweiten Halbzeit. Gegen Apolda war es auf Grund der hohen Führung noch verschmerzbar, aber in Plauen und in Aue führte dies zu vermeidbaren Niederlagen. Hier muss die Mannschaft einfach mehr Konstanz in ihr Spiel bringen.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 15.Oktober 2019

Samstag, 28. September 2019

NHV - HSV Apolda 27:25 (15:10)

Delitzsch fährt souveränen Sieg ein

 „Liebe die Wahrheit, doch verzeihe den Irrtum“, sagte einst der französische Philosoph Voltaire. Getreu diesem Motto ist all denen gegenüber Nachsicht aufzubringen, die glauben, der 27:25-Erfolg des NHV Concordia Delitzsch am Wochenende gegen den HSV Apolda deute auf eine knappe und enge Handball-Begegnung hin.
„Das Ergebnis drückt nicht die Überlegenheit der Delitzscher aus“, gestand Gäste-Trainer Robert Flämmich. „Wir haben Apolda ein bisschen leben lassen“, formulierte es NHV-Top-Torjäger Frank Grohmann. „Wir haben in der zweiten Halbzeit ein paar Fehler zu viel gemacht“, begründete Rechtsaußen Benedikt Schmidt den, gemessen am Halbzeitstand von 15:10, knappen Ausgang. Seine Mannschaft, erklärte Concordia-Coach Jan Jungandreas, habe viele Spieler in den Reihen, der erst um die 20 Jahre alt sind. Folglich sei es „logisch, dass es da Wellentäler im Spiel gibt“. Unterm Strich bleibt ein verdienter und letztlich nie gefährdeter Sieg. Damit sind die Nordsachsen mit 8:2 Punkten gestartet und liegen hinter dem verlustpunktfreien Tabellenführer HC Burgenland auf Rang zwei in der Mitteldeutschen Oberliga. Die Naumburger, selbst ernannter Favorit auf die Meisterschaft, gewannen beim SV Plauen-Oberlosa mit 29:25.
Schmidt, in der vergangenen Spielzeit noch bei Burgenland unter Vertrag, zeigte sich mit dem Saisonauftakt des NHV sehr zufrieden: „Das hatte keiner erwartet.“ Zwar habe auch er nicht mit der 25:30-Schlappe am Wochenende zuvor bei Einheit Plauen gerechnet. „Aber dafür waren wir in Köthen und bei Plauen-Oberlosa erfolgreich.“ Beides Partien, in denen Niederlagen nicht ungewöhnlich gewesen wären. „Das waren keine Pflichtsiege.“ Gegen Apolda „waren wir klar besser“, meinte Schmidt und sprach von einer „starken kämpferischen Leistung“. Auch Flämmich räumte ein, dass der doppelte Punktgewinn der Delitzscher verdient gewesen sei. Dabei hatten die Gastgeber ein Handicap zu verkraften. Routinier Steve Baumgärtel, der Denker und Lenker, stand aus privaten Gründen nicht zur Verfügung. Um vor allem seine Qualitäten in der Defensive einigermaßen zu kompensieren, ließ sich das Trainer-Duo Jan Jungandreas/Maik Kroke eine überraschende Lösung einfallen. Kreisläufer Moritz Brodowski ersetzte Baumgärtel in der Abwehr auf der rechten Halbposition, spielte im Angriff, für ihn ungewohnt, als Rechtsaußen, um regelmäßig an den Kreis zu laufen. „Das hat ganz ordentlich geklappt“, zeigte Jungandreas sich mit dieser Maßnahme zufrieden. Obendrauf schuf Brodowski so Lücken für Frank Grohmann, der im rechten Rückraum eine glänzende Leistung zeigte und alleine zwölf Treffer erzielte.
Die Begegnung startete ausgeglichen. Oliver Wendlandt brachte den NHV in Führung, Jörg Heinemann glich für die Thüringer aus. So ging es in einer flotten Begegnung hin und her. Erst Mitte des ersten Durchgangs gelang es den Concorden, sich abzusetzen und einen Fünf-Tore-Vorsprung herauszuwerfen.
Den baute das Heimteam nach dem Seitenwechsel zwischenzeitlich auf sieben Treffer aus. Auch mit den eingewechselten Spielern – Niklas Zierau etwa kam für Maximilian Amtsberg, Michael Günther für Daniel Sowada, der sich leicht verletzt hatte – war die Überlegenheit deutlich. Durch Günther und Schmidt entwickelten jetzt auch die Außenpositionen Torgefahr. Zu bemängeln war in dieser Phase lediglich die nicht immer konsequente Chancenverwertung. Auch wurde der häufig allein auf weiter Flur stehende Schmidt zu selten angespielt.
Apolda gab nicht auf, kämpfte sich gegen lässiger werdende Gastgeber wieder etwas heran, ohne ernsthaft die Delitzscher Führung attackieren zu können. „Wir haben uns nicht blamiert“, war Flämmich letztlich mit dem Auftritt des HSV zufrieden. Zumal seine Mannschaft die bisherige Schwäche beim Torwurf – in den ersten vier Spielen wurden lediglich 79 Treffer erzielt – überwinden konnte. Die Concorden müssen erst in zwei Wochen wieder ran, dann geht es zur zweiten Mannschaft des Zweitbundesligisten EHV Aue.
Da es laut Voltaire „klug und weise“ ist, an allem zu zweifeln, geht Jungandreas nicht automatisch von einem Sieg aus. „Wir wissen, was uns dort erwartet“, warnte er. Ein Freundschaftsspiel in der Saisonvorbereitung ging gegen die Erzgebirgler mit 30:31 verloren.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 30.September 2019

Samstag, 21. September 2019

HC Einheit Plauen - NHV 30:25 (13:11)

Déjà-vu im Vogtland

Wie in der letzten Saison konnten die Oberliga-Handballer von Concordia Delitzsch während des Gastspieles bei Einheit Plauen auch dieses Mal nicht ihr wahres Gesicht zeigen. Stattdessen verteilten sie beim 25:30 (11:13) am Sonnabend fleißig Geschenke.
Schlechte Pässe, technische Fehler und Fehlwürfe, die für mehrere Spiele reichen würden, führten schließlich zu einer verdienten Niederlage. Delitzsch begann allerdings sehr konzentriert. Plauen hatte vor allem in der Deckung große Probleme mit dem schnellen Concorden-Spiel. Aber bedingt durch Unkonzentriertheiten und eine nicht so aggressive Deckung schaffte es Delitzsch nicht, sich abzusetzen. Plauen zog geduldig sein Angriffsspiel auf und wartete, bis sich die Lücke im Deckungsverbund der Delitzscher auftat.
Anders als der Gastgeber, der seine Chancen zu nutzen wusste, scheiterte Delitzsch reihenweise am Torhüter. Auch eine Auszeit verhalf nicht, wieder Ruhe ins Spiel zu bringen. Denn neben den Fehlwürfen schlichen sich jetzt auch ungewöhnlich viele Fehler im Angriffsspiel ein. Das lag nicht an einer überragenden Deckungsarbeit der Gastgeber, sondern einzig und allein an den Spielern selber. Der Zwei-Tore-Rückstand zur Pause war dann die logische Konsequenz aus dem fehlerhaften Spiel.
Die Pause tat der Mannschaft sichtlich gut. Wie zu Beginn der ersten Halbzeit wurden die Angriffe nun wieder konzentriert zu Ende gespielt und die Abwehr agierte endlich mit der Aggressivität, wie man es aus den ersten Spielen kannte. Aber wieder schaffte der NHV es nicht, sich abzusetzen. Besonders die Kreisanspiele der Gastgeber konnten in der zweiten Halbzeit nicht unterbunden werden. Was dann passierte, ist nur schwer in Worte zu fassen. Im Angriff klappte überhaupt nichts mehr, die Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse. Und wenn doch mal ein Spieler frei durch war, dann scheiterte er entweder am Torhüter oder warf am Kasten vorbei.
Die Hausherren hatten dadurch leichtes Spiel und ein Debakel bahnte sich an. Aber mit den letzten Toren durch Michael Günther konnte Delitzsch die Niederlage noch im Rahmen halten. NHV-Trainer Jan Jungandreas erklärte nach dem Spiel: „Wir haben über 60 Minuten nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Bis wir eine Spitzenmannschaft sind, ist es noch ein weiter Weg.“ Für die Delitzscher heißt es nun, die Fehler aufzuarbeiten und die Leistung aus den ersten drei Spielen im nächsten Heimspiel wieder auf die Platte zu bringen. Dass sie deutlich besser spielen können, wissen die Spieler mit Sicherheit am besten.
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 23.September 2019

Samstag, 14. September 2019

NHV - HC Aschersleben 31:27 (11:12)

Eine Mannschaft voller Spieler des Abends

Es ist wohl das, was man einen perfekten Einstand nennt. Da bestreitet Neuzugang Maximilian Amtsberg sein erstes Punktspiel vor heimischem Publikum. Der NHV Concordia Delitzsch gewinnt gegen den HC Aschersleben mit 31:27 (11:12) und hat damit nach drei Begegnungen eine Weste, die angesichts der 6:0 Punkte weißer gar nicht sein könnte. Der Handball-Oberligist setzt sich damit erst einmal vorne fest. Und Amtsberg, in der vorigen Saison Torschützenkönig der Thüringenliga, erzielt sieben Treffer und wird vom Fanclub zum Spieler des Abends gekürt. „Ich bin zufrieden“, kommentiert der 20-Jährige kurz und knapp.
Dabei hätte der Fanclub auch mehre andere Spieler auszeichnen können. So Torwart Marian Voigt, der zahlreiche Würfe pariert und vor allem in wichtigen Phasen Gegentreffer reaktionsschnell verhindert. Der 21-Jährige weiß nach eigenen Worten selbst nicht so recht, warum es bei ihm momentan so gut läuft. „Ich versuche, alles zu geben, um das Vertrauen der Trainer zu rechtfertigen“, sagt er. Und kassiert ein Sonderlob von Coach Jan Jungandreas: „Er hat gut gehalten.“ Auch Steve Baumgärtel wäre keine falsche Wahl gewesen. Der Routinier spielt komplett durch, beruhigt, wenn nötig, das Match, um es wenige Augenblicke später wieder schnell zu machen. Zudem wirft der bundesligaerprobte Denker und Lenker fünf Tore und bestätigt, warum Gäste-Trainer Dmitri Filippov schon vor der Begegnung großen Respekt gezeigt und ihn als „hervorragende Verstärkung“ bezeichnet hatte.
Aber auch Frank Grohmann, Torschützenkönig der vergangenen Oberliga- Saison, hätte sich die Gewürzmischung, die der ausgezeichnete Spieler erhält, verdient. Er kommt erst später zum Einsatz und dort zumeist auf Rechtsaußen. In der Schlussphase lässt er mit seinen Treffern die Gäste aus Sachsen-Anhalt spüren, dass für sie an diesem Abend in Nordsachsen nichts zu holen ist.
Ebenso in der engeren Wahl dürfte Oliver Wendlandt gewesen sein. Der Abwehrorganisator gibt der anfänglich etwas löchrigen Deckung Halt und trifft dazu noch fünfmal ins gegnerische Gehäuse. Tatsächlich fällt an diesem Abend keiner der Delitzscher Handballer ab. Positiv wirkt sich aus, dass die Trainer Maik Kroke und Jan Jungandreas große Auswahl haben und zudem viele Spieler auch so flexibel sind, dass sie mehrere Positionen bekleiden könne. „Unsere breite Bank hat sich heute ausgezahlt“, meint denn auch Voigt. Im Vergleich zur vorigen Saison „sind wir als Mannschaft enger zusammengerückt“, betont der Schlussmann.
Dieser Teamgeist trägt offenkundig dazu bei, dass die Delitzscher sich auch von einer durchwachsenen ersten Halbzeit nicht aus der Spur bringen lassen. „Da haben wir ohne Tempo agiert, ein bisschen ängstlich“, bemängelt Baumgärtel. „Und zu viele technische Fehler gemacht“, ergänzt Jungandreas.
Kein Wunder also, dass die Gastgeber mit einem 11:12-Rückstand in die Halbzeit gehen – und wie verwandelt zurückkommen. Plötzlich ist Geschwindigkeit im Angriff, werden Tempogegenstöße gelaufen, packt die Abwehr entschlossen zu. So werfen die Concorden einen kleinen Vorsprung heraus. Aschersleben zeigt großen Einsatz, kämpft sich immer wieder heran, muss sich dann aber dem Schlussspurt des NHV geschlagen geben. „So sollte es weitergehen“, hofft Amtsberg. Baumgärtel bekräftigt, sein vor der Partie geäußerter Satz, wenn Delitzsch weiter so den Stiefel spiele, werde es schwer, den NHV zu schlagen, „gilt weiter“. Das soll am nächsten Wochenende auch Einheit Plauen zu spüren bekommen. Der NHV ist bei dieser Auswärtsbegegnung nach den bisherigen Leistungen jedenfalls nicht der Außenseiter.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 16.September 2019