Mittwoch, 18. Dezember 2019

Delitzscher Freudentänze

Es ist die Überraschung in der Mitteldeutschen Oberliga. Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben die Hinrunde mit 20:6 Punkten als Spitzenreiter abgeschlossen. Kein Wunder, dass die Konkurrenz in den Nordsachsen einen der Favoriten auf den Platz ganz oben sieht. „Delitzsch hat einen super Kader, auch in der Breite“, meint Ines Seidler, Trainerin des USV Halle. Ähnlich urteilt Igor Ardan, Coach des Tabellendritten HSV Bad Blankenburg. Der NHV habe „eine starke Mannschaft und ist für mich der große Favorit auf die Meisterschaft“.
Zufrieden mit der Herbstmeisterschaft ist natürlich auch Jan Jungandreas, der gemeinsam mit Maik Kroke die Concorden trainiert. „Wir können auf das Erreichte stolz sein“, sagt Jungandreas und kündigt für die am 21. Dezember mit dem Heimspiel gegen Köthen beginnende Rückrunde an: „Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen.“ Mannschaftskapitän Felix Herholc ergänzt, das Team wolle möglichst alle Heimpartien für sich entscheiden „und auswärts mitnehmen, was mitzunehmen ist“. Es wäre toll, wenn am Ende ein Medaillenplatz herausspringen würde. „Das wäre dann unser Geschenk zum zehnten Geburtstag des Vereins.“
Über einen möglichen Aufstieg in die dritte Liga mögen beide nicht sprechen. „Das ist noch kein Thema, das wäre zu früh“, winkt Jungandreas ab.
Die Gründe für den unerwarteten Aufschwung am Lober sind vielfältig. Zum einen ist es den Verantwortlichen gelungen, den Kader zu verstärken und gleichzeitig zu verjüngen. Rückkehrer Steve Baumgärtel ist zwar schon 35, aber fit wie ein 20-Jähriger und Denker und Lenker der Mannschaft. Maximilian Amtsberg (20), Moritz Brodowski (19) und Niklas Zierau (19) haben ihr Können mehr als angedeutet, aber noch Potenzial nach oben. Bislang ist Delitzsch auch, mit Ausnahme von Oliver Wendlandt, von länger dauernden Verletzungen verschont geblieben. Im Gegensatz zum Vize- Herbstmeister HC Burgenland, der mehrere Stammspieler über Monate hinweg ersetzen muss.
Zudem scheint die Mischung zu stimmen. „Die Integration der neuen Spieler ging schneller als gedacht“, freut sich Jungandreas. „Sie machen sich super“, hat Herholc beobachtet, „auch wenn sie natürlich noch Zeit brauchen.“ Sie wollten sich „Woche für Woche verbessern“, ergänzt Jungandreas. Ihm und Kroke ist es gelungen, mit einer offensiveren Deckung schnellen und attraktiven Handball zu implantieren. Die 5:1- Formation funktioniert meistens gut. Nun soll ein zweites Abwehrsystem einstudiert werden. Ferner sollen Neuzugang Marius Harig (21) und Jan Derk Janßen (25) weiter herangeführt werden. „Jan braucht nach zwei Kreuzbandrissen Zeit“, weiß Jungandreas. „Wir hoffen aber, dass er das schnell schafft und Niklas Prautzsch mehr entlasten kann.“ Harig werde seinen Weg gehen. „Er trainiert gut und wird auch mehr Spielzeiten in Angriff und Abwehr bekommen.“
Das alles hat aber nur deshalb gut geklappt, „weil beim Training immer mindestens 14 Spieler da sind“, begründet Herholc. So könne die Abwehr die Zusammenarbeit verbessern, im Angriff sei die Chance vorhanden, neue Spielzüge einzustudieren. In der vergangenen Saison seien dagegen häufig „nur sechs, acht Spieler“ beim Training gewesen. Das intensive Üben hat dazu geführt, dass etwa Torwart Marian Voigt „sich toll entwickelt hat und zu einer echten Stütze geworden ist“, wie Jungandreas feststellt. „Das freut mich sehr für Marian“, sagt Herholc, auch wenn seine Einsatzzeiten etwas geringer geworden sind als 2018/19, als er weitgehend Alleinunterhalter im Delitzscher Kasten war. Aber er weiß: Ein gutes Team braucht zwei Top-Torhüter. Voigt hat übrigens gerade seinen Vertrag um ein Jahr bis Ende der Saison 2020/21 verlängert.
Erfolgreichster Hinrunden-Torschütze des NHV war Frank Grohmann mit 95 Treffern, gefolgt von Amtsberg (51), Baumgärtel (48) und Prautzsch (40). Grohmann ist der beste Siebenmeterschütze der Liga. Von 46 Versuchen verwandelte er 43. Bei den Zeitstrafen führt Brodowski die Concorden- Hitliste mit 14 Hinausstellungen an. Dahinter folgen Martin Müller (12), Wendlandt und Baumgärtel (je 8).
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 18.Dezember 2019

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