Samstag, 19. Dezember 2015

LHV Hoyerswerda - NHV 29:28 (17:12)

Unruhige Weihnachten

Den Mannen des NHV Concordia Delitzsch steht ein mutmaßlich unruhiges Weihnachtsfest ins Haus. Die Mannschaft von Trainer Michael Schneider verlor am Sonnabend 28:29 (12:17) beim LHV Hoyerswerda und verpasste den Sprung zurück an die Tabellenspitze der Handball-Sachsenliga. Nach der zweiten Niederlage am Stück beträgt der Rückstand auf Primus Radeburg zwei Punkte. Dort gastiert der NHV übrigens zum Start ins neue Handball-Jahr am 9. Januar.
Mit einem Auftritt wie in Hoyerswerda dürfte es aber gegen jeden Gegner schwer werden. Auch wenn Michael Schneider anschließend „vom besten Sachsenliga-Spiel, das ich in dieser Saison gesehen habe“, schwärmte. Christian Hornig war dagegen pappesatt, kritisierte das Team ungewöhnlich scharf: „Da wird lieber der Fehler beim Nachbarn gesucht, anstatt sich selbst kritisch zu hinterfragen“, sagte der Concordia-Teammanager und ergänzte: „Wir nehmen uns Würfe, die völlig unvorbereitet sind und die jede taktische Disziplin vermissen lassen.“
Allerdings standen die Zeichen schon vorm Anpfiff denkbar ungünstig. Es fehlten der langzeitverletzte Jan Jungandreas, Kapitän Ivo Doberenz, Marcus Leuendorf, Matthias Strehle und Clemens Liebezeit. Zu allem Überfluss standen Torhüter Gábor Pulay und Marcel Ulrich im Stau und konnten erst Mitte der ersten Halbzeit eingreifen. Angesichts dieser suboptimalen Voraussetzungen fanden die Gäste recht gut in die Partie, führten anfangs sogar 3:1. Doch anschließend lief so gut wie gar nichts mehr zusammen. In der Defensive packten die Delitzscher nur zaghaft zu. Hoyerswerda bedankte sich mit einfachen Toren. Speziell Riese Lukasz Stodtko konnte machen, was er wollte. „Wir haben im Abwehrverbund viel zu passiv agiert. Wir mussten uns jedes Tor hart erarbeiten und haben es Hoyerswerda durch unser Abwehrspiel viel zu einfach gemacht“, sagte Delitzschs Co-Trainer Martin Möhle. Der Rückstand wuchs bis zur Pause auf 12:17 an – und diesen Rucksack schleppten die Concorden bis in die Schlussphase der Partie mit sich herum. Die Hausherren hatten keine Mühe, den Vorsprung zu verwalten, da auch die Torhüter des NHV einfach nicht ins Spiel fanden. Erst ab Mitte der zweiten Halbzeit war die Aggressivität in der Abwehr auf Normalniveau. Auch wenn im Angriff nicht alles klappte oder der Pfosten mehrfach im Wege stand, kam Delitzsch nun Tor um Tor heran. Aus einem 23:28 in der 54. Minute war 15 Sekunden vor Schluss ein28:29 geworden. Und das Beste: Die Gästen hatten sogar noch einmal den Ball. Doch die Schiedsrichter pfiffen sonderbarerweise ein Stürmerfoul und entschieden damit die Partie. Die Delitzscher waren außer sich. Danny Trodler und Ivo Doberenz stürzten auf den Unparteiischen zu, mussten von Michael Schneider zurückgehalten werden. Die Aufregung half ohnehin nichts. Ihren Pfiff nahmen die Referees nicht zurück. Das Spiel hatten die Delitzscher sowieso vorher vergeigt. Auch wenn Martin Möhle fand: „Schlussendlich stehen wir mit einer sehr bitteren Niederlage da.“ Dass es überhaupt so eng wurde, lag aber nicht an den Schiedsrichtern, sondern am lange Zeit viel zu pomadigen Spiel der Concorden.
Johannes David/Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 21.Dezember 2015

Sonntag, 13. Dezember 2015

SV Koweg Görlitz - NHV 26:25 (16:11)

NHV bekommt an der Grenze Grenzen aufgezeigt

Die Reise in die östlichste Stadt Deutschlands ging für die Delitzscher am Sonntag im sechsten Jahr schon zum fünften Mal gehörig in die Turnhose. In einem Spiel mit miserabler erster und – vor allem kämpferisch – starker zweiter Hälfte verloren die Loberstädter am 10. Spieltag der Sachsenliga beim SV Koweg Görlitz mit 25:26 (11:16). Durch die erste Saisonniederlage müssen sich die Delitzscher in der Tabelle nun einstweilen hinter dem an diesem Wochenende spielfreien TSV 1862 Radeburg einsortieren, können aber schon am kommenden Wochenende mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Hoyerswerda den Platz an der Sonne zurückerobern.
Unter den neugierigen Augen des nach Verlustpunkten ärgsten Aufstiegskonkurrenten Radeburg zeigte sich bereits in den ersten Spielminuten, dass die aus einer aggressiven 6:0-Deckung aufspielende Koweg-Sieben unbedingt beide Punkte daheim behalten wollte. Im Gegensatz dazu gelang es dem vermeintlichen Favoriten aus der Loberstadt in der 1. Halbzeit weder im Angriff noch in der Abwehr auch nur einigermaßen Normalform zu erreichen. Der Ball lief nicht wie gewohnt durch die Delitzscher Reihen, wodurch das Angriffsspiel der Gäste ein ums andere Mal ins Stocken geriet. Dies wiederum führte dazu, dass sich die Concorden immer wieder in Einzelaktionen aufrieben, was in Mannschaftssportarten wie Handball traditionell keine gute Idee ist. Das wohl größte Manko in der ersten Hälfte war das Rückzugsverhalten – 8 von 15 Toren aus dem Feld erzielte Görlitz aus der 1. und 2. Welle oder über die schnelle Mitte. Da nützte es auch wenig, dass die Concorden den Gastgeber zumindest im Positionsangriff relativ gut im Griff hatten. Zu allem Übel konnten diesmal – ganz im Gegensatz zu den vorherigen Partien – auch die Torhüter Gabor Pulay und Max Neuhäuser keine Glanzpunkte setzen. Als es dann in den letzten Minuten vor dem Halbzeitpfiff auch noch einige überhastete Abschlüsse auf den Spielberichtsbogen des eifrig mitschreibenden Delitzscher Co-Trainers Martin Möhle schafften, war die Pausensirene fast schon eine kleine Erlösung.
Die Kabinenansprache des Delitzscher Cheftrainers Michael Schneider wird es wohl in sich gehabt haben, denn obwohl sich der Rückstand zunächst sogar noch auf 11:17 erhöhte, zeigten die Concorden nun ein deutlich verbessertes Rückzugsverhalten  und gingen im Abwehrverbund  endlich mit der nötigen Aggressivität zu Werke. Und tatsächlich, eine Viertelstunde vor Schluss war der Anschluss geschafft. Dank eines Doppelschlags von NHV-Routinier Marcel Ulrich führte Görlitz auf einmal nur noch 20:19. Doch so sehr sich die Delitzscher auch mühten, der Ausgleich wollte einfach nicht gelingen. Zwar konnte sich nun auch Gabor Pulay im NHV-Tor immer wieder mit schönen Paraden auszeichnen. Bedauerlicherweise landeten die Abpraller jedoch mit schöner Regelmäßigkeit beim Gegner, der diese Einladung dankbar annahm. Dazu gesellten sich Schiedsrichterentscheidungen, bei denen das Prädikat „merkwürdig“ noch geschmeichelt erscheint. Trotz allem müssen sich die Delitzscher den Vorwurf gefallen lassen, nicht wenigstens einen Punkt mitgenommen zu haben, denn Möglichkeiten gab es zur Genüge. Da passt es ins Bild dieses gebrauchten Tages, dass das letzte Delitzscher Tor – der vermeintliche Ausgleich – von den Neugersdorfer Schiedsrichtern zurückgepfiffen wurde, so dass die Hausherren den 26:25-Erfolg knapp über die Zeit retteten.
Der erkennbar konsternierte Delitzscher Co-Trainer Martin Möhle hatte anschließend Mühe, ein sachliches Fazit zu formulieren: „Ich bin sehr enttäuscht. Mit der ersten Hälfte können wir absolut nicht zufrieden sein. Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr haben wir weit unter unseren Möglichkeiten gespielt. Kämpferisch gut war die 2. Halbzeit. Da hat sich jeder zerrissen und wir konnten den Rückstand fast noch aufholen. Leider sind wir häufig an den gerissenen Lücken im Görlitzer Abwehrverbund vorbeigelaufen und haben die falsche Wurfentscheidung getroffen.“ Auch der mit Schulterverletzung bis zum Saisonende ausfallende NHV-Torjäger Jan Jungandreas war untröstlich: „Da kämpfen wir uns nach einem 6-Tore-Rückstand noch einmal ran und bringen uns dann um die Belohnung.“ Dass es zur Stellenbeschreibung eines guten Trainers gehört, seine Schäfchen auch nach bitteren Niederlagen wieder aufzubauen, weiß auch Martin Möhle: „Letztendlich geht durch die Niederlage die Welt nicht unter. Wir müssen nun die Ruhe bewahren, die entsprechenden Lehren ziehen und nächste Woche in Hoyerswerda eine angemessene Reaktion zeigen.“

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Saisonaus für Concordias Tormaschine

Die Anhänger des Delitzscher Handballs müssen nun sehr tapfer sein. Denn nach einer eingehenden Untersuchung im Delitzscher Kreiskrankenhaus steht seit Montagnachmittag fest, dass die rechte Schulter des Delitzscher Torschützen vom Dienst Jan Jungandreas am Samstag beim Sieg gegen den HC Elbflorenz den befürchtet schweren Schaden davongetragen hat und Jungandreas mit hoher Wahrscheinlichkeit in dieser Saison nicht mehr für den NHV auflaufen wird. Bereits am Dienstag wurde der Delitzscher an der Sportklinik Halle von Dr. Martin Pyschik operiert, ein ausgewiesener Experte für derartige Verletzungen.
Passiert ist das Malheur knapp zehn Minuten vor Spielende. Jan Jungandreas springt in Richtung Ball. Sein grob kalkuliert doppelt so hoher und dreimal so schwerer Gegenspieler Alexander Matschos springt nicht. Matschos ist einfach da. Jungandreas prallt ab, fällt, landet unsanft, krümmt sich vor Schmerzen und jeder im Publikum ahnt sofort Schlimmes. Diese Ahnung reifte am Montag zur Gewissheit. Zwar sind Bänder und Sehnen heil geblieben. Dran glauben musste jedoch die vordere Gelenklippe im rechten Schultergelenk – Riss im Labrum glenoidale, wie der Lateiner sagt. Während der normalsterbliche Nicht-Mediziner vermutlich einigermaßen problemlos durchs Leben kommt, ohne zu wissen, dass er eine Gelenklippe in sich trägt, ereilt Jan Jungandreas diese Erkenntnis bereits zum zweiten Mal. Vor acht Jahren zog er sich die selbe Verletzung schon einmal zu und musste ein halbes Jahr pausieren.
Wie wichtig der am Donnerstag 28 Jahre alt werdende Linkshänder für das Delitzscher Team ist, lässt sich schwarz auf weiß aus der Torjägerstatistik ablesen. Denn obwohl Jungandreas verletzungsbedingt in dieser Saison nur die Hälfte der bisherigen Spiele bestreiten konnte, führt er die vereinsinterne Torschützenliste mit 44 Toren aus fünf Spielen an. Auch gegen Elbflorenz war der gerade erst von einem Muskelfaserriss genesene Linkshänder mit elf Toren einmal mehr Topscorer.
Der Pechvogel war zunächst untröstlich, blickt aber auch schon wieder nach vorn und gibt sich kämpferisch: „Mit dem NHV aufzusteigen ist sportlich mein größter Wunsch. Dafür hab ich mich in den letzten Jahren zerfetzt und nun nicht mehr helfen zu können, ist unglaublich hart für mich. Ich bin mir aber absolut sicher, dass wir als Mannschaft stark genug sind und unser Ziel trotzdem erreichen werden. Ich werde die Jungs jetzt eben von der Tribüne oder Bank aus unterstützen und da volle Pulle geben.“
Auch Teammanager Christian Hornig sieht keinen Grund, vom ausgegebenen Saisonziel abzurücken: „So niederschmetternd diese Diagnose im Moment auch ist. Wir haben in dieser Saison schon viele positive Antworten gegeben auf die Herausforderungen die wir bisher zu bewältigen hatten. Mit Lucas Mittag und Clemens Liebezeit haben wir zwei sehr gute Linkshänder, die demnächst wieder komplett ins Mannschaftstraining einsteigen werden. Und unser ehemaliger Kapitän Marcus Leuendorf wird aushelfen, so oft er kann.“
Chefcoach Michael Schneider tüftelt derweil mit Co-Trainer Martin Möhle schon neue Taktiken aus: „Wir spielen gerade mit mehreren Ideen. Welche davon zum Tragen kommen werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Für Jan ist es natürlich verdammt schade. Aber er ist eine starke Persönlichkeit und diese Verletzung wird ihn nicht umhauen. So wie ich ihn kenne, wird er stärker zurückkommen als je zuvor.“
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 2.Dezember 2015