Sonntag, 31. Januar 2016

NHV - EHV Aue II 22:22 (13:12)

Hornig-Truppe lässt Erzgebirgler mit Punkt ziehen

Die Analyse des Handballspiels vom Sonntagabend fällt für die Delitzscher Concorden ernüchternd aus: Vorn zu viele Fehler gemacht und zu wenige Bälle im Tor untergebracht, einen Punkt verschenkt, dennoch die Tabellenführung der Sachsenliga gerettet.
Die Gastgeber aus der Loberstadt empfingen die zweite Mannschaft des EHV Aue. Die Gäste waren heiß auf die Begegnung, wollten von Anfang an zeigen, wie der Primus der Liga geärgert werden kann. Es gelang ihnen mit scheinbar nicht allzu großer Mühe. Auch wenn die Erzgebirgler sicher ein Gegner auf Augenhöhe waren, sich bestens präsentierten und am Ende auch das 22:22 Unentschieden wie einen Auswärtssieg feierten, brachten sich die Concorden schließlich und in erster Linie selbst um den Erfolg.
„Wir haben tatsächlich nicht schlecht gespielt“, schlug NHV-Trainer Christian Hornig zunächst versöhnliche Töne an, ehe er dann aber brachial deutlich wird: „Das Torhüter-Duell haben heute die Auer für sich entscheiden können. Erik Töpfer war deutlich präsenter als unsere beiden Torhüter.“ Hinzu kam aus seiner Sicht die eklatante Fehlerquote bei den Torwürfen. „Dass wir nur 22 Gegentore kassierten, ist so schon in Ordnung, damit kann man zufrieden sein“, sagte Hornig, der ohnehin sein Team in der Abwehr auf der Höhe der Aufgaben sah. Weniger befriedigend ist dagegen die eigene Torausbeute. Dabei sah es zu Spielbeginn und in der ersten Phase der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht aus. Die Delitzscher führten, hielten das Tempo hoch und setzten Aue gleich unter Druck. Das gelang bis zum 6:3 in der zehnten Minute, sieben Minuten später hieß es aber schon 7:7. Wieder rissen sich die Gastgeber zusammen, machten das Spiel breit. Allerdings profitierten sie hier schon von den Konzentrationsschwächen der Auer, die immer mal wieder nicht den Ball zu packen bekamen. Beim 10:7 schien es, als hätten sich die Concorden wieder gefangen, doch von den NHV-Zeitstrafen profitierte der EHV, ließ sich nicht abschütteln. In der Schlussphase der ersten Hälfte bekam Gabor Pulay eine Pause verpasst, Neuhäuser hütete den Kasten. Mit zwei Treffern in Folge holte Grafe den 13:12-Pausenstand heraus.
Im zweiten Teil der Partie wurde es für die Concorden gleich ganz übel. Aue zog auf 17:14 davon. Felix Roth war von der NHV-Abwehr nicht zu halten. Er traf später auch zum 22:22-Ausgleich. Auf Delitzscher Seite waren die Angriffsbemühungen zwar lobenswert, doch schien es, als fehlten die Ideen, um die Aue-Abwehr mit Torhüter Töpfer zu knacken. Danny Trodler war dem Verzweifeln nahe, nur zwei Tore stehen für ihn im Protokoll. Untypisch für den Rückraumschützen. „Eigentlich liegt mir eine defensive Abwehr, aber diesmal klappte leider nicht viel. Den Hut muss ich mir wohl aufsetzen“, sagte Trodler. Schuldgefühle am Ende des Spieles plagten ihn. Wohl auch deshalb, weil er sich für den Nicht-Sieg verantwortlich fühlte. Doch nicht er allein konnte sein Leistungsvermögen nicht vollständig abrufen. Patrick Baum sah beispielsweise, dass (zu)viele technische Regelfehler die Auer immer wieder leicht in Ballbesitz brachten und sie so auch zu einfachen Toren kamen. Dass auch in der Schlusssekunde die Concorden den Ball wiederum nicht in Töpfers Tor unterbrachten, war Symbolik für die ganze Partie. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Noch ist nichts passiert. Wir sind noch auf Kurs“, sagte Coach Hornig und bleibt zuversichtlich. Dass der NHV vor dem LHV Hoyerswerda liegt, ist dem guten Torverhältnis zu danken.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 1.Februar 2016

Sonntag, 24. Januar 2016

HVO Cunewalde - NHV 19:29 (8:15)

Die nächste Kiste Bier

Nach den zwei deutlichen Siegen gegen den Herbstmeister aus Radeburg und gegen Zwönitz hat der NHV Concordia Delitzsch mit dem 29:19 beim HVO Cunewalde nachgelegt. Das war auch nötig. Schließlich hatte sich Hoyerswerda bereits am Sonnabend mit einem Sieg in Radeburg in Lauerstellung gebracht und gilt nun als stärkster Konkurrent um den Aufstieg. Delitzsch kann sich auf dem einen Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze freilich nicht ausruhen. Neu-Coach Christian Hornig blieb trotz des erneuten Kantersieges nüchtern: „Das war okay. Wir haben heute zum ersten Mal die 6:0-Deckung gespielt und haben damit den Grundstein gelegt, dass wir auch in den nächsten Spielen eine Variante haben, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen.“
Unterstützt von zahlreichen Schlachtenbummlern begannen die Gäste gewohnt druckvoll und erspielte sich schnell eine drei Tore-Führung. Vielleicht wollte Delitzsch zu schnell die Vorentscheidung suchen, denn obwohl Cunewalde selten eine Lücke im Abwehrverbund fand und sich zudem diverse technische Fehler erlaubte, schaffte es der NHV nicht, sich weiter abzusetzen. Statt mit der nötigen Ruhe und Konsequenz im Angriff zu agieren, verzettelten sich die Spieler in Einzelaktionen. So konnte Cunewalde bis zum 8:10 (20.) das Spiel recht ausgeglichen gestalten. „Danach haben wir es zu oft mit Einzelaktionen versucht“, sagte HVO-Trainer Carsten John. Erst zum Ende der ersten Halbzeit spielten die Concorden wieder konzentrierter und so ging es mit einer beruhigenden 8:15-Führung in die Pause.
Anscheinend fand Trainer Christian Hornig die richtigen Worte in der Kabine, denn die folgenden knapp zwölf Minuten fand Cunewalde quasi nicht statt und das Spiel war beim Stand von 8:22 entschieden. Das entzückte dann auch den Trainer. „20 Minuten kein Gegentor – einwandfrei, super“, sagte Hornig. Sein Gegenüber beschrieb die Situation wie folgt: „Die NHV-Abwehr war gut, wir waren natürlich auch schlecht.“
Delitzsch wechselte anschließend munter durch und verwaltete den Vorsprung bis zum Schluss. Dass in den verbleibenden Minuten der 30. Treffer nicht gelingen wollte, konnte die Mannschaft in diesem Fall verschmerzen. Anders verhält es sich mit der Verletzung von Lucas Mittag der sich Mitte der zweiten Halbzeit den Mittelfinger der linken Wurfhand auskugelte. „Hoffen wir, dass es nicht so schlimm ist“, so Hornig.
Die ersten drei Spiele in diesem Jahr unter dem neuen Trainer sind Geschichte und der NHV hat in keinem der drei Spiele mehr als 19 Gegentore zugelassen und zeigt sich auch im Angriff stark verbessert. Dass kommt den Coach übrigens einigermaßen teuer zu stehen. Für jedes Spiel, in dem seine Mannschaft weniger als 20 Gegentore kassiert, muss er eine Kiste Bier spendieren. Er wird die Kästen angesichts der jüngsten Auftritte gerne ausgeben.
Dass es trotzdem noch Verbesserungspotenzial gibt, hat auch dieses Spiel gezeigt. Am Sonntag gegen die Zweitligareserve von Aue gilt es hochkonzentriert zu Werke zu gehen, damit es keine böse Überraschung gibt. Immerhin rangieren die Erzgebirgler auf Tabellenplatz sechs. Die Partie beginnt 17 Uhr in der Becker-Halle. Gut möglich, dass der EHV mit einigen Profis anreist. Doch selbst das ficht Hornig nicht an. „Solche Spiele liebt man doch als Handballer.“ Mit ihrem momentanen Selbstverständnis und Selbstvertrauen sind die Delitzscher ganz sicher auf dem richtigen Weg.
Sven Sauerbrey / Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 26.Januar 2016

Samstag, 16. Januar 2016

NHV - Zwönitzer HSV 1928 39:18 (21:8)

Es passt überall

Das war eine selten, ja vielleicht noch nie gesehene Machtdemonstration des NHV Concordia Delitzsch. Mit 39:18 (21:8) demütigte der Sachsenliga-Primus am Sonnabend die Kellerasseln des Zwönitzer HSV und bescherte Neu-Trainer Christian Hornig den zwiten Sieg im zweiten Spiel. Das bestens gefüllt Kultur- und Sportzentrum bebte im Angesicht eines Handballfestspiels aus scheinbar lang vergangener Zeit.
Eigentlich war die überaus einseitige Angelegenheit schon nach einer Viertelstunde erledigt. 9:1 führte Delitzsch und die Partie erinnerte eher an ein Pokalspiel zwischen Bundes- und Kreisligist. An diesem Eindruck sollte sich auch in den kommenden 45 Minuten wenig ändern. Der NHV legte ein Wahnsinnstempo auf die Planken, kam stets und ständig zu freien Würfen. Der HSV war mit der Wucht, die über ihn hereinbrach, hoffnungslos überfordert. "Mit dem Einsatz und wie wir das Spiel gestaltet haben, bin ich zufrieden. Es passte heute überall", sagte Hornig.
Selbst ohne dien verletzten Leistungsträgern Jan Jungandreas, Ivo Doberenz und den verschnupften Patrick Baum sprühten die Hausherren vor Tatendrang. Den allerschärfsten Auftritt legte wohl Torhüter Gabor Pulay hin. Der 45-Jährige war möglicherweise an der Erfindung des Handballs und der Coolness beteiligt, parierte mal eben drei Siebenmeter. Die Mienen der Gäste sprachen schon nach ein paar Minuten Bände: verzweifelt, frustriert, bedient. Da half es auch nicht, dass sie bei eigenem Ballbesitz offenbar versuchten, die Delitzscher einzuschläfern. Man wunderte sich, wie langsam Handbälle fliegen können, ohne der Erdanziehung anheim zu fallen.
Der zum Zuschauen verdammte Patrick Baum analysierte die Valium geschwängerte Zwönitzer Darbietung zur Halbzeit folgendermaßen: "Die bekommen nicht ansatzweise ein flüssiges Kombinationsspiel hin, können froh sein, wenn sie nicht mit 25 Toren nach Hause gehen." 25 Tore Rückstand wohlgemerkt. Kollege Jan Jungandreas zäumte den Gaul lieber von der anderen Seite auf. "Wir spielen gut, dürfen sie aber jetzt nicht rankommen lassen, sonst gewinnen wir nur mit sieben, acht Toren." Das Delitzscher Selbstverständnis ist in diesen Tagen ein anderes als früher.
Das spürte man auch nach der Pause. Trotzt einiger Wechsel ließen die Concorden keine Luft ran, reihten ein  Kontertor an das andere und bescherten sogar dem gerade 17-jährigen Niels Stolzenburg sein erstes Sachsenliga-Tor im ersten Einsatz. "Unser Ziel war es, 60 Minuten lang zu überzeugen - unabhängig vom Gegner", sagte Coach Hornig. Das gelang nahezu ohne Abstriche.
Wie wichtig der Kantersieg war, verdeutlicht ein Blick auf's Tableau. Erster NHV-Verfolger bleibt Radeburg, das nur wegen des (nun deutlich) schlechteren Torverhältnisses aufn Platz zwei rangiert. Mit einem Punkt weniger folgt Hoyerswerda. Der LHV hielt im Verfolgerduell Görlitz auf Distanz und sorgte dafür, dass endgültig nur noch ein Dreikampf um die Meisterschaft lodert. Fortsetzung folgt am kommenden Wochenende.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 18.Januar 2016

Samstag, 9. Januar 2016

TSV 1862 Radeburg - NHV 19:27 (8:12)

Hornig packt alten Haudegen aus und stürmt mit Concordia an die Spitze

Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben mit Neu- Trainer Christian Hornig das Sachsenliga-Topspiel beim TSV 1862 Radeburg gewonnen und vom Rivalen die Tabellenspitze übernommen. Die Gäste setzten sich am Samstagabend mit 27:19 (12:8) durch. Die rund 50 Delitzscher Anhänger in der mit rund 220 Zuschauern restlos ausverkauften Paul-Tiedemann-Halle sorgten für Heimspielatmosphäre.
Nach der Entlassung des längjährigen Coaches Michael Schneider waren alle gespannt, wie sich die Mannschaft in Radeburg präsentieren wird. Dass dieses Spiel unter keinen Umständen verloren werden darf, darüber wurde ja schon berichtet. Der Druck, der sich auch durch die Niederlagen in Görlitz und in Hoyerswerda aufgebaut hat, war schon gewaltig.
Gewaltig war auch die Unterstützung der Fans, die schon vor Spielbeginn für eine Gänsehautstimmung sorgten. Für den ersten lautstarken Jubel sorgte dann ein „alter Haudegen“, denn Stefan Voigt streifte sich noch einmal das Spielertrikot über.
Von Anfang an merkte jeder in der Halle, dass Delitzsch topmotiviert und super vorbereitet in das Spiel geht. Die 1:0 Führung für Radeburg war die einzige im gesamten Spiel. Delitzsch war sofort im Spiel und glich nicht nur aus, sondern erspielte sich gleich einen Drei-Tore- Vorsprung. Die Art und Weise, wie in der Abwehr agiert wurde, wie im Angriff die Tore herausgespielt wurden, beeindruckte den Gastgeber. Dies zeigte sich auch durch die wechselnden Manndeckungen gegen Trodler, Baum oder Mittag. Doch egal, was sie versuchten, Delitzsch hatte immer eine Antwort parat. Jedes Tor wurde nicht nur von den Delitzscher Fans lautstark bejubelt, sondern auch von jedem einzelnen Spieler. „Weiter so“, hallte es lautstark durch die Halle, als Delitzsch mit einer auch in der Höhe verdienten 12:8-Führung in die Pause ging. Obwohl sich zu Beginn der zweiten Halbzeit einige einfache Fehler einschlichen, konnte Radeburg davon nicht profitieren. Wenn die Gastgeber einmal durchkamen, stand da noch ein überragender Gabor Pulay im Tor, der die Radeburger schier zur Verzweiflung brachte. Der Vorsprung wurde somit nicht nur souverän verwaltet, sondern immer weiter ausgebaut.
Bereits fünf Minuten vor Schluss feierten die Fans den Sieg. Ein Sieg, der in der Höhe so von niemandem erwartet wurde. Ein Sieg, der zeigt, wozu die Mannschaft fähig ist, wenn jeder hundert Prozent seiner Leistung abrufen kann. Ein Sieg, der genau zum richtigen Zeitpunkt kam.
Sich jetzt auf diesem Erfolg auszuruhen, wäre freilich das Falscheste, was passieren kann. Die Mannschaft hat es wieder in der eigenen Hand, den Aufstieg zu schaffen – und das direkte Duell gegen Radeburg (Remis im Hinspiel) für sich entschieden. Dies gibt am Ende bei Punktgleichheitden Ausschlag. Dieses Spiel muss der Maßstab sein für die weiteren Partien in dieser Saison, denn nur dann klappt es mit dem lange ersehnten Aufstieg.
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 11.Januar 2016

Donnerstag, 7. Januar 2016

Der "Mann für alle Fälle" übernimmt

Teammanager Christian Hornig ist ab sofort in Personalunion auch der neue Cheftrainer beim ambitionierten Handball- Sachsenligisten NHV Concordia Delitzsch. Der 38-Jährige soll als Nachfolger des entlassenen Michael Schneider den Aufstieg in die Oberliga schaffen.
Der Nachfolger des langjährigen NHV-Cheftrainers Michael Schneider (40) ist einer mit ordentlich Stallgeruch. Der 38-jährige Christian Hornig lernte dereinst als Sechsjähriger beim Concordia-Vorgängerverein ESV Delitzsch das Handballspiel – in der vergangenen Saison half er im vorletzten Spiel aufgrund von Personalmangel sogar noch einmal in der Ersten aus. Eben ein Mann für alle Fälle.
Hornig durchlief sämtliche Delitzscher Jugendmannschaften und schaffte es schließlich 1998 bis in die 2. Bundesliga, in der er fünf Jahre lang für die Concordia auflief. Es folgten Stationen beim SC DHfK Leipzig und in Landsberg, wo er schließlich 2010 erstmals in die Trainerrolle schlüpfte und den Sachsen-Anhalt-Ligisten zu einigen achtbaren Ergebnissen führte. Da der zweifache Vater samt Familie auch nach seinem sportlichen Weggang aus Delitzsch in der Loberstadt wohnen blieb, machten beide Hornig-Kinder ihre ersten handballerischen Versuche beim 2010 neu gegründeten NHV Concordia Delitzsch. So fand letztlich auch der Vater wieder zurück zu seinen eigenen Delitzscher Handballwurzeln.
Seit Sommer 2013 gehört Christian Hornig dem Vorstand des Vereins an und übernahm seither immer mehr Funktionen. In der laufenden Saison trainiert er nicht nur die Delitzscher F-Jugend, sondern zieht auch in der Männermannschaft als Teammanager die Fäden und hilft zudem in der Geschäftsstelle des Vereins aus. Aushilfsweise war Hornig auch in der Sachsenliga auf das Parkett zurückgekehrt. Am 25. April stellte er sich in der Heimpartie gegen Cunewalde zur Verfügung. Trainer Schneider, dem viele verletzte Akteure fehlten, ließ ihn die letzten vier Minuten ran – der wie auch Hüter Dirk Fischer reaktivierte Oldie versenkte kurz vor Schluss einen Siebenmeter zum 33:28-Sieg.
die Spieler kam die Entscheidung am Montagabend überraschend. Der zurzeit verletzte Kapitän Ivo Doberenz versichert dennoch, dass die Mannschaft sich konzentriert auf das wichtige nächste Spiel am Samstag vorbereiten wird: „Die sportliche Aufgabe der Mannschaft ist jetzt alleinig das Spiel in Radeburg. Da bleibt keine Zeit, länger über diese Entscheidung nachzudenken. Auf jeden Fall möchte ich aber Michael Schneider im Namen der Mannschaft für seine gute Arbeit in den vergangenen Jahren danken und ihm für seine nächsten sportlichen Stationen alles Gute wünschen.“
Zur Seite stehen wird dem neuen Cheftrainer der 29-jährige Martin Möhle, der auch weiterhin das Amt des Co-Trainers bekleiden wird. Da er wegen einer langwierigen Schulterverletzung auf dem Spielfeld einstweilen nichts ausrichten kann, wird zudem ab sofort Jan Jungandreas (28) versuchen, als Co-Assistent seinen Beitrag zum Erreichen des großen Saisonziels beizusteuern.
Das Ziel heißt nach wie vor Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga und ist trotz zuletzt zweier Pleiten in Folge bei zwei Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter und elf verbleibenden Partien noch immer in Sichtweite. Damit das so bleibt, sollte allerdings im nächsten Spiel am Samstagabend ein Sieg her. Und das wird kein einfaches Unterfangen. Denn der Gegner ist kein Geringerer als der aktuelle Tabellenführer TSV 1862 Radeburg – das einzige in dieser Saison noch ungeschlagene Team der Sachsenliga. NHV-Vorstandschef Axel Schüler ist dennoch guter Dinge: „Unsere Mannschaft wird mit breiter Brust, hochmotiviert und sehr gut vorbereitet zum Topspiel nach Radeburg fahren.“ Sollte es eine erfolgreiche Fahrt werden, hätte der NHV auf einen Schlag wieder beste Karten im Kampf um die Sachsenmeisterschaft. Und auf der Trainerbank jemanden sitzen, der aus eigener Erfahrung weiß, wie sich das anfühlt. Vor genau 20 Jahren feierte Concorde Christian Hornig als Spieler nämlich schon einmal den Sachsenmeistertitel für Delitzsch. Damals mit sagenhaften 52:0 Punkten. Die sind freilich nicht zu erreichen – aber für die„Mission Oberliga“ zählt nur Rang eins. Am Montagabend bekam die Mannschaft vor einem extra anberaumten Sondertraining die Informationen zum Trainer-Entscheid. Dann wurde in der Artur-Becker- Halle geübt. Insgesamt hat Hornig vier Trainingstermine, um die Mannschaft auf die bevorstehende Auswärtsfahrt nach Radeburg einzuschwören. Dort erwartet den Tabellenzweiten in der ausverkauften Paul-Tiedemann-Sporthalle bei der Premiere von Hornig ein heißer Tanz. Die Delitzscher und Radeburger verbindet ohnehin nicht gerade eine innige Freundschaft. In der vergangenen Saison hatte der TSV nach der Niederlage in Delitzsch Einspruch eingelegt, Streitpunkt war der NHV- Siegtreffer mit dem Abpfiff. Das Ergebnis wurde annulliert und die Saison ging in die Verlängerung – das für Platz eins nicht mehr wichtige Match wurde nach dem letzten Spieltag nachgeholt. Der NHV gewann mit 32:28 und sammelte die zwei Zähler doch noch ein.
Gleich im ersten Match der Saison 2015/16 gab es ein Wiedersehen und lange Gesichter bei Gastgeber Delitzsch. Der große Aufstiegsfavorit kam gegen den Mitbewerber über ein 27:27 nicht hinaus – und dabei sogar noch mit einem blauen Auge davon. Zur Halbzeit hatte es 12:15 gestanden, Michael Schneider raufte sich mehrfach die Haare und tigerte wie angestochen durch die Teamzone. Auch Jan Jungandreas verhinderte mit seinen neun Treffern nicht den ersten Punktverlust. Nun wird der an der Schulter verletzte Sohn des einstigen Delitzscher Bundesliga-Coaches Uwe Jungandreas „tatenlos“ – aber mit ziemlicher Sicherheit nicht schweigsam – als Mitglied des neuen Trainerteams an der Seite stehen.
Jens Terseniak / Torsten Teichert, Leipziger Volkszeitung vom 6.Januar 2016

Mittwoch, 6. Januar 2016

Paukenschlag: Concordia Delitzsch entlässt Trainer Michael Schneider

Das ist ein echter Paukenschlag zum Jahresbeginn: Der ambitionierte Handball- Sachsenligist NHV Concordia Delitzsch hat sich von seinem Cheftrainer Michael Schneider getrennt. Ein Nachfolger soll zeitnah bestimmt und bekanntgegeben werden. Bereits am Samstag tritt der Tabellenzweite beim Spitzenreiter TSV 1862 Radeburg an – dann sitzt der Neue mit ziemlicher Sicherheit bereits auf der Bank. Die Mannschaft wurde am Montagabend bei einem kurzfristig angesetzten Sondertraining über die neue Situation informiert.
„Sportliche Leitung und Vorstand haben während der Feiertagswochen umfangreich analysiert, abgewogen und resümiert, um mit ganzer Kraft die Rückrunde durch den Titel des Sachsenmeisters krönen zu können“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der NHV-Führung. „Veränderungen sollen der Mannschaft neue und andere Impulse verleihen. Der langjährige Chefcoach Michael Schneider ist beurlaubt und von seiner Aufgabe als Trainer der Sachsenliga-Mannschaft entbunden.“
NHV-Vorstandschef Axel Schüler signalisierte eine schnelle neue Lösung und erklärte: „Wir werden mit breiter Brust und einer hochmotivierten Mannschaft sehr gut vorbereitet zum Top-Spiel nach Radeburg fahren.“ Die Partie zum Rückrunden-Auftakt am bevorstehenden Wochenende trägt nach Ansicht der Concordia-Führung Endspiel-Charakter. Radeburg (19:3 Punkte) führt nach 11 von 22 Partien mit zwei Zählern Vorsprung auf Delitzsch (17:5), es folgen LHV Hoyerswerda (16:6) und SV Koweg Görlitz (15:7). Alle anderen Vereine sind bereits aus dem Rennen um Rang eins.
Über die exakten Hintergründe für die Demission von Schneider kann freilich ein wenig spekuliert werden. Der aufstiegswillige Verein war eigentlich grandios in die Saison gestartet, nach einem Remis zum Auftakt gegen Radeburg (27:27 am 12. September) folgten acht Siege – die Truppe stand glänzend da und grüßte mit 17:1 Zählern von der Tabellenspitze. Dann aber folgten zwei hauchdünne Niederlagen: in Görlitz gab es ein 25:26 (13. Dezember), in Hoyerswerda ein 28:29 (19. Dezember). Die Weihnachtsstimmung war futsch. In beiden Partien fehlte Top-Torjäger Jan Jungandreas. Der Sohn des einstigen Delitzscher Bundesliga-Coaches Uwe Jungandreas hatte beim letzten Sieg gegen den HC Elbflorenz II eine Schulterverletzung erlitten und fällt bis zum Saisonende aus.
In der Vorstandserklärung heißt es nun zu der Trainer-Entscheidung: „Ein hoher Einsatz und volles Risiko, denn fortan wird sich zeigen, ob das Team mit dieser Entscheidung tatsächlich neues Potenzial entfaltet.“ Offenbar hatte die Führungscrew auch in die Mannschaft hineingehorcht. Und war aufgrund der so gewonnenen Erkenntnisse zu der Überzeugung gelangt, dass Schneider nicht mehr der richtige Mann für die „Mission Aufstieg“ ist.
Wanken, zumal Radeburg mit bisher nur drei Unentschieden einen stabilen Eindruck hinterlässt. „Die Wunden der letzten beiden knappen Auswärtsniederlagen schmerzen sehr, zurückgeblieben sind Narben, deren schnelle Heilung im Fokus steht“, so die NHV-Sicht.
Triumph am Samstag in Radeburg wäre mehr als Balsam für diese Wunden – die Partie ist übrigens ausverkauft. Einlass in die rund 220 Zuschauer fassende Wettkampfstätte gibt es also nur für jene rund 50 Delitzscher Anhänger, die ein Ticket für den Fanbus ergattern konnten. Das erste Heimspiel mit neuem Trainer findet dann am 16. Januar gegen Aufsteiger Zwönitzer HSV 1928 statt. Der langjährige Chefcoach Schneider, im Hauptberuf Erzieher, hatte in den vergangenen Jahren mehrfach knapp den angestrebten Sprung in die Oberliga verfehlt. In der Saison 2014/15 landete er mit seinen Jungs auf Rang drei, die beiden Spielzeiten zuvor reichte es jeweils „nur“ zur Vizemeisterschaft.
Nach seinem letzten Match in sportlicher Verantwortung am 19. Dezember in Hoyerswerda gingen die Meinungen der „Würdenträger“ schon weit auseinander. Schneider schwärmte trotz der entgangenen Zähler „vom besten Sachsenliga-Spiel, das ich in dieser Saison gesehen habe“. Concordias Teammanager Christian Hornig war hingegen mächtig sauer, kritisierte das Team ungewöhnlich scharf: „Da wird lieber der Fehler beim Nachbarn gesucht, anstatt sich selbst kritisch zu hinterfragen. Wir nehmen uns Würfe, die völlig unvorbereitet sind und die jede taktische Disziplin vermissen lassen.“ Diese Worte erhalten mit der Entlassung nachträglich einen anderen Klang.
Schneider nutzten dann auch die wirklich schlechten Vorzeichen bei diesem Match nicht mehr für den „Job-Erhalt“. Es fehlten der langzeitverletzte Jan Jungandreas, Kapitän Ivo Doberenz, Marcus Leuendorf, Matthias Strehle und Clemens Liebezeit. Zu allem Überfluss hatten Torhüter Gàbor Pulay und Marcel Ulrich im Stau gestanden und erst Mitte der ersten Halbzeit eingegriffen. In Radeburg wird die Personalsituation eine bessere sein.
Jens Teresniak / Torsten Teichert, Leipziger Volkszeitung vom 5.Januar 2016