Das war eine selten, ja vielleicht noch nie gesehene Machtdemonstration des NHV Concordia Delitzsch. Mit 39:18 (21:8) demütigte der Sachsenliga-Primus am Sonnabend die Kellerasseln des Zwönitzer HSV und bescherte Neu-Trainer Christian Hornig den zwiten Sieg im zweiten Spiel. Das bestens gefüllt Kultur- und Sportzentrum bebte im Angesicht eines Handballfestspiels aus scheinbar lang vergangener Zeit.
Eigentlich war die überaus einseitige Angelegenheit schon nach einer Viertelstunde erledigt. 9:1 führte Delitzsch und die Partie erinnerte eher an ein Pokalspiel zwischen Bundes- und Kreisligist. An diesem Eindruck sollte sich auch in den kommenden 45 Minuten wenig ändern. Der NHV legte ein Wahnsinnstempo auf die Planken, kam stets und ständig zu freien Würfen. Der HSV war mit der Wucht, die über ihn hereinbrach, hoffnungslos überfordert. "Mit dem Einsatz und wie wir das Spiel gestaltet haben, bin ich zufrieden. Es passte heute überall", sagte Hornig.
Selbst ohne dien verletzten Leistungsträgern Jan Jungandreas, Ivo Doberenz und den verschnupften Patrick Baum sprühten die Hausherren vor Tatendrang. Den allerschärfsten Auftritt legte wohl Torhüter Gabor Pulay hin. Der 45-Jährige war möglicherweise an der Erfindung des Handballs und der Coolness beteiligt, parierte mal eben drei Siebenmeter. Die Mienen der Gäste sprachen schon nach ein paar Minuten Bände: verzweifelt, frustriert, bedient. Da half es auch nicht, dass sie bei eigenem Ballbesitz offenbar versuchten, die Delitzscher einzuschläfern. Man wunderte sich, wie langsam Handbälle fliegen können, ohne der Erdanziehung anheim zu fallen.
Der zum Zuschauen verdammte Patrick Baum analysierte die Valium geschwängerte Zwönitzer Darbietung zur Halbzeit folgendermaßen: "Die bekommen nicht ansatzweise ein flüssiges Kombinationsspiel hin, können froh sein, wenn sie nicht mit 25 Toren nach Hause gehen." 25 Tore Rückstand wohlgemerkt. Kollege Jan Jungandreas zäumte den Gaul lieber von der anderen Seite auf. "Wir spielen gut, dürfen sie aber jetzt nicht rankommen lassen, sonst gewinnen wir nur mit sieben, acht Toren." Das Delitzscher Selbstverständnis ist in diesen Tagen ein anderes als früher.
Das spürte man auch nach der Pause. Trotzt einiger Wechsel ließen die Concorden keine Luft ran, reihten ein Kontertor an das andere und bescherten sogar dem gerade 17-jährigen Niels Stolzenburg sein erstes Sachsenliga-Tor im ersten Einsatz. "Unser Ziel war es, 60 Minuten lang zu überzeugen - unabhängig vom Gegner", sagte Coach Hornig. Das gelang nahezu ohne Abstriche.
Wie wichtig der Kantersieg war, verdeutlicht ein Blick auf's Tableau. Erster NHV-Verfolger bleibt Radeburg, das nur wegen des (nun deutlich) schlechteren Torverhältnisses aufn Platz zwei rangiert. Mit einem Punkt weniger folgt Hoyerswerda. Der LHV hielt im Verfolgerduell Görlitz auf Distanz und sorgte dafür, dass endgültig nur noch ein Dreikampf um die Meisterschaft lodert. Fortsetzung folgt am kommenden Wochenende.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 18.Januar 2016
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