Samstag, 28. November 2015

NHV - HC Elbflorenz Dresden II 22:19 (13:9)

Spitzenreiter Delitzsch bangt um Matchwinner Jungandreas

Im Delitzscher Kultur- und Sportzentrum traf am Sonnabend der NHV Concordia Delitzsch in der Handball-Sachsenliga auf den HC Elbflorenz II. Die einheimische Mannschaft um Trainer Michael Schneider bezwang die Gäste mit 22:19 (13:9) Toren und bleibt damit weiter mit 17:1 Punkten an der Tabellenspitze, es folgt der TSV 1862 Radeburg mit 17:3 Zählern.
Die Spitzenteams treffen am 9. Januar aufeinander. „Für mich fällt dort eine Vorentscheidung“, sagte NHV-Vizepräsident Steffen Menzel. Das zu Saisonbeginn ausgegebene Ziel Aufstieg ist für ihn präsenter denn je. „Wir wollen es unbedingt. Die Voraussetzungen sind besser als die Jahre davor.“ Allerdings räumte er auch ein, dass man sich im Vorstand noch nicht vordergründig mit der Folge-Saison beschäftigt hat. „Die ersten Gespräche dazu führen wir in der kommenden Woche“, erklärte Menzel. Klarheit im „Fall Jan Jungandreas“ wird es bereits am Montag geben. Für den Top-Torjäger, der am 3. Dezember 28 Jahre alt wird und nach längerer Pause endlich wieder spielen konnte, kam in der 52. Minute erneut das verletzungsbedingte Aus. Er fiel auf die rechte Schulter und kugelte sich dabei offenbar den Arm aus. Der Notarzt musste kommen. Bis dahin hatte der Linkshänder bereits elf Tore geworfen, fünf Siebenmeter verwandelt.
Die Delitzscher hatten den Dresdnern in der Anfangsphase viel Raum zum Entfalten gelassen, gerieten so ins Hintertreffen. Da musste Coach Michael Schneider seine Stimme das erste Mal strapazieren. Es sollte im Verlauf nicht das letzte Mal gewesen sein. Erst nach sieben Minuten fanden die Concorden ins Spiel, gingen nach dem 2:4-Rückstand in Führung. Die Dresdner blieben aber dran, scheiterten aber ein ums andere Mal an Gabor Pulay. Allein in der ersten Halbzeit parierte er 13 Bälle, später hielt er zudem drei Strafwürfe. Mit einem komfortablen Vorsprung von vier Toren ging es in die Pause.
„Danach wollten wir wahrscheinlich zu viel, jeder wollte zeigen, was er kann. Was ja auch gut ist, aber in dieser Phase verlieren wir den Spielfaden“, resümierte Danny Trodler. Hinzu kamen ein paar Fehler mehr als sonst auf NHV-Seite. Die Dresdner nutzen das gnadenlos aus, kamen innerhalb von acht Minuten auf 15:16 ran. Grund genug für Coach Schneider die grüne Karte für eine Auszeit zu ziehen. Zum Ende hin fingen sich die NHV-Jungs wieder. Danny Trodler sprach von einer „relativ souveränen“ Endphase. Allerdings hätte er sich gewünscht, mit deutlich mehr Toren zu gewinnen. „Es wäre ein deutliches Zeichen an die Liga gewesen. Das haben wir leider versäumt.“ Dennoch könne die Mannschaft mit einem guten Gefühl in die jetzt folgenden schweren Auswärtsspiele gehen. Malte Unkell erinnerte an die vergangene Saison: „Da haben wir solche Spiele hinten raus meist verloren. Heute nicht mehr.“ Für ihn ist dafür der breite, gute Kader ausschlaggebend. Genauso sah es auch der NHV-Vorstandsvorsitzende Axel Schüler. In einem durchwachsenen Spiel habe sich der Bessere letztlich durchgesetzt. „Diese zwei Punkte waren wichtig.“ Zum Aufstieg sagte er: „Klare Ansage: Wir wollen aufsteigen.“ Er und sein Vize gehen davon aus, dass der jetzige Kader zusammenbleiben wird. „Finanziell ist für die laufende Saison bereits alles gedeckt“, erklärte Axel Schüler. Er sieht zudem einen deutlich steigenden Zuspruch für den Handball in Delitzsch. Ob das KSZ dann zur Dauerspielstätte wird, entscheidet sich im Februar.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 30.November 2015

Sonntag, 15. November 2015

NHV - SG LVB Leipzig II 26:22 (12:9)

"Nicht so schön"

Begeisterung klingt anders. „Über die zwei Punkte freue ich mich, aber das ist auch schon alles. Sonst war das Spiel nicht so schön“, sagte Michael Schneider. Der Coach des NHV Concordia Delitzsch, des Spitzenreiters der Handball-Sachsenliga, war nach der Sonntags-Partie gegen LVB Leipzig II hörbar angefressen. Das Spiel, das die Leipziger mit der Motivation angingen, „den Tabellenprimus einfach ein wenig zu ärgern“, endete erwartungsgemäß mit einem 26:22-Sieg der Gastgeber.
„Die Delitzscher waren einfach die vier Tore besser als wir“, schätzte LVB-Trainer Gabor Knappe im Nachhinein ein. „Und wir haben sie ins Schwitzen gebracht“, erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Für die Leipziger steht derzeit das Saisonziel klar fest: Klassenerhalt und „dafür verbessern wir uns mit jedem Spiel“. Den NHV hingegen sieht Knappe auf geradem Weg nach oben, kündigte aber schon mal an, dass es „ja auch noch ein Rückspiel geben wird“. Ganz so locker sah sein Trainerkollege Schneider die Partie nicht. Lediglich mit den ersten 15 Minuten war er zufrieden. Da führte seine Mannschaft 8:4. Zwar ließen sich die Jungs um Kapitän Ivo Doberenz nie wirklich die Butter vom Brot nehmen. Die Führung gaben sie nie ab, machten es aber zwischendurch immer mal spannend. Beim 10:9 schien es, als stünde die Wende des Spiels kurz bevor. „Ich hatte aber nie wirklich Zweifel oder das Gefühl, dass hier etwas anbrennen könnte“, stellte NHV-Mannschaftsleiter Christian Hornig klar. Dieses Gefühl teilten wohl auch die Akteure auf dem Parkett. Immer dann, wenn die Concordia ins Schlingern geriet, brachte sie sich selbst wieder auf Kurs. Wie kurz vor der Pause, als Felix Randt, an diesem Nachmittag der beste Torschütze, mit zwei Toren wieder einen soliden Abstand herstellte. Während in der Umkleide sicher deutliche Worte von beiden Trainern fielen, tummelte sich ein ganzer Schwarm von Nachwuchshandballern auf der Platte. Dem NHV muss also nicht bange sein, was die Zukunft des Handballs in Delitzsch betrifft. Nachstrebende Talente wurden längst ausgemacht.
Nach der Pause ging es rasant, aber sehr fair und mit hohem Tempo weiter zur Sache. Die Gastgeber setzten die Leipziger erheblich unter Druck, aber auch sich selbst. „Eigentlich wollten wir unseren Stiefel nur runterspielen und unser Spiel insgesamt verbessern. Ist uns heute nicht ganz optimal gelungen“, räumte Kreisspieler Marcel Ulrich ein. „Wir sind nicht so stark in die Tiefe gegangen, wie wir es eigentlich vorhatten.“ Trainer Michael Schneider sprach von vielen eigenen Fehlern, die zum Glück nicht so von den Leipzigern bestraft wurden, weil die eben auch nicht fehlerlos agierten. Die Auswertung werde intern erfolgen. Öffentlich wollte er sich dazu nicht äußern. Ein Gespräch der leisen Worte wird es wahrscheinlich nicht. Marcel Ulrich deutet an, worum es den Coach ging. „Wir sind wieder in alte Fehler verfallen. Wir haben zum Beispiel zu oft parallel vor der Abwehr gespielt, gerade bei einem 6:0-Riegel ist das nicht unbedingt erfolgreich.“ In der Abwehr, so sagte der 35-Jährige, sei einiges sehr gut gelaufen. „Nur 22 Gegentore, das ist okay.“
Ein gelungenes Comeback nach langer Pause feierte Lucas Mittag. Eigentlich war dessen Rückkehr noch nicht geplant, aber durch den krankheitsbedingten Ausfall von Marcus Leuendorf setzte der Coach auf den 21-Jährigen. Er setzte sich trotz noch nicht voll belastbarer Schulter und einem kaum vollwertigen Training sehenswert in Szene. „Aus dem Rückraum fehlt mir aber noch die Durchschlagskraft“, schätzte er ein. Anfang Dezember wolle er aber wieder voll einsatzfähig sein, hofft er.
In Sachen Torwartleistung gibt es übrigens keinerlei Abstriche auf beiden Seiten. Gabor Pulay hatte vor allem in der ersten 30 Minuten sehr starke Szenen, hielt nicht nur einen Strafwurf, sondern parierte auch elf Würfe. In der 45. Minute kam Max Neuhäuser ins Tor und knüpfte nahtlos an die gute Leistung an. Manuel Röttig, Ex-Concorde, lief im zweiten Teil der Partie zu Höchstform auf, konnte die Niederlage aber nur begrenzen.
Dass insgesamt der Druck aus dem NHV-Rückraum fehlte, fiel natürlich auch Christian Hornig auf. Obgleich er mit der Einsatzbereitschaft der Mannschaft zufrieden war, so habe ihm doch bei diesem Derby der Biss, das letzte Quäntchen Ehrgeiz gefehlt, um das Ergebnis vielleicht noch deutlicher ausfallen zu lassen. „Aber entscheidend sind am Ende die zwei Punkte und die haben wir.“ Es war der siebte Sieg der Delitzscher in Folge.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 17.November 2015

Samstag, 7. November 2015

NHV - HSG Neudorf/Döbeln 31:21 (14:10)

Die Höhe der Breite

Der NHV Concordia Delitzsch fegt weiter durch die Handball- Sachsenliga. Am Sonnabend bezwang die Mannschaft von Trainer Michael Schneider die HSG Neudorf/Döbeln 31:21 (14:10) und bleibt ungeschlagener Spitzenreiter. Mehr noch: Es war bereits der sechste Erfolg am Stück für die tapferen Schneiderlein.
Beim Betrachten des Gesamtwerks verfiel selbst der Oberkritiker in beinahe euphorischen Singsang. „Wenn man mit zehn Toren gewinnt, wollen wir mal nicht meckern“, sagte Michael Schneider. Tat er dann aber doch. Etwas obligatorische Kritik kann ja nicht schaden und schützt vor dem Fall des Hochmütigen: „Das war jetzt kein Traumspiel von uns.“ Damit dürfte der Cheffe vor allen Dingen den Auftakt beider Halbzeiten gemeint haben. Für die Anfangsphase der Partie ist das Wort „behäbig“ fast schon eine Untertreibung. Nach sieben Minuten waren gerade zwei Tore gefallen, stand es 1:1. Da dachten einige Zuschauer mit leichtem Schauder an die legendäre Defensivschlacht gegen den ZHC Grubenlampe vor einigen Jahren zurück. Im Gegensatz zum damaligen 13:13 nahm die Begegnung mit der Neudorf/Döbelner Abordnung dann doch recht zügig Fahrt auf, das heißt, vor allem der NHV nahm Fahrt auf.
Angetrieben vom umtriebigen Felix Randt schlichen sich die Hausherren Stück für Stück davon. Bei der HSG fehlte Toptorjäger Alexander Winkler an allen Ecken. Die Concorden können ihre aktuell auch nicht gerade traumhafte Personalsituation dagegen dank breitschultrigem Kader abfedern. Schneider beschreibt diesen Komfort unnachahmlich: „Die Qualität ist bei uns in der Breite ziemlich hoch.“ Diese Höhe der Breite bekam Döbeln zu spüren. Speziell in der Schlussphase, als den Gästen sichtbar der Atem stockte und die Delitzscher das Ergebnis gnadenlos in die Höhe trieben.
Dabei musste man Anfang der zweiten Halbzeit beim Stand von 18:15 (40.) nicht unbedingt mit einer derartigen Ohrfeige für den Gegner rechnen. „Da haben wir nicht aggressiv genug verteidigt“, bemängelte NHV-Co-Trainer Martin Möhle. Den defensiven Schlendrian trieben sich die Delitzscher allerdings schnell selbst wieder aus. Das wiederum führte zu Ballgewinnen, die in Kontertoren und dem glasklaren Heimsieg mündeten. Die Delitzscher Fans wurden beglückt in die laue Novembernacht entlassen.
Der heiße Herbst beginnt für den NHV erst jetzt so richtig. Es stehen die Partien gegen LVB Leipzig II (6.), Elbflorenz (4.) und Görlitz (3.) an. Michael Schneider bezeichnet diese Konstellation als „ein ziemliches Restprogramm“. Könnte ziemlich anstrengend werden, könnte aber auch ein wichtiger Schritt zur angepeilten Meisterschaft werden. „Wir sind gut drauf, haben einen Lauf und bleiben mit dem Füßen auf dem Boden für unser großes Ziel“, sagt Schneider. Der Boden ist jedenfalls bereitet. Nebenbei bemerkt entspannt sich die Personallage langsam wieder. Patrick Baum und Malte Unkell sollten am Sonntag gegen Leipzig mit von der Partie sein, Jan Jungandreas peilt für das Elbflorenz-Spiel sein Comeback an. Selbst der Langzeitmalade Lucas Mittag ist inzwischen ins Training eingestiegen. Mit Glück steht er im Dezember wieder seinen Mann auf dem Parkett.
Apropos Personallage: Zum guten Schluss enden wir mit einer wunderbaren Randt-Notiz. Felix Randt ist am Donnerstag Vater eines gewissen Anton geworden. Der Delitzscher Fanclub ließ sich nicht lumpen, überreichte dem Papa am Sonnabend das entsprechende Kinder-Zubehör. Der Handball-Nachwuchs muss gefördert werden ...
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 9.November 2015

Sonntag, 1. November 2015

HVH Kamenz - NHV 23:27 (11:15)

Delitzscher trotzen der Personalmisere

Wenn selbst die Stand-by-Spieler ausfallen, ist die Not für gewöhnlich groß. Doch der NHV Concordia Delitzsch um Chefcoach Michael Schneider hatte beim Sonntagserfolg in Kamenz (wir berichteten) wie in früheren Zeiten, mal wieder die Not zur Tugend erklärt. Wer auch ohne drei Stammspieler und den früheren Kapitän Marcus Leuendorf bei einem überaus wehrhaften Gegner besteht, führt wohl zu Recht die Tabelle der Handball-Sachsenliga an.
Angesichts der schwierigen Personallage war Co-Trainer Martin Möhle nach dem fünften Saisonsieg die Erleichterung deutlich anzumerken: „Unter den Voraussetzungen war das heute ein starker Auftritt in Kamenz“, sagte er und sprach von „einer geschlossenen Mannschaftsleistung, vor allem in der Abwehr und stellenweise auch im Angriff“. Doch wie so oft kam der „Statistikpapst“ nicht ohne kritische Worte aus: „Wir haben uns vor allem in der ersten Halbzeit zu viele einfache Fehler geleistet und die Wurfausbeute ließ zu wünschen übrig.“
Aus diesem Grund fiel die Delitzscher Halbzeitführung mit 15:11 vergleichsweise bescheiden aus. Und der zweite Durchgang begann nicht gerade nach dem Wunsch der Gäste. Thomas Grafe sah nach seiner dritten Zeitstrafe früh die Rote Karte. Die Concorden waren einer weiteren Option beraubt. Diese Schwächung nutzte Kamenz eiskalt aus, war beim Stand von 17:18 wieder dran. Doch die Gäste berappelten sich wieder, schlossen die Reihen und setzten sich erneut etwas ab. „Auch in kritischen Phasen haben wir den Kopf oben behalten und hatten immer die richtige Antwort parat“, lobte Möhle die Kaltschnäuzigkeit der Mannschaft. In der Vergangenheit wäre die Partie möglicherweise noch einmal gekippt, doch in dieser Saison ist einiges anders am Lober. Wer die Ausfälle von Jan Jungandreas, Lucas Mittag, Malte Unkell, Enrico Henoch und Marcus Leuendorf wegsteckt, der ist schwer zu schlagen. Speziell die Cleverness, mit der Delitzsch den Vorsprung in der Schlussphase verwaltete, ließ die Fans frohlocken.
So bleibt der NHV momentan das Maß der Dinge in der Sachsenliga, ist als einziges Team neben Radeburg noch ungeschlagen. Am kommenden Sonnabend wollen die Schützlinge von Michael Schneider mit einem Heimsieg gegen die HSG Neudorf/Döbeln (8.) ihre Vormachtstellung untermauern.
Sven Sauerbrey/Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 3.November 2015