Samstag, 24. November 2018

HBV Jena - NHV 23:27 (11:15)

Zurück in der Erfolgsspur

Nach der unglücklichen Niederlage zu Hause gegen Freiberg und der Sperre von Oliver Wendlandt galt es in Jena, wieder Flagge zu zeigen. Genau das taten zu Beginn die Delitzscher Fans in beeindruckender Manier. Diese Unterstützung war es auch, was die Mannschaft in dieser Phase benötigt, um da unten endlich herauszukommen.
So gewann der NHV nicht nur das Spiel auf der Platte, sondern auch auf den Zuschauerrängen. Wie nicht anders zu vermuten war, kämpften beide Mannschaften von Beginn an um jedes Tor, denn eine Niederlage konnte und wollte sich keiner erlauben. So entwickelte sich in den ersten 20 Minuten ein ausgeglichenes Spiel und die Führung wechselte ständig hin und her. Dennoch war die Nervosität auf beiden Seiten spürbar. Technische Fehler oder unsaubere Pässe sorgten immer wieder dafür, dass das Tempo im Angriff nicht immer auf einem gleichbleibend hohen Niveau gehalten werden konnte. Doch in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit zog Delitzsch das Tempo spürbar an und Jena verzweifelte entweder an der hervorragenden 5:1-Deckung des NHV oder aber sie scheiterten am starken Felix Herholc im Delitzscher Tor. Die Folge war ein 5:0-Lauf und damit auch die beruhigende 15:11-Halbzeitführung.
In dieser Phase schien es so, als ob Delitzsch jetzt das Spiel im Griff hatte. Es schien aber nur so! Jena wollte sich nicht so einfach geschlagen geben und kämpfte weiter. Jena spielte dabei alles andere als fehlerfrei, nur konnte das Delitzsch nicht nutzen, da die Fehlerquote noch höher lag als bei den Gastgebern. Als dann Jena in der 45.Minute den 17:17-Ausgleich erzielte, drohte das Spiel zu Gunsten der Gastgeber zu kippen. Die Delitzscher Mannschaft bewahrte aber die Ruhe und wurde, anders als in anderen Spielen, nicht hektisch. Genau in dieser Phase warf Wolski das schönste Tor im Spiel, als er von der eigenen Neunmeterlinie über den gegnerischen Torwart ins Jenenser Tor traf. Diesen emotionalen Schub nahm die Mannschaft auf und ließ dem HBV Jena in der Schlussphase keine Chance mehr, zurück ins Spiel zu kommen. Am Ende gewann Delitzsch absolut verdient mit 27:23 und konnte sich somit wieder etwas Luft im Tabellenkeller verschaffen Cheftrainer Wladimir Maltsev: „Nach der bitteren Niederlage gegen Freiberg wollten wir unbedingt zurück in die Erfolgsspur. Die Jungs sind sehr konzentriert ins Spiel gegangen und haben sich sowohl in der Abwehr als auch im Angriff an unsere abgesprochene Linie gehalten. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, dass sie auch nach einer schwachen Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht die Nerven verloren hat, sondern diszipliniert und geduldig weiterspielte.“
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 26.November 2018

Samstag, 17. November 2018

NHV - HSG Freiberg 35:37 (18:17)

Schiedsrichter führen bei Drama Regie

Die Uraufführung von Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ fand 1804 am Weimarer Hoftheater statt. Eine Neuauflage gab es 114 Jahre später an ungewohnter Stelle: in der Delitzscher Mehrzweckhalle. Die Handball-Oberliga-Partie am Sonnabend zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und der HSG Freiberg entwickelte sich zu einem wahren Drama, an dem der Dichterfürst wohl seine helle Freude gehabt hätte. Die Partie endete mit einem 37:35-Erfolg der Gäste.
„Da rast der See und will sein Opfer haben“, heißt es im Tell. Zumindest aus Delitzscher Sicht schien es so, als hätten die Schiedsrichter Daniel Bierhals und Benet Priesing vom SC Magdeburg dieses Zitat verinnerlicht. Denn die beiden Referees entwickelten sich von Neben- zu Hauptdarstellern und übten zugleich in Doppelbesetzung den Part des Regisseurs aus. Von Anpfiff weg bemühten sie sich zwar, einen strengen Maßstab anzulegen, doch heraus kamen oft inkonsequente Entscheidungen und eine wechselhafte, unklare Linie. Es hagelte Foulpfiffe, Verwarnungen und Zwei-Minuten-Strafen, oft für Kleinigkeiten, die beim Handball dazugehören.
Ich spreche eigentlich nie über die Schiedsrichter“, sagte Concordia- Coach Wladimir Maltsev. „Aber heute fehlen mir die Worte.“ Es habe nach fast jedem Kontakt zwei Minuten geben. „Wegen was?“, schüttelte der Trainer den Kopf. Er fühle sich, als ob ihm etwas gestohlen worden sei.
„Das habe ich das erste Mal erlebt.“ Einige Delitzscher Fans wurden noch drastischer. Die Palette reichte von „das ist ein Skandal, was gepfiffen wurde“ bis „die müssten sofort gesperrt werden“. Alexander Matschos, mitspielender Co-Trainer der Gäste, drückte sich diplomatisch- zurückhaltend aus. Es habe schon zwei, drei unverständliche Entscheidungen gegeben, meinte er. So mancher Delitzscher Spieler wollte aus Vorsicht gar nichts sagen. Motto: „Sonst bekomme ich eine Sperre.“
Die Rolle des Bösewichts hatten die Unparteiischen dabei offenkundig Oliver Wendlandt zugedacht. Eine seiner Zeitstrafen erhielt der Abwehrrecke, der auch in der Offensive mit sechs Toren überzeugte, nachdem er in der Defensive lediglich die Arme oben, sie aber nicht bewegt hatte. In der 54. Minute folgte der Eklat. Wendlandt sah seine dritte Zeitstrafe und folglich Rot. Er trat gegen die Delitzscher Bank, schlug mit den Händen auf den Boden. Emotionen pur. Danach schieden sich die Geister. Laut Schiedsrichterbericht soll der Kreisläufer sich sehr kritisch über die Leistung der beiden Magdeburger geäußert haben. „Das stimmt überhaupt nicht“, sagte er. Dennoch erhielt er die blaue Karte. Das bedeutet, dass ein Bericht angefertigt wird und eine Sperre wohl unausweichlich ist.
So entwickelte sich nach kurzer Zeit der Normalität ein eigenartiges und lange Zeit ausgeglichenes Sachsen-Derby. Marian Voigt entschärfte in der Anfangsphase zwei Siebenmeter, bekam danach, wie die anderen Torhüter auch, aber kaum noch eine Chance, einen Ball zu halten – weil beide Abwehrreihen sich angesichts der Schiedsrichterentscheidungen kaum noch trauten, energisch zuzupacken. So war es dann auf beiden Seiten so etwas wie ein „Tag der offenen Tür“, wie es Matschos formulierte.
Fast jeder Wurf war ein Treffer. Da ging schon ein wenig unter, dass Torjäger Frank Grohmann sensationelle 15 Treffer erzielte und Co-Trainer Jan Jungandreas in der zweiten Halbzeit sein Comeback in der ersten Mannschaft feierte. Das war die Konsequenz aus der Verletzung von Rechtsaußen Michal Paululik. Der Tscheche leidet seit drei Monaten unter Knieschmerzen und wird heute am Meniskus operiert und will im neuen Jahr zurückkehren. Aufsteigende Tendenz zeigte der klug Regie führende Mateusz Wolski. Der Pole, der momentan nur von Freitag bis Sonntag zur Verfügung steht, zieht im Januar nach Delitzsch um. „Ein Unentschieden heute wäre gerechter gewesen“, meinte er.
„Meine Mannschaft hat toll gekämpft“, lobte Maltsev, als der Schlussvorhang gefallen war. Gleichwohl hat das Team mit nunmehr 8:14 Punkten wieder Kontakt zur Abstiegszone. Wenn diese Leistung nächstes Wochenende in Jena abgerufen werde und die Schiedsrichter eine vernünftige Leistung zeigen, „werden wir gewinnen“, so der Trainer. „Also! Mutig ans Werk“, heißt es dazu in Schillers „Räuber“.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 19.November 2018

Sonntag, 11. November 2018

ZHC Grubenlampe - NHV 25:26 (13:14)

NHPhönix aus der Asche

Eine Viertelstunde vor Schluss lag der NHV Concordia Delitzsch mit sechs Toren zurück. Aussichtslos. Eigentlich. Die nächste Niederlage. Eigentlich. Doch der NHPhönix erhob sich aus der Asche des Sonntagnachmittags und gewann beim ZHC Grubemlampe in Zwickau doch noch mit 26:25. Dadurch springt die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev auf Rang neun der Handball-Oberliga.
Siegtorschütze Danny Trodler staunte nach dem Schlusspfiff: „Was wir die letzten 15 Minuten kämpferisch auf die Platte gebracht haben, war beeindruckend. Genauso wie unsere Fans, die selbst Mitte der zweiten Hälfte noch uneingeschränkt hinter uns standen. Hut ab vor diesen Fans und der Mannschaft.“
Das Spiel begann durchwachsen, obwohl die Delitzscher in der ersten Viertelstunde immer knapp in Führung lagen. Michael Günther setzte sich in dieser Phase mit vier Toren gut in Szene. Doch dem NHV gelang es nicht, konsequenter mit den Chancen umzugehen. Zahlreiche gute Gelegenheiten blieben auf der Strecke. So blieb Grubenlampe auf Schlagdistanz, der knappe 13:14-Halbzeitstand spricht Bände.
In der Pause stellten sich die Delitzscher Fans die Frage, ob die Chancen nun konsequenter genutzt werden und eine Entscheidung zu Gunsten der Concordia fallen wird. Die Antwort kam schneller und anders als erwartet. In den nächsten 20 Minuten drehten die Hausherren die Partie und bestraften konsequent das desolate Spiel der Gäste. In der 39. Minute stand es 20:16 für Grubenlampe, der NHV hatte offensiv große Probleme. Den mitgereisten Fans stockte der Atem und es sollte nicht besser werden. In der 42. Minute hatten die Zwickauer einen sechs-Tore-Vorsprung herausgeworfen und Erinnerungen an das Spiel in Plauen wurden wach. War es das? Nein! Das Team kam willenstark zurück.
Der Trainer stellte die Mannschaft um und diese begann, den Rückstand Stück für Stück aufzuholen. Eine Viertelstunde vor Schluss, es stand 24:20, ahnte noch keiner, welche Dramatik sich auf dem Parkett entwickeln würde. Die Delitzscher Abwehr stabilisierte sich und Torwart Felix Herholc entschärfte wichtige Bälle. Auch wenn nicht alles gelang, Concordia kämpfte vorbildlich und holte Tor um Tor auf. Die Rot-Weißen dagegen konnten nur noch einen Torerfolg für sich verbuchen und diese Schwäche wurde von Delitzsch erbarmungslos bestraft. In der 57. Minute war der Ausgleich geschafft (25:25). Das Geschehen wogte hin und her, aber der NHV hatte die besseren Antworten. 30 Sekunden vor der Schlusssirene ging ein Aufschrei durch die Delitzscher Fangemeinde. Soeben hatte Danny Trodler zum 26:25 für seine Farben eingenetzt. Noch 30 Sekunden hieß es kämpfen und das erledigten die Concorden clever. Zwickau kam nicht mehr zum Abschluss.
Auch wenn dieses Spiel nichts für Handballästheten war, der NHV konnte eine durchwachsene Partie mit Kampf, Einsatz und etwas Glück drehen, den ersten Auswärtssieg der Saison einfahren und dadurch den Abstand zu den Abstiegsplätzen etwas vergrößern. ZHC-Trainer Tonci Druskovic befand hinterher: „Ein Unentschieden wäre das gerechte Resultat gewesen. Wer mit sechs Toren führt, muss das Spiel gewinnen. Delitzsch hatte den größeren Willen, das letzte Tor zu erzielen.“ Wladimir Maltsev sagte: „Für mich war es das schwerste Saisonspiel. In der zweiten Halbzeit kam es zu einem Bruch im Spiel, daraufhin habe ich die Abwehr umgestellt und es wurde besser. Die Mannschaft wächst immer mehr zusammen.“
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 13.November 2018

Samstag, 3. November 2018

NHV - HSV Apolda 1990 27:19 (15:8)

NHV läutet Apoldas Glocken

In der Thüringer Kleinstadt Apolda hat das Glockengießen eine mehr als 250-jährige Tradition. Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch hat am Sonnabend in der Begegnung gegen den HSV Apolda darauf angemessen reagiert. Die Nordsachsen schlugen den Gast klar und deutlich mit 27:19 (15:8). Die Abstiegsglocken sind damit zwar nicht verstummt, aber sie läuten ein wenig leiser. Mit dem Erfolg haben die Concorden ihren zweiten Saisonsieg eingefahren, bleiben mit nunmehr 6:12 Punkten allerdings auf Abstiegsplatz zwölf.
„Wir wollten unbedingt die Wiedergutmachung“, freute sich Trainer Wladimir Maltsev. Am Wochenende zuvor hatte der NHV überraschend beim bis dahin punktlosen Schlusslicht HC Einheit Plauen 18:20 verloren. Dabei war ein Erfolg eingeplant gewesen. „Die Jungs waren richtig heiß beim Training“, berichtete der Coach. „Wir wollten uns unbedingt für die Niederlage rehabilitieren“, sagte Daniel Sowada, der unermüdlich das Angriffsspiel angekurbelt hatte und vom Fanclub Loberhaie zum Spieler des Abends gekürt wurde. „Wir haben ein gutes Spiel gezeigt“, ergänzte Kreisläufer Nemanja Nesovanovic, der mit vier Treffern aufsteigende Form bewies. Von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“ sprach Vereinspräsident Axel Schüler, sichtlich erleichtert nach dem doppelten Punktgewinn. Maltsev habe die Concorden perfekt eingestellt.
Von Beginn an zeigten sich die Gastgeber hochmotiviert. Zunächst vergaben beide Mannschaften ihre Torchancen, so dass es bis zur fünften Minute dauerte, bis Vasil Mitevski die Glockenstädter in Front brachte. Es war die erste und zugleich letzte Führung der Gäste an diesem Abend. Denn die Delitzscher kamen nur 30 Sekunden später durch Nesovanovic zum Ausgleich. Sowada warf den NHV dann in Führung. Der Vorsprung wurde bis auf 6:1 ausgebaut, bevor Apolda zum zweiten Mal einnetzte. Da zeigte die Uhr bereits die 14. Minute an.
„Wir haben in der Abwehr gut gestanden“, kommentierte Lucas Mittag, der mit Oliver Wendlandt und Martin Müller einen fast undurchdringlichen Mittelblock bildete. Und wenn dann doch Bälle aufs Tor kamen, dann waren sie häufig die Beute von Felix Herholc, der eine Top-Leistung bot und auch zwei Siebenmeter parierte. Später wurde er von Marian Voigt ersetzt, der ebenfalls glänzend hielt. „Wir haben zwei gute Torhüter“, hatte Maltsev bereits vor zwei Wochen nach dem Heim-Unentschieden gegen Aschersleben festgestellt.
„Wenn die Abwehr gut steht wie heute, dann wird es auch im Angriff leichter“, sagte Danny Trodler. Denn dann laste auf der Offensive weniger Druck, unbedingt ein Tor zu erzielen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Das sorge für mehr Selbstvertrauen. So präsentierte sich auch der Angriff. Der Ball lief flüssig, die Spieler waren in Bewegung. Torjäger Frank Grohmann etwa nutzte jede kleine Lücke, um durch die gegnerische Abwehr zu stoßen. Alles eine Folge der „super Einstellung“ der Delitzscher, wie es Trodler formulierte. „Das war der Unterschied zum Spiel in Plauen“, unterstützte Sowada diese Einschätzung.
Gäste-Trainer Frank Ihl räumte ein, dass der Erfolg der Concorden verdient gewesen sei. Sein Team habe vor allem in der ersten Halbzeit „desaströs“ gespielt. Im zweiten Durchgang sei es nur noch darum, gegangen, die Pleite in Grenzen zu halten Er bekräftigte Glockenschlag 20.30 Uhr seine Ansicht, „dass Delitzsch mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 5.November 2018