Samstag, 27. April 2019

NHV - HBV Jena 90 31:19 (15:10)

Maltsev, Meiner, Mittag und Trodler bereiten sich einen schönen Abschied

Nach der Begegnung schlenderte Lucas Mittag, ein Bier in der Hand, durch die Halle. „Na, das war ein doch ein würdiger Abschied“, sagte der 24- Jährige mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Recht hatte er. Denn im letzten Heimspiel der laufenden Saison schlug Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch den HBV Jena klar mit 31:19 (15:10) und festigte damit den achten Platz. Mittag, der seine Laufbahn zumindest für ein Jahr unterbricht, legte dabei eine glänzende Partie auf dem Parkett der Mehrzweckhalle hin. Sein Arbeitsnachweis liest sich so: Er kassierte eine gelbe Karte sowie die einzige Zwei-Minuten-Strafe gegen den NHV, warf als Rechtsaußen überragende sechs Tore und war in der Abwehr, wie in den vergangenen Wochen gewohnt, ein Fels in der Brandung.
Ähnlich gut agierten mit Danny Trodler und Sascha Meiner auch die weiteren beiden Spieler, die ihre Schuhe an den berühmten Nagel hängen. Trodler warf fünf Treffer und verteidigte in der teaminternen Torschützenliste Rang drei. Er kommt jetzt auf 78 Treffer – und das, obwohl er die ersten fünf Spiele nicht mitwirkt hatte. Der 32-Jährige hatte vor Saisonbeginn als Spielertrainer beim Bezirksligisten HV Glesien angeheuert, war dann aber „in höchster Not“, so Vereinsvize Sören Raab, zurückgeholt worden. Die Concorden schwebten damals mit 1:9 Punkten in höchster Abstiegsgefahr. „Es hat Spaß gemacht“, sagte Trodler. Der Sieg gegen die Thüringer sei „ein schöner Abschluss“ in eigener Halle. Er sei erleichtert, dass bereits vor einer Woche der Klassenerhalt geschafft worden sei. Auftrag erfüllt.
Sascha Meiner musste kurz vor Saisonstart seine Spielzusage aus beruflichen Gründen stornieren. Doch als es im Kampf um den Verbleib in der Oberliga Spitz auf Knopf stand, half der 30-Jährige erfolgreich aus. Gegen Jena netzte er fünf Mal ein. Alle drei Abgänge kamen zusammen gegen den HBV auf 16 der 31 Treffer – also auf einen Anteil von 51,6 Prozent. „Mein Körper fragt mich nach jedem Training, ob ich bekloppt bin“, deutete der frühere Junioren-Nationalspieler vielfältige Verschleißerscheinungen an.
„Wladi, Wladi“, schallte es von den Fans durch die Halle, als Cheftrainer Wladimir Maltsev gedankt wurde. Er etablierte den NHV in seinen drei Trainer-Jahren erfolgreich in der Oberliga und wechselt nun auf den Posten des sportlichen Direktors. „Es waren richtig schöne Jahre“, sagte der 48- jährige frühere Bundesligaspieler.
Da geriet die Auseinandersetzung gegen die Thüringer ein wenig in den Hintergrund. Für die Nordsachsen war sie, abgesehen vom Ziel einer ordentlichen Verabschiedung von den Anhängern, bedeutungslos. Letztlich auch für die Gäste, denn der SV Oebisfelde unterlag bei der HG Köthen 25:26 und bleibt auf dem drittletzten Platz, der den Abstieg bedeutet. Aufsteiger Jena hat somit den Klassenerhalt geschafft. Dennoch war laut Trainer Sergio Ruis Casanova der Saisonverlauf mit dem jetzigen elften Rang „unbefriedigend“. Maltsev lobte dagegen seine Mannschaft für den guten kämpferischen Einsatz „bis zur letzten Sekunde“.
Tatsächlich beherrschten die Delitzscher den Gegner, der nur in den ersten 20 Minuten einigermaßen mithielt, danach fast nach Belieben. Die Abwehr stand sicher, Torwart Felix Herholc hatte einen Sahnetag erwischt und entschärfte 21 Bälle. Wenn speziell im ersten Durchgang die Concorden nicht zahlreiche freie Würde vergeben hätten, wäre der Erfolg noch deutlicher ausgefallen.
Am kommenden Sonnabend tritt der NHV zum letzten Saisonspiel in Oebisfelde an. „Da wollen wir gewinnen“, kündigte Mittag an.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 29.April 2019

Donnerstag, 18. April 2019

Jungandreas und Kroke übernehmen beim NHV

Wladimir Maltsev (48) wird den Handball-Oberligisten nur noch bis Saisonende coachen. Nachfolger wird Maik Kroke (39), derzeit Trainer der männlichen B-Jugend. Ihm gleichberechtigt zur Seite steht der jetzige Co-Trainer Jan Jungandreas (31). „Das ist mir sehr wichtig“, sagte Kroke. Maltsev bleibt dem Verein aber erhalten. „Ich stehe weiter zur Verfügung und wechsle auf die Position sportlicher Direktor“, sagte er gestern der LVZ. Damit übernimmt er vor allem die Mannschaftsplanung. „Ich habe genug Erfahrung, um zu erkennen, welche Spieler in unser Oberliga-Team passen.“
Maltsev war vor drei Jahren Cheftrainer geworden. Unter seiner Regie etablierte sich der NHV in der Oberliga. Zwei Spieltage vor Schluss liegen die Concorden unter 14 Teams auf Rang acht und haben den Klassenerhalt sicher. Erfolgstrainer Maltsev ist ein Delitzscher Handball-Urgestein. Er spielte unter anderem viele Jahre in der zweiten Bundesliga und 2004/05 mit dem Verein auch in der ersten Bundesliga.
Die Gespräche über eine neue Struktur zur breiteren Aufstellung begannen schon vor Wochen. Das Scouting soll professioneller werden. Vor dieser Saison war die Personalnot so groß, dass kurzfristig relativ teure ausländische Spieler verpflichtet werden mussten. Im linken Rückraum gab es aber keinen Nachfolger für Danny Trodler (32), der später zurückgeholt wurde. Ziel ist nun, mehr Kontinuität im Kader zu bekommen.
Kroke gehört sozusagen zum Vereins-Inventar. Aus Verletzungsgründen musste er seine aktive Laufbahn früh beenden und schlug die Trainerlaufbahn ein. Als der Vereinsvorstand ihn nun gefragt hatte, ob er Coach der Oberliga-Mannschaft werden möchte, „musste ich nicht lange überlegen“. Kroke steht für Tempo-Handball aus einer robusten Abwehr heraus. Ziel in der nächsten Saison sei zunächst der Klassenerhalt. Dabei soll das Team nach und nach mit talentierten Spielern verjüngt werden. Sie sollen längerfristig gebunden werden, „um nicht vor jeder neuen Saison so viele Wechsel wie bisher zu haben“.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 18.April 2019

Samstag, 13. April 2019

HSG Freiberg - NHV 23:23 (12:12)

Erleichterung nach Klassenerhalt

Die Zielstellungen vor dem Spiel des NHV Concordia Delitzsch in Freiberg konnten kaum unterschiedlicher sein. Die Gastgeber wollten mit einem Heimsieg den dritten Platz festigen, Delitzsch dagegen brauchte unbedingt einen Punkt, um auch rechnerisch den Klassenerhalt perfekt zu machen. Für Spannung war also gesorgt.
Wie so oft in dieser Saison mussten die Delitzscher Fans beim Warmmachen der Teams registrieren, dass die eigene Mannschaft mit einer dünnen Personaldecke angereist war. So fehlten Lucas Mittag, Sascha Meiner und Michael Günther. Entschlossen und konzentriert starteten die Concorden in die Begegnung.
Freiberg versuchte, mit einer ungewöhnlichen taktischen Maßnahme die Gästeabwehr zu überraschen. Im Angriff wurde mit einem siebenten Feldspieler agiert. Diese Variante brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, wie auch Spielertrainer Matschos in der Pressekonferenz eingestehen musste. So traf Delitzsch ins leere Tor der Gastgeber und Freiberg reagierte in der 11. Minute beim Stand von 5:7 mit einer Auszeit. Aber auch danach ließ der NHV die Freiberger nicht zur Entfaltung kommen, die Abwehr und Torhüter Herholc boten eine starke Leistung. Einzig im Angriff wurde ein besseres Ergebnis durch einige technische Fehler und überhastete Würfe verhindert. Der Halbzeitstand von 12:12 schmeichelte den Gastgebern, eine Drei-Tore-Führung der Loberstädter wäre keine Überraschung gewesen. In der zweiten Halbzeit kam die HSG besser ins Spiel und konnte in der 32. Minute erstmals mit zwei Toren in Front gehen. Delitzsch ließ sich jedoch nicht beirren, Daniel Sowada traf in der 35. Minute ins leere Freiberger Tor zum 15:15-Ausgleich.
Bis zur 50. Minute gelang es den Bergstädtern immer wieder, eine Führung mit zwei Toren vorzulegen. Concordia kämpfte aufopferungsvoll und konnte einen größeren Rückstand verhindern. Die jetzt beginnende entscheidende Phase der fairen und gutklassigen Partie ging wieder an Delitzsch. Herholc im Tor zog mit mehreren Paraden dem Freiberger Angriff den Nerv und vorn erzielte Danny Trodler in Minute 55 die erneute Führung für sein Team, es stand jetzt 22:23. Verbissen kämpften beide Mannschaften um den Sieg, wobei der NHV die besseren Karten hatte. Leider wurden mehrere Konterchancen nicht genutzt, so dass Freiberg Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich erzielte. Das 23:23 wurde allerdings dem Spielverlauf gerecht.
Der Mannschaft um Trainer Maltsev und den mitgereisten Fans war das aber egal, der erkämpfte Punkt bedeutete den Klassenerhalt und entsprechend wurde er gefeiert. In der Pressekonferenz zeigte sich Wladimir Malzev sehr zufrieden mit seiner Mannschaft: „Dank einer überragenden Abwehr und einer starken Torhüterleistung ist es uns gelungen, in Freiberg zu punkten. Ein großes Kompliment an die Mannschaft, die sich das ganze Spiel über an die besprochene Linie gehalten hat. Es ist uns gelungen, das Freiberger Tempospiel im Zaum zu halten, obwohl wir wieder einmal große Personalprobleme hatten. Besonders freut mich, dass wir es geschafft haben, fast das gesamte Spiel in Unterzahl gegenzuhalten und in der zweiten Halbzeit nicht eingebrochen sind, obwohl wir fast 20 Minuten mit zwei Toren hinten lagen. So nehmen wir einen ganz wichtigen Punkt mit nach Hause und können uns über den verdienten Klassenerhalt freuen.“ Vizepräsident Sören Raab: „Wir sind erleichtert und stolz auf die Mannschaft und das Trainerteam.“ Kapitän Herholc sagte: „Der Klassenerhalt ist nun endlich sicher und wir freuen uns jetzt auf schöne, entspannte Ostern und auf unser letztes Heimspiel.“
Hartmut Sommerfeldt, Leipziger Volkszeitung vom 15.April 2019

Samstag, 6. April 2019

NHV - ZHC Grubenlampe 29:19 (13:4)

NHV schafft wichtigen Sieg zum Verbleib in der Oberliga

Marian Voigt musste schon ein wenig überlegen. „Nein, ich glaube, das habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Torwart des Handball- Oberligisten NHV Concordia Delitzsch auf die Frage, ob er in einer Halbzeit schon einmal lediglich vier Tore hinnehmen musste. Genau war am Sonnabend in der Partie gegen den ZHC Grubenlampe passiert. Zum Seitenwechsel führten die Nordsachsen mit 13:4 und fuhren letztlich mit 29:19 einen sicheren Sieg ein, der im Kampf um den Klassenerhalt Luft verschaffte.
Voigt wollte den denkwürdigen Zwischenstand zum Seitenwechsel nicht auf seine ordentliche Leistung zurückführen. „Unsere Abwehr hat das hervorragend gemacht, das Zusammenspiel mit der Deckung hat gepasst“, sagte das 20-jährige Torwart-Talent, der bis auf einen Siebenmeter die komplette Zeit zwischen den Pfosten stand und wertvolle Spielpraxis gewann. Die Defensivleistung also als Schlüssel zum Erfolg – im Gegensatz zur vorherigen Partei, als der NHV in Apolda mit 19:27 unterlag. „Das war schon ein riesiger Unterschied im Abwehrverhalten“, sagte der Schlussmann.
„Das war von uns gar nichts“, kommentierte Gäste-Trainer Silvio Schmidt die Leistung seines Teams im ersten Durchgang. Tatsächlich präsentierte sich das Schlusslicht aus Zwickau in der Abwehr zwar einigermaßen ordentlich, in der Offensive aber desaströs. Die ersten vier Torwürfe etwa gingen neben das Concorden-Gehäuse oder wurden, einschließlich eines parierten Siebenmeters, die sichere Beute von Voigt. Erst in der zehnten Minute fuhren die Spieler aus der sächsischen Volkswagenstadt mit einem Strafwurf ihren ersten Treffer ein. Es dauerte bis zu Minute 19 (!), als Matyas Burda das ZHC-Feldtor Nummer eins gelang. Da führten die Gastgeber bereits mit 7:2. Sie hatten es insgesamt sehr leicht, die Gegenwehr war überschaubar. Die Angriffe wurden ruhig vorgetragen, das Tempo war zumeist gedrosselt. Und es wirkte sich an diesem Abend auch nicht aus, dass mehrere freie Würfe leichtfertig vergeben wurden und der eine oder andere technische Fehler zuviel unterlief. Gleichwohl stand der Erfolg schon frühzeitig fest. Im zweiten Abschnitt steigerte sich Grubenlampe zwar ein wenig, auch ließen die Concorden angesichts des sicheren und stets ungefährdeten Vorsprungs gelegentlich ein wenig die Zügel schleifen. Das änderte aber nichts am Ausgang.
„Wir sind diszipliniert und leidenschaftlich aufgetreten“, freute sich Concorden-Coach Wladimir Maltsev. „Die Begegnung ist wie erhofft gelaufen“, meinte Daniel Sowada. Der Verlauf habe gezeigt, „was herauskommt, wenn wir zusammenarbeiten“. Maltsev konnte es sich angesichts des schwachen Gastes erlauben, Rückraumschütze Danny Trodler längere Zeit auf der Bank sitzen zu lassen. Auch Sascha Meiner, dessen Knie leicht lädiert sind, bekam seine Pausen. Frank Grohmann, der Führende der Torschützenliste, war in der zweiten Halbzeit mehr auf der Rechtsaußenposition zu finden als im Rückraum. Daher war die Delitzscher Offensive nicht so sehr auf ihn zugeschnitten und schwerer ausrechenbar als zumeist.
Mit dem Erfolg hat der NHV sich mit nunmehr 20:26 Punkten auf den achten Rang vorgearbeitet. Trotzdem ist die Abstiegsgefahr noch nicht komplett gebannt. Neben Delitzsch bangen auch Jena, Apolda, Halle und Oebisfelde um den Verbleib in der Oberliga. Grubenlampe und Einheit Plauen treten dagegen den Rückwärtsgang an und laufen in der nächsten Saison in der Sachsenliga auf. „Wir wollen uns in den letzten Spielen weiter gut präsentieren“, kündigte Maltsev an. Dann dürfte der Klassenerhalt gelingen.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 8.April 2019