Samstag, 19. November 2016

TuS 1947 Radis - NHV 29:25 (14:13)

Langsam wird es ungemütlich

Concordia Delitzsch hat am Samstag mit 25:29 (13:14) bei TuS Radis verloren und steckt nach der dritten Niederlage am Stück nun mitten im Abstiegskampf der Mitteldeutschen Handball-Oberliga. „Leider konnten wir heute das vorher besprochene im Spiel nur bedingt umsetzen. Die Zusammenarbeit zwischen Abwehr und Torhüter hat nicht gut geklappt, und so haben wir zu viele einfache Tore bekommen“, sagte NHV-Trainer Wladimir Maltsev.
In der kleinen Halle in Gräfenhainichen galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn nicht umsonst ist Radis so heimstark. Beide Fanlager schenkten sich nichts und feuerten über 60 Minuten ihre Mannschaften unermüdlich an. Bei Delitzsch war nach langer Verletzungs- und Krankheitspause erstmals Clemens Schlegel wieder dabei, der sich mit einigen guten Aktionen und drei Toren auch gleich gut einführte. Dass er wieder spielen konnte verdankt er Dr. Jeannette Müller-Pfeil aus Leipzig, die beim Delitzscher Neuzugang frühzeitig das Pfeiffersche Drüsenfieber diagnostizierte und erfolgreich behandelte. Bei den Hausherren fehlte überraschend Spielertrainer und Topscorer Patrick Heddrich, woraus der NHV jedoch kein Kapital schlagen konnte.
Radis nutzte bereits in der Anfangsphase jeden Fehler der Concorden aus. Egal, ob die Abwehr zu passiv war oder im Angriff leichtfertig Bälle verloren wurden. So sah sich Maltsev früh gezwungen, einen Wechsel im Tor vorzunehmen, da Max Neuhäuser keine Hand an den Ball bekam. Doch auch Gábor Pulay überzeugte nur phasenweise. Zumindest nutzte Delitzsch diese eine Phase in der ersten Halbzeit und glich die Vier-Tore- Führung der Gastgeber wieder aus. Bis zur Halbzeit setzte sich dann keine Mannschaft mehr ab und es ging mit einer knappen 14:13-Führung der Gastgeber in die Pause.
Die Hoffnung auf einen Punktgewinn war somit immer noch da. Als dann Malte Unkell kurz nach der Pause den NHV mit 16:15 in Führung warf, steigerte sich die Hoffnung unter den Fans. Doch Radis drehte den Spieß erneut um und ging seinerseits in Führung. Selbst eine Überzahlsituation konnte Delitzsch dann nicht für sich nutzen und die Nervosität in der Mannschaft steigerte sich immer weiter. Dies führte zu diversen Ballverlusten und Gegenstoßtoren. So gerieten die Concorden innerhalb kürzester Zeit mit fünf Toren ins Hintertreffen. Diesen Rückstand konnten die Gäste in der nun aufgeheizten Atmosphäre nicht mehr aufholen. Dafür fehlte im Angriff die Durchschlagskraft aus dem Rückraum oder es wurden 100-prozentige Chancen vergeben. Konter, schnelle Mitte oder eine zweite Welle wurden auch schmerzlich vermisst. Wenn dann noch die Abwehr nicht die nötige Aggressivität mitbringt und fast jeder Wurf des Gegners zum Torerfolg führt, kann man kein Handballspiel gewinnen. „Es steht noch viel Arbeit vor uns. Aber nun haben wir zwei Wochen Pause, um alles zu verdauen und unser Zusammenspiel zwischen Abwehr und Angriff zu verbessern“, so Maltsev. Die nächste Aufgabe lautet Lok Pirna. Das Team ist nach schwachem Saisonstart inzwischen an Delitzsch vorbeigezogen. Entsprechend wichtig ist das Duell im Abstiegskampf.
Jens Teresniak / Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 21.November 2016

Samstag, 5. November 2016

NHV - HSG Freiberg 21:23 (6:11)

Zu spät erwacht

Das erste, geschichtlich überlieferte Handballspiel in Freiberg fand 1922 mit der Begegnung gegen Flöha statt. In Delitzsch wurde dagegen schon seit 1910 vereinsmäßig dem kleinen runden Leder nachgejagt. Beim Aufeinandertreffen in der Mitteldeutschen Oberliga am Sonnabend zwischen alter (NHV Concordia Delitzsch) und jüngerer Tradition (HSG Freiberg) setzten sich die Gäste aus dem einst vom Bergbau, heute vor allem von der Solarindustrie geprägten mittelsächsischen Standort mit 23:21 (11:6) knapp, aber unterm Stich verdient durch.
Die Partie begann für die Delitzscher Hausherren denkbar schlecht. Freiberg ging in Führung und baute den Vorsprung auf 4:0 aus. Erst in der achten Minute gelang den Concorden der erste Treffer – nicht aus dem laufenden Spiel heraus, sondern durch einen von Patrick Baum verwandelten Siebenmeter. Das gab der Heimmannschaft aber keinerlei Sicherheit. Unerklärlich nervös und in der Offensive fast wie gelähmt wirkend, lief kaum etwas zusammen. Selbst einfache Pässe fanden häufig nicht den Adressaten. Die Würfe, wenn sie denn kamen, waren meist zu unplatziert. Von den Außen drohte ebenfalls keine Gefahr.
Die Gäste warteten mit einer aggressiven, aber nicht überharten Deckung auf, aus der sich immer wieder ein, zwei oder drei Spieler vom Kreis lösten und offensiv attackierend erfolgreiche Nadelstiche setzten. Dagegen fand Delitzsch kein Rezept. „Wir waren zwar darauf eingestellt gewesen, aber trotzdem über-fordert“, bewertete Rückraumschütze Danny Trodler den ersten Durchgang, in dem seinem Team lediglich sechs Tore gelangen – eine unterirdische Quote. Positiv auf Delitzscher Seite war, dass die Abwehr gegen im Angriff höchstens durchschnittliche Freiberger über weite Teile sicher stand. Überragend Torhüter Max Neuhäuser, der mit seinen Paraden das Fünkchen Hoffnung auf Besserung nach dem Pausentee glimmen ließ.
Doch auch über weite Teile der zweiten Hälfte änderte sich so gut wie nichts. Trodler hatte zwar in der Kabine seine Wurfgenauigkeit gefunden und erzielte mit sechs Toren im zweiten Durchgang so viele wie das gesamte Team im ersten Abschnitt. Auch Patrick Baum erwies sich als unermüdlicher Antreiber. Das reichte aber nicht, weil die beiden kaum Unterstützung fanden. Trainer Wladimir Maltsev zog alle Register, wechselte auf der Torhüter-Position Gabor Pulay und Franz Flemming ein, doch die Maßnahmen verpufften wirkungslos. Freiberg verteidigte bis zur 57. Minute den Fünf-Tore-Vorsprung. Erst in den letzten Minuten ging ein Ruck durch den Concorden-Angriff, waren plötzlich Tempo und Bewegung zu sehen. Zu mehr als Ergebniskosmetik reichte es allerdings nicht. HSG- Trainer Anel Mahmutefendic lobte den NHV dennoch höflich als „riesig starken Gegner“. Es sei seiner Mannschaft gelungen, Kreisspieler Oliver Wendlandt – „er ist der wichtigste Delitzscher Akteur“ – zu neutralisieren. Freiberg hat nun acht Punkte auf dem Konto: „Wir haben den Weg nach oben gefunden“. Schließlich soll in den nächsten zwei Jahren die Rückkehr in die Regionalliga gelingen. „Wir müssen sehen, dass wir dort Punkte holen, wo es uns keiner zutraut“, sagte Maltsev. Möglichst im nächsten Spiel in Radis. Die Delitzscher haben immerhin auch acht Punkte – für einen Aufsteiger, dessen Ziel Klassenerhalt lautet, ein bislang respektabler Saisonverlauf.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 7.November 2016