Samstag, 28. Oktober 2017

NHV - HSG Freiberg 34:30 (17:12)

8-Tore-Mann Sascha Meiner schießt Delitzsch zum Sieg

Nach den zuletzt gezeigten Leistungen war eine Reaktion der Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch mehr als überfällig. Jeder erwartete eine bis in die Haarspitzen motivierte Heimmannschaft, um mit aller Macht den Negativtrend zu stoppen. Wie eindrucksvoll der 34:30 (17:12)-Sieg gegen die HSG Freiberg schließlich herausgespielt und erkämpft wurde, war dann aber doch schon etwas überraschend.
Hüter Felix Herholc wollte gar nicht so gern über seine starke Leistung zwischen den Pfosten sprechen und verwies lieber auf das enorm verbesserte Angriffsspiel. „Ich denke, dass wir im Angriff ein richtig gutes und schnelles Spiel gemacht haben. Heute haben wir in der Offensive gezeigt, was wir drauf haben“, sagte der Man of the Match. Und meinte mit dem Lob auch den achtfachen Schützen Sascha Meiner.
Wie sehr Delitzsch die Punkte wollte, war von der ersten Minute an zu spüren. Eine aggressive Abwehr, ein bestens aufgelegter Felix Herholc im Tor und der unbedingte Wille, die Bälle im gegnerischen Tor unterzubringen, waren der Garant für einen guten Start. Auch das Rückzugsverhalten nach Ballverlusten, was bei so einer offensiven Abwehr der Gäste passieren kann, war exzellent. So sah sich der Trainer von Freiberg gezwungen, bereits in der 19. Spielminute seine zweite Auszeit zu nehmen. Freiberg war doch ziemlich überrascht, wie aggressiv Delitzsch zu Werke ging und tat sich im Angriff enorm schwer, über sein gefürchtetes Tempospiel zum Torerfolg zu kommen. Delitzsch dagegen zeigte endlich die Leistung, die man erwartet. Und wie sehr die Delitzscher Fans gefallen an dieser Leistung hatten, zeigten die stehenden Ovationen, mit der die Mannschaft in die Kabine begleitet wurde.
Nach der Pause spielte Delitzsch, anders als in den letzten Spielen, genau so weiter wie man aufgehört hatte. Freiberg konnte, obwohl im Angriff verbessert, den Rückstand nicht wirklich verkürzen. Was dann zwischen der 39. und 44. Minute passierte, war der pure Wahnsinn. Die Schiedsrichter gaben in die dieser Phase vier Spielern vom NHV eine Zwei-Minuten-Strafe, was nicht nur die Fans erzürnte. Trotz doppelter und sogar kurzzeitig dreifacher Unterzahl gelang es den Spielern immer wieder ein Tor zu erzielen – die Halle bebte. Nach dieser Phase war der Wille der Gäste gebrochen.
„Alle Jungs haben heute 120 Prozent gegeben. Deswegen war das Ergebnis über die gesamte Spielzeit nicht in Gefahr“, resümierte Trainer Wladimir Maltsev. Und Kapitän Jan Jungandreas meinte: „Wir waren von Anfang an bereit und konnten uns so auch durch schwierige Phasen kämpfen. Als wir das zum Beispiel einmal in der ersten Halbzeit geschafft hatten, wusste ich, heute kann uns Freiberg nicht schlagen.“
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 30.Oktober 2017

Samstag, 21. Oktober 2017

SG Pirna/Heidenau - NHV 23:19 (13:10)

NHV schlittert in die Krise

Der NHV Concordia Delitzsch hat in der Handball-Oberliga die dritte Niederlage am Stück kassiert und ist auf Rang elf abgerutscht. Beim ESV Lok Pirna verlor die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev am Sonnabend völlig verdient mit 19:23 (10:13) und steckt spätestens jetzt mitten im Abstiegskampf.
„Mit 15 Regelfehlern und einer Wurfquote aus dem Rückraum von 40 Prozent kann man in dieser Liga kein Spiel gewinnen“, kritisierte Maltsev anschließend. Kapitän Jan Jungandreas meinte: „Wir tun und machen, aber im Moment wirkt alles irgendwie gehemmt. Alle warten darauf, dass der Knoten endlich platzt. Aber das müssen wir uns noch mehr erarbeiten. Unser Team ist gut, aber irgendwas fehlt gerade, um das in den Punktspielen auch auf die Platte zu bekommen.“
In Pirna jedenfalls kamen die Delitzscher nur sehr schwer in die Gänge, erzielten erst nach sieben Minuten ihren ersten Treffer. Technische Fehler, keine Ideen im Angriff und eine nicht vorhandene Abwehr machten es den Gastgebern sehr leicht. Nach knapp 18 Minuten deutete sich ein Debakel an, denn beim Spielstand von 10:4 für die Gastgeber, konnte keiner erkennen wie die Concordia das Spiel noch zu ihren Gunsten drehen könnte. Zumindest stabilisierte sich die Abwehr nach einer Umstellung, so dass der Rückstand bis zur Pause auf 13:10 verkürzt wurde. Doch die Verunsicherung war fast jedem Spieler anzusehen.
Nach dem Wechsel dann das gleiche Spiel wie zu Beginn der ersten Halbzeit. Wieder benötigte Delitzsch acht Minuten für den ersten Treffer. Es war erschreckend mit anzusehen, wie der NHV im Angriff agierte. Kaum einer übernahm Verantwortung, jeder hatte Angst, einen Fehler zu machen oder überhaupt auf das Tor zu werfen. Pirna setzte auf eine robuste Abwehr. Zehn Zeitstrafen für die Hausherren zeigten, wie sie den ersten Heimsieg wollten. Genau dieser Wille ist zurzeit bei den Delitzschern nicht zu erkennen und so nahm die bittere Niederlage ihren Lauf.
„Ich kann mir nicht erklären, warum wir in Überzahl so viele Fehler produziert haben. Warum sehen wir in der zweiten Welle keinen freien Spieler? Warum lassen wir einem Schrittfehler gleich noch einen zweiten und dritten folgen? Vor allem anderen müssen wir an unserer eigenen Leistung arbeiten“, sagte Maltsev ernüchtert. Leichter werden die Aufgaben jedenfalls nicht. Am kommenden Sonnabend erwartet der NHV den Tabellenfünften Freiberg, der an diesem Wochenende Staßfurt mit 45:30 abfertigte. Jungandreas kündigt schon einmal Großes an: „Gegen Freiberg wird jeder Zuschauer sehen, was in uns steckt!“ Nun denn.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 23.Oktober 2017

Samstag, 14. Oktober 2017

HV Rot-Weiß Staßfurt - NHV 29:26 (11:11)

Nächster Dämpfer für Delitzscher Handballer

Die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben ihre Auswärtspartie gegen HV Rot-Weiß Staßfurt mit 26:29 (11:11) verloren. Die Delitzscher blieben weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht, denn bereits am Samstag geht es in Pirna darum, nicht noch weiter in der Tabelle abzurutschen.
„Wir schaffen es einfach noch nicht, unser Potenzial auszuschöpfen. Wir reden viel, haben gut trainiert, aber bekommen es nicht so richtig auf die Platte“, sagte Kapitän Jan Jungandreas: „Wir warten, glaube ich, alle so bisschen drauf, dass der Knoten platzt. Dafür müssen wir aber auch alle noch ein Stück härter arbeiten.“
Delitzsch kam diesmal schwer in die Gänge. Das lag weniger an einer überragenden Staßfurter Mannschaft, sondern vielmehr an Delitzsch selbst. Der Tempohandball, den man so gern spielen möchte, war nicht im Ansatz zu sehen. Und dazu gesellten sich noch viele technische Fehler. Selbst die vielen Zeitstrafen der überhart agierenden Gastgeber konnte Delitzsch wieder einmal nicht nutzen. Zu allem Überfluss konnte Daniel Sowada nach einer Attacke gegen ihn, die zu einer berechtigten roten Karte führte, nicht weiterspielen. Das war bitter, denn mit ihm war das Angriffsspiel deutlich strukturierter und variabler. Das Remis war das einzig Positive zur Halbzeit.
Wer nun dachte, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht, der sah sich leider getäuscht. Die Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse und Staßfurt konnte nach Belieben den Ball im Delitzscher Tor unterbringen. Warum die Abwehr so passiv verteidigt und immer wieder in Eins-zu-Eins- Situationen gerät wie schon gegen Halle, verstand keiner der anwesenden Fans. Anders dagegen Staßfurt, das als Einheit auf der Platte stand.
Nach einem rüden Foul gegen Lucas Mittag hätte es eine weitere rote Karte geben müssen, zu einer Wende im Spiel hätte das wohl kaum geführt. Denn von einer Einheit war Delitzsch in diesem Spiel weit entfernt. Anstatt sich gegenseitig anzufeuern, wurde der schwarze Peter immer wieder jemand anderem in die Schuhe geschoben. Diese Disziplinlosigkeiten helfen aber nur dem Gegner. Diese Niederlage sollte gründlich aufgearbeitet werden, damit in Pirna nicht das nächste böse Erwachen gibt. Vom selbst gesteckten Ziel, unter die ersten Fünf zu kommen, ist man nicht nur weit entfernt, sondern es droht aktuell eher Abstiegskampf. „Wir wussten, dass uns in Staßfurt ein aggressiv verteidigender Gastgeber erwartet und haben deshalb mit einem kämpferischen Spiel und harten Aktionen gerechnet. Allerdings war nicht geplant, dass wir nach zwanzig Minuten beide Rückraum-Mitte-Spieler verlieren. Patrick Baum hatte eine Fußverletzung und Daniel Sowada konnte nach einem Schlag auf die Brust nicht mehr weitermachen“, meinte NHV-Trainer Wladimir Maltsev, und: „So mussten wir leider wieder experimentieren. Das ärgert mich, denn natürlich hatten wir uns im Training gezielt auf dieses Spiel vorbereitet. Wir haben versucht, diese Lücken zu schließen, aber vor allem in der Abwehr fehlte einfach die Abstimmung. Mit 29 Gegentoren und einer Torhüterquote von 25 Prozent ist es sehr schwer, in dieser Liga zu gewinnen. Zufrieden bin ich trotz allem mit der kämpferischen Leistung meiner Mannschaft.“
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 16.Oktober 2017

Samstag, 7. Oktober 2017

NHV - USV Halle 26:28 (15:11)

Den Kopf verloren

Der NHV Concordia Delitzsch hat das selbst formulierte Saisonziel in der Handball-Oberliga bereits nach vier Spielen verpasst. Am Sonnabend verlor das Team von Trainer Wladimir Maltsev zu Hause gegen den USV Halle mit 26:28 (15:11). Vor der Spielzeit hatte Teammanager Marko Bergelt die Losung ausgegeben: „Wir wollen alle Heimspiele gewinnen!“
Dieser Plan ist nun dahin, nicht zuletzt, weil der NHV sich abermals direkt nach der Pause eine Schwächephase erlaubte – und in der Schlussphase zu sehr mit manch fragwürdiger Schiedsrichterentscheidung haderte. „Klingt komisch, aber während des Spiels hatte ich nie das Gefühl, dass wir verlieren werden“, sagte Kapitän Jan Jungandreas. Tja, mit Männern und Gefühlen ist das so eine Sache. Doch von Anfang an: Während die Hausherren neben dem länger verletzten Clemens Schlegel auf Oskar Emanuel und Lucas Mittag verzichten mussten, reiste Halle gar mit insgesamt nur acht Feldspielern an. Die personellen Voraussetzungen waren also auf beiden Seiten eher bescheiden.
Trotz alledem begann das Spiel ziemlich flott. Beide Mannschaften trafen zunächst beinahe nach belieben, hüben wie drüben suchten Abwehr und Torhüter in der Anfangsphase vergeblich nach Antworten auf die Wurf- Fragen. Erst als Maltsev Franz Flemming brachte, übernahm der NHV die Kontrolle. Der Schlussmann gab der Deckung mit starken Paraden die nötige Sicherheit und wurde nicht umsonst am Ende der Partie zum „Man of the Match“ gewählt. Dank Flemming und des in Halbzeit eins kaum zu bremsenden Danny Trodler erarbeiteten sich die Delitzscher bis zur Pause ein Vier-Tore-Polster.
Nach Wiederbeginn geriet die Mannschaft jedoch plötzlich auf die schiefe Bahn und Halle kam binnen fünf Minuten zum 16:16-Ausgleich. „Unerklärlich“ fand das nicht nur Jungandreas. „Wir halten uns nicht an die taktischen Vorgaben, verlieren die Bindung in Angriff und Abwehr und dann kippt das Spiel.“ Besser gesagt: Die Teams begegneten sich fortan auf Augenhöhe. Die Concorden mussten sich jedes Tor hart erarbeiten, weil der Spielfluss nahezu völlig zum Erliegen gekommen war.
Zu den eigenen Problemen gesellten sich nun auch noch Schiedsrichterentscheidungen, die nicht nach dem Delitzscher Gusto ausfielen und diverse Diskussionen nach sich zogen. Den Gästen spielte das natürlich in die Karten. Sie spulten unbeirrt ihr Pensum ab und nahmen vielleicht einigermaßen glücklich, doch nicht unverdient beide Punkte mit an den hellen Strand der Saale. „Halle hat das gut ausgespielt und uns hat in der Schlussphase die Cleverness gefehlt. Wir haben im Angriff den Kopf verloren“, ging Jungandreas mit sich und seinen Kollegen ins Gericht. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt dem NHV freilich nicht. Am kommenden Sonnabend geht es nach Staßfurt. Dort haben sie ganz andere Probleme als in Delitzsch – nämlich erst einen Sieg in fünf Partien eingefahren.
Sven Sauerbrey / Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 9.Oktober 2017