Der NHV Concordia Delitzsch hat das selbst formulierte Saisonziel in der Handball-Oberliga bereits nach vier Spielen verpasst. Am Sonnabend verlor das Team von Trainer Wladimir Maltsev zu Hause gegen den USV Halle mit 26:28 (15:11). Vor der Spielzeit hatte Teammanager Marko Bergelt die Losung ausgegeben: „Wir wollen alle Heimspiele gewinnen!“
Dieser Plan ist nun dahin, nicht zuletzt, weil der NHV sich abermals direkt nach der Pause eine Schwächephase erlaubte – und in der Schlussphase zu sehr mit manch fragwürdiger Schiedsrichterentscheidung haderte. „Klingt komisch, aber während des Spiels hatte ich nie das Gefühl, dass wir verlieren werden“, sagte Kapitän Jan Jungandreas. Tja, mit Männern und Gefühlen ist das so eine Sache. Doch von Anfang an: Während die Hausherren neben dem länger verletzten Clemens Schlegel auf Oskar Emanuel und Lucas Mittag verzichten mussten, reiste Halle gar mit insgesamt nur acht Feldspielern an. Die personellen Voraussetzungen waren also auf beiden Seiten eher bescheiden.
Trotz alledem begann das Spiel ziemlich flott. Beide Mannschaften trafen zunächst beinahe nach belieben, hüben wie drüben suchten Abwehr und Torhüter in der Anfangsphase vergeblich nach Antworten auf die Wurf- Fragen. Erst als Maltsev Franz Flemming brachte, übernahm der NHV die Kontrolle. Der Schlussmann gab der Deckung mit starken Paraden die nötige Sicherheit und wurde nicht umsonst am Ende der Partie zum „Man of the Match“ gewählt. Dank Flemming und des in Halbzeit eins kaum zu bremsenden Danny Trodler erarbeiteten sich die Delitzscher bis zur Pause ein Vier-Tore-Polster.
Nach Wiederbeginn geriet die Mannschaft jedoch plötzlich auf die schiefe Bahn und Halle kam binnen fünf Minuten zum 16:16-Ausgleich. „Unerklärlich“ fand das nicht nur Jungandreas. „Wir halten uns nicht an die taktischen Vorgaben, verlieren die Bindung in Angriff und Abwehr und dann kippt das Spiel.“ Besser gesagt: Die Teams begegneten sich fortan auf Augenhöhe. Die Concorden mussten sich jedes Tor hart erarbeiten, weil der Spielfluss nahezu völlig zum Erliegen gekommen war.
Zu den eigenen Problemen gesellten sich nun auch noch Schiedsrichterentscheidungen, die nicht nach dem Delitzscher Gusto ausfielen und diverse Diskussionen nach sich zogen. Den Gästen spielte das natürlich in die Karten. Sie spulten unbeirrt ihr Pensum ab und nahmen vielleicht einigermaßen glücklich, doch nicht unverdient beide Punkte mit an den hellen Strand der Saale. „Halle hat das gut ausgespielt und uns hat in der Schlussphase die Cleverness gefehlt. Wir haben im Angriff den Kopf verloren“, ging Jungandreas mit sich und seinen Kollegen ins Gericht. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt dem NHV freilich nicht. Am kommenden Sonnabend geht es nach Staßfurt. Dort haben sie ganz andere Probleme als in Delitzsch – nämlich erst einen Sieg in fünf Partien eingefahren.
Sven Sauerbrey / Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 9.Oktober 2017
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