Samstag, 31. Januar 2015

SV 04 Plauen-Oberlosa - NHV 21:17 (10:8)

Vorne bäh, hinten yeah, Punkte nee

NHV Concordia Delitzsch verliert Spitzenspiel in Plauen-Oberlosa und rutscht auf Platz 4 ab. Im Spitzenspiel des 14. Spieltages gastierte der Tabellendritte NHV Concordia Delitzsch beim mit großem Abstand führenden Tabellenführer SV 04 Plauen-Oberlosa. Da die Vogtländer in der Vorwoche ihre erste Saisonniederlage kassierten und dabei gleichzeitig ihren besten Torschützen mit schwerer Knieverletzung für den Rest der Saison verloren, durfte man gespannt sein, ob es den Delitzschern gelingen würde, vielleicht doch noch einmal so etwas wie Spannung in die diesjährige Aufstiegsfrage zu bringen. Um es kurz zu machen: Oberlosa siegte in einem Spiel, das von einem katastrophalen Delitzscher Angriffsspiel geprägt war, mit 21:17 (10:8) und darf mit nun sieben Punkten Vorsprung langsam aber sicher die Aufstiegsfeier planen. Dagegen mussten die NHV-Männer nach der fünften Saisonniederlage ihren Podestplatz vorerst räumen und rangieren nun auf Platz 4. Das Spiel in der ausverkauften und – auch dank einer Busladung Delitzscher Fans – sehr stimmungsvollen Halle begann der Gastgeber wie erwartet von der ersten Sekunde an mit einer hohen Aggressivität. Die Delitzscher hingegen hatten vor allem im Angriff enorme Schwierigkeiten. Hier mangelte es an Bewegung ebenso wie an Druck in die Tiefe und überhaupt wurde der Ball einfach nicht wie gewohnt laufen gelassen. Dadurch sahen sich die NHV-Schützen immer wieder gezwungen, es mit Halbchancen zu versuchen, die allerdings mit unschöner Regelmäßigkeit leichte Beute des überragenden Plauener Schlussmanns Carsten Klaus wurden. Der Gastgeber verstand es routiniert, die Delitzscher Fehler für schnelle Gegenstöße zu nutzen und konnte so in der 10. Spielminute mit 4:1 in Führung gehen. Erst in den folgenden zehn Minuten nahmen die NHV-Männer den Kampf an und bekamen einen guten Zugriff in der Abwehr. Dadurch kam nun auch in das Angriffsspiel etwas Sicherheit und das Spiel konnte zumindest vom Ergebnis her bis zur 20. Spielminute (7:7) ausgeglichen gestaltet werden. Allerdings war das Angriffsspiel weiterhin viel zu pomadig und einfallslos, so dass Oberlosa bis zur Pause noch auf 10:8 davonziehen konnte. Dennoch war bei diesem knappen Rückstand noch nichts verloren und so gingen die zahlreichen Delitzscher Anhänger optimistisch in die Halbzeitpause. Dieser Optimismus schlug allerdings recht bald nach Wiederanpfiff in blankes Entsetzen um, denn den Gastgebern gelang nun Tor um Tor. Angetrieben von ihrem weiterhin überragenden Torhüter spielten sich die Vogtländer in einen wahren Rausch und hatten sich in der 42. Spielminute vorentscheidend auf 16:9 abgesetzt. Das Angriffsspiel der Delitzscher war hingegen vorwiegend von zu wenig Bewegung, noch weniger Druck und stellenweise wohl sogar Angst geprägt. Zumindest in der Schlussviertelstunde wurde dann noch einmal einigermaßen dagegen gehalten. Einige Mal wurde nun sogar der Ball im Angriff laufen gelassen, und siehe da: Es funktionierte! Die Abwehr der Gastgeber wurde in Bewegung gebracht und plötzlich taten sich Lücken auf, die in Tore umgemünzt wurden. Somit gelang es den Delitzschern, noch etwas Ergebniskosmetik zu betreiben, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass das an diesem Abend alles in Allem einfach zu wenig war, um den Tabellenführer ernsthaft in Bedrängnis bringen zu können. Daher geht die 21:17 Niederlage vollkommen in Ordnung. Fazit des Co-Trainers Martin Möhle: „Die 21 Gegentore auswärts zeigen, dass die Abwehrleistung über weite Strecken in Ordnung war. Unser Hauptproblem war das Angriffsspiel. Nahezu über die komplette Spielzeit agierten wir viel zu pomadig. Uns gelang es kaum, die aggressive Abwehr der Gastgeber in Bewegung zu bekommen und mit voller Konsequenz in die Schnittstellen zu gehen. Dazu gesellte sich eine äußerst schlechte Wurfeffektivität. Plauen dagegen hat es uns heute vorgemacht. Sie sind dahin gegangen wo es weh tut. Diesen Einsatz haben wir vor allem im Angriff unerklärlicherweise meistens vermissen lassen. Da muss sich jeder selbst hinterfragen und es kommende Woche besser machen!“ Beim Heimspiel am kommenden Samstag (18:30, Artur-Becker-Halle) wird es für den NHV um nicht weniger gehen als die Vermeidung eines Absturzes in das graue Mittelfeld der Sachsenliga-Tabelle. Zu Gast ist dann die zweite Mannschaft des Bundesligisten SG LVB, die nur einen Platz hinter den Delitzschern rangiert und vermutlich alles daran setzen wird, alsbald die Plätze zu tauschen. Andererseits haben die Concorden bei nur einem Punkt Rückstand auch weiterhin alle Chancen auf die Silbermedaille. Für Spannung ist also gesorgt!

Samstag, 24. Januar 2015

NHV - HSV Weinböhla 32:25 (14:13)

Ein Tacker für die Seele

Um klaffende Wunden möglichst schnell stillzulegen, griff nicht nur Doktor Brinkmann gern zum Tacker. Eine wenig ansehnliche, aber effektive Methode. Die lässt sich offenbar auch ganz gut auf Handball-Spiele übertragen. Sachsenligist NHV Concordia Delitzsch schloss die vor Wochenfrist in Kamenz erlittene Scharte am Sonnabend mit einem 32:25 (14:13)-Erfolg gegen Abstiegskandidat HSV Weinböhla. Der sah zwar über weite Strecken einigermaßen gequält aus, brachte aber das erwünschte Resultat. Eine Narbe könnte angesichts zweier Verletzter trotzdem zurückbleiben. Nach derben Worten über die blutleere Vorstellung in Kamenz stülpte Trainer Michael Schneider dieses Mal verbal die seidenen Handschuhe über, streichelte die geschundenen Seelen. "Die Jungs haben alles reingehauen, was geht, mehr als das Beste draus gemacht. Niemand kann von uns momentan Zauberhandball erwarten." Und dann fielen im ersten Durchgang auch noch Daniel Hannuschke und Malte Unkell (nach fiesem Foul) mit Schulterproblemen aus. Physiotherapeutin Nicole Grundei knetete bis zum Fingerkrampf - ohne Erfolg. Die Concorden mussten für den Rest der Partie ohne das Duo auskommen. Dafür rückte Frank Bönke in den Mittelblock, gab umgehend den Wadenbeißer, kassierte in einer halben Stunde zwei Zweiminutenstrafen, die natürlich keine waren, sondern "ganz normale Abwehrarbeit". Leg' dich nicht mit dem Terrier an. Auch Weinböhla griff im Zweifelsfall beherzt zu. Besonders NHV-Rückraum-Raketenwerfer Danny Trodler wollten die Gäste mit harten Attacken die Lust nehmen. Nach einem Schlag schwoll dessen rechtes Auge an und brachte ihn zu einer schmissigen Erkenntnis. "Es gefällt keinem, wenn er ins Gesicht gefasst wird." Weitere Provokationen aller Art prallten an dem Mann aus Stahl ab. Anschließend reichte er noch eine kleine Spitze nach. "Weinböhla war auf einigen Positionen einfach überfordert. Das hat sie sauer gemacht." Nicht überfordert war allerdings Spielmacher Martin Kovar. Der einstige tschechische Nationalspieler zog die Fäden wie in einer chinesischen Kleider-Manufaktur. Erst als sich der 38-Jährige im zweiten Durchgang mehrere Pausen nahm, entwich binnen Minuten jede Spannung aus der Partie. Plötzlich lief der Ball flüssig durch die Delitzscher Reihen. Kapitän Marcus Leuendorf führte oscarverdächtig Regie, Trodler, Jan Jungandreas oder auch Enrico Henoch nagelten das Spielgerät humorlos ins Netz. Henoch ward lange nicht mehr als vierfacher Torschützen gesehen. Er selbst erinnerte sich freilich bestens an vergleichbare Großtaten. "In der Regionalliga hab' ich mal sechs in einem Spiel gemacht." Wieder was gelernt. Die Schlusspointe schmeckt sogar noch besser. Verfolger Radeburg ließ einen Punkt gegen Aufsteiger Leipzig/Zwenkau liegen. Das erleichtert das Reisegepäck der Concorden vorm Topspiel am kommenden Sonnabend beim Tabellenführer Plauen zumindest ein wenig, zumal dieser am Sonntagabend nach einer völlig unerwarteten Auswärtsniederlage in Görlitz seine ersten beiden Minuspunkte kassierte.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 26.Januar 2015

Sonntag, 18. Januar 2015

HVH Kamenz - NHV 30:28 (17:15)

Keine Abwehr, keine Punkte

NHV Concordia Delitzsch enttäuscht in Kamenz, behauptet dank ebenfalls schwächelnder Tabellennachbarn aber Rang 3 Auf dem Papier waren die Rollen klar verteilt. Hier der Kamenzer Gastgeber, vor Wochenfrist vom Tabellennachbarn Görlitz mit neun Toren aus der Halle geschossen. Dort der Tabellendritte aus Delitzsch, zuletzt fünf Mal in Folge erfolgreich und nach vierwöchiger Pause bestens erholt. Was sollte da schon schief gehen für die Gäste? Zunächst, das heißt in den ersten 25 Minuten, lief es tatsächlich noch recht gut für die Delitzscher. Keineswegs perfekt, denn die Abwehr bekam von Beginn an keinen richtigen Zugriff auf den Gegner. Doch zumindest im Angriff konnten die Vorgaben des Trainerduos Schneider/Möhle einigermaßen umgesetzt werden. Gegen die offensive Kamenzer Abwehr wurde der Ball gut laufen gelassen, druckvoll auf die Schnittstellen agiert und die Torchancen konsequent verwandelt. Doch mit zunehmender Spieldauer deutete sich an, dass die bis dato effektive Angriffsleistung wohl kaum über die gesamte Spieldauer über die schwache Abwehrleistung hinwegtäuschen kann. Von der ersten Minute an wurde viel zu passiv und ohne Aggressivität verteidigt. Nur dank der schlechten Abschlüsse und technischen Fehler des Gegners sowie dank einiger abgefangener Bälle wuchs der Delitzscher Vorsprung erst auf 9:5 und dann sogar bis auf 12:7. Ab der 25. Spielminute jedoch verloren die NHV-Männer komplett den Faden im Angriff und vermutlich rätseln sie noch immer, wie es dazu kommen konnte. Anstatt weiter strukturiert nach vorn zu spielen, wirkte das Delitzscher Angriffsspiel nun plötzlich ungewohnt statisch und gipfelte immer wieder im meist zum Scheitern verurteilten Versuch, mittels Einzelaktionen zum Torerfolg zu kommen. In einer Mannschaftssportart wie Handball ist das allerdings in nahezu 100% aller Fälle bestenfalls die zweitbeste Idee und so resultierten aus diesen Versuchen zwar reihenweise schwache Abschlüsse und Abspielfehler, aber eben nichts Zählbares – sieht man einmal ab von den einfachen Gegenstoßtoren der Kamenzer. Diese drehten innerhalb kürzester Zeit den Rück- in einen Vorsprung und konnten ihr unverhofftes Glück wohl selbst kaum fassen, als sie mit 17:15 in die Halbzeitpause gingen. Der Delitzscher Trainer Michael Schneider schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, denn zu Beginn der 2. Halbzeit gelang es den NHV-Männern durch eine aggressivere Abwehr sowie einige Paraden des nun im Tor stehenden Steve Müller ihr gewohntes Tempospiel aufzuziehen und Tore über die 1. und 2. Welle zu erzielen. Als in der 38. Spielminute der an diesem Abend unter Kamenzer Dauerprügel leidende Lucas Mittag nach einem weiteren Foul ins Krankenhaus eingeliefert werden musste (Gute Besserung!), schien das bei seinen Mitspielern zunächst ungeahnte Kräfte freizusetzen, denn nur eine Minute nach Wiederanpfiff war das Spiel nach zwei schnellen NHV- Toren beim Stand von 21:21 wieder ausgeglichen. Doch zu früh gefreut, denn da war er wieder – der berühmte Bruch im Spiel. Im Angriff agierten die verbliebenen Delitzscher nun wieder viel zu pomadig  und schlossen ein ums andere Mal viel zu überhastet ab. Da auch die Abwehrleistung weiterhin alle Wünsche offen ließ, konnte Kamenz fünf Minuten lang in jeder Minute ein Tor erzielen und somit vorentscheidend auf 26:21 enteilen. Erst in den letzten 10 Minuten, als das Spiel beim Stand von 29:23 schon fast verloren schien, wurde noch einmal die nötige Leidenschaft und Aggressivität im Abwehrverhalten an den Tag gelegt. Der nun das Tor hütende Stephan Sarközi zeigte noch einige sehenswerte Paraden, doch um wenigstens noch einen Punkt mitzunehmen, fehlte die letzte Konsequenz in den Abschlüssen und so reichte es letztlich nur zur Ergebniskosmetik. Co-Trainer Martin Möhle wirkte nach dem Spiel einigermaßen konsterniert: „Mit so einer Leistung wird es gegen jeden Gegner in der Sachsenliga schwer. Daher sollten wir dieses Spiel gründlich analysieren und die nötigen Lehren daraus ziehen, damit wir am kommenden Wochenende wieder ein anderes Gesicht zeigen und einen überzeugenden Sieg einfahren.“ Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich den NHV-Herren schon am Samstag vor heimischem Publikum, wenn um 18:30 Uhr in der Artur- Becker-Halle die Partie gegen den im Moment auf dem vorletzten Platz rangierenden Aufsteiger HSV Weinböhla angepfiffen wird.