NHV Concordia Delitzsch enttäuscht in Kamenz, behauptet dank ebenfalls schwächelnder Tabellennachbarn aber Rang 3 Auf dem Papier waren die Rollen klar verteilt. Hier der Kamenzer Gastgeber, vor Wochenfrist vom Tabellennachbarn Görlitz mit neun Toren aus der Halle geschossen. Dort der Tabellendritte aus Delitzsch, zuletzt fünf Mal in Folge erfolgreich und nach vierwöchiger Pause bestens erholt. Was sollte da schon schief gehen für die Gäste? Zunächst, das heißt in den ersten 25 Minuten, lief es tatsächlich noch recht gut für die Delitzscher. Keineswegs perfekt, denn die Abwehr bekam von Beginn an keinen richtigen Zugriff auf den Gegner. Doch zumindest im Angriff konnten die Vorgaben des Trainerduos Schneider/Möhle einigermaßen umgesetzt werden. Gegen die offensive Kamenzer Abwehr wurde der Ball gut laufen gelassen, druckvoll auf die Schnittstellen agiert und die Torchancen konsequent verwandelt. Doch mit zunehmender Spieldauer deutete sich an, dass die bis dato effektive Angriffsleistung wohl kaum über die gesamte Spieldauer über die schwache Abwehrleistung hinwegtäuschen kann. Von der ersten Minute an wurde viel zu passiv und ohne Aggressivität verteidigt. Nur dank der schlechten Abschlüsse und technischen Fehler des Gegners sowie dank einiger abgefangener Bälle wuchs der Delitzscher Vorsprung erst auf 9:5 und dann sogar bis auf 12:7. Ab der 25. Spielminute jedoch verloren die NHV-Männer komplett den Faden im Angriff und vermutlich rätseln sie noch immer, wie es dazu kommen konnte. Anstatt weiter strukturiert nach vorn zu spielen, wirkte das Delitzscher Angriffsspiel nun plötzlich ungewohnt statisch und gipfelte immer wieder im meist zum Scheitern verurteilten Versuch, mittels Einzelaktionen zum Torerfolg zu kommen. In einer Mannschaftssportart wie Handball ist das allerdings in nahezu 100% aller Fälle bestenfalls die zweitbeste Idee und so resultierten aus diesen Versuchen zwar reihenweise schwache Abschlüsse und Abspielfehler, aber eben nichts Zählbares – sieht man einmal ab von den einfachen Gegenstoßtoren der Kamenzer. Diese drehten innerhalb kürzester Zeit den Rück- in einen Vorsprung und konnten ihr unverhofftes Glück wohl selbst kaum fassen, als sie mit 17:15 in die Halbzeitpause gingen. Der Delitzscher Trainer Michael Schneider schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, denn zu Beginn der 2. Halbzeit gelang es den NHV-Männern durch eine aggressivere Abwehr sowie einige Paraden des nun im Tor stehenden Steve Müller ihr gewohntes Tempospiel aufzuziehen und Tore über die 1. und 2. Welle zu erzielen. Als in der 38. Spielminute der an diesem Abend unter Kamenzer Dauerprügel leidende Lucas Mittag nach einem weiteren Foul ins Krankenhaus eingeliefert werden musste (Gute Besserung!), schien das bei seinen Mitspielern zunächst ungeahnte Kräfte freizusetzen, denn nur eine Minute nach Wiederanpfiff war das Spiel nach zwei schnellen NHV- Toren beim Stand von 21:21 wieder ausgeglichen. Doch zu früh gefreut, denn da war er wieder – der berühmte Bruch im Spiel. Im Angriff agierten die verbliebenen Delitzscher nun wieder viel zu pomadig und schlossen ein ums andere Mal viel zu überhastet ab. Da auch die Abwehrleistung weiterhin alle Wünsche offen ließ, konnte Kamenz fünf Minuten lang in jeder Minute ein Tor erzielen und somit vorentscheidend auf 26:21 enteilen. Erst in den letzten 10 Minuten, als das Spiel beim Stand von 29:23 schon fast verloren schien, wurde noch einmal die nötige Leidenschaft und Aggressivität im Abwehrverhalten an den Tag gelegt. Der nun das Tor hütende Stephan Sarközi zeigte noch einige sehenswerte Paraden, doch um wenigstens noch einen Punkt mitzunehmen, fehlte die letzte Konsequenz in den Abschlüssen und so reichte es letztlich nur zur Ergebniskosmetik. Co-Trainer Martin Möhle wirkte nach dem Spiel einigermaßen konsterniert: „Mit so einer Leistung wird es gegen jeden Gegner in der Sachsenliga schwer. Daher sollten wir dieses Spiel gründlich analysieren und die nötigen Lehren daraus ziehen, damit wir am kommenden Wochenende wieder ein anderes Gesicht zeigen und einen überzeugenden Sieg einfahren.“ Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich den NHV-Herren schon am Samstag vor heimischem Publikum, wenn um 18:30 Uhr in der Artur- Becker-Halle die Partie gegen den im Moment auf dem vorletzten Platz rangierenden Aufsteiger HSV Weinböhla angepfiffen wird.
Jens Teresniak, www.nhv-concordia-delitzsch.de
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