Samstag, 28. April 2018

NHV - HC Glauchau/Meerane 25:25 (14:10)

Noch einmal mit Gefühl: Delitzsch übernimmt Platz drei

Zumindest bei zwei Spielern war das Motto eindeutig: Es ist besser, Abschied zu nehmen, wenn viele Fans „schade“ sagen. „Es war eine sehr schöne Zeit“, sagte Danny Trodler vom Handball- Oberligisten NHV Concordia Delitzsch. Der bald 32-Jährige hatte am Sonnabend mit der Partie gegen den HC Glauchau/Meerane, die 25:25 ausging, sein letztes Heimspiel bestritten, der Rückraumschütze beendet seine Laufbahn. „Ein bisschen Wehmut ist schon vorhanden“, gestand auch Kapitän Jan Jungandreas. Wenn er so in seinen Körper hineinhöre, dann sei es richtig, dass er die Handballschuhe an den Nagel hänge. Der 30-Jährige bleibt dem Verein aber erhalten als künftiger Co-Trainer von Wladimir Maltsev (47). Der freut sich auf die Verstärkung. „Dann können wir das Training noch effizienter gestalten.“
Zwei weitere Spieler wurden vor der Begegnung von Vereinspräsident Axel Schüler und seinem Vize Sören Raab verabschiedet: Franz Flemming und Oskar Emanuel. Torwart-Kollege Felix Herholc lief Flemming im Saisonverlauf den Rang ab. „Ich spiele wahnsinnig gerne“, begründete der 23-jährige Keeper den Ausstieg. Er gehe „mit positiven Gefühlen“. Sollte Ligakonkurrent USV Halle den Klassenerhalt schaffen – die Chancen stehen gut –, dann wird Flemming dorthin wechseln. Emanuel zieht es zum HC Elbflorenz nach Dresden, da er dort ein Studium beginnt. „Es hat hier viel Spaß gemacht“, so der 19-Jährige. „Die „tolle Stimmung“ in der Halle gegen Glauchau habe ihn „super gefreut“.
Fast also ein Heim-Ausstand nach Maß. „Wir hätten den Spielern, die uns verlassen, gerne einen Sieg geschenkt“, sagte Sascha Meiner (29), kürzlich von Team-Manager Marko Bergelt (45) als der „mit großem Abstand kompletteste Spieler der Mitteldeutschen Oberliga“ geadelt. Und in der ersten Halbzeit sah es auch gut aus, wurden die Weichen auf Sieg gestellt. Die Begegnung begann ausgeglichen, kein Team konnte sich zunächst absetzen. Doch in den letzten sechs Minuten des ersten Durchgangs setzten die Concorden sich ab und lagen zum Pausentee mit 14:10 klar in Führung. Besonders Trodler sprühte vor Spielfreude, warf vier Tore und setzte mehrmals gekonnt am Kreis Oliver Wendlandt in Szene. Flemming hielt gut, parierte auch einen Siebenmeter.
Nach dem Seitenwechsel verlor der NHV jedoch den Faden. Die Abwehr war plötzlich löchrig, die Gäste kamen zum Ausgleich. „Da waren wir ein bisschen undiszipliniert“, meinte Trodler. „Wir haben Glauchau stark gemacht“, befand Sascha Meiner. Es ging hin und her, zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff baute Jungandreas den Vorsprung für Delitzsch auf zwei Tore aus. Doch die Gäste gaben nicht auf und freuten sich letztlich, so Trainer Felix Kempe (27), „über den gewonnenen Punkt“. Seine Mannschaft rutschte gleichwohl um zwei Plätze auf den vorletzten Rang ab, muss am letzten Spieltag am nächsten Sonnabend unbedingt gegen Freiberg gewinnen, um doch noch den Klassenerhalt zu schaffen.
Der NHV rückte durch das Remis um eine Position auf den dritten Tabellenplatz vor und hat nun die große Chance, mit einem Sieg bei der zweiten Mannschaft des HC Elbflorenz den Vizemeistertitel zu holen. Davon hatte nach einer durchwachsenen Hinrunde niemand in der Loberstadt zu träumen gewagt. „Wir haben aber eine tolle Rückrunde gespielt“, meinte Maltsev. Und egal, wie es in Dresden ausgehen wird, „bin ich mit der kompletten Saison zufrieden“. Den Aufstieg hatte sich souverän LVB Leipzig geholt.
Maltsev wagte schon einen kurzen Ausblick auf die nächste Saison, die dritte der Concorden in der Oberliga. „Wir stehen vor einem großen Umbruch und müssen wieder bei Null beginnen“, sagte der erfahrene Coach. Denn weitere Abgänge aus beruflichen Gründen drohen. So ist der Verbleib von Clemens Schlegel (27), der gegen Glauchau wegen eines angerissenen Innenbandes nicht auflaufen konnte, und von Jonas Meiner (21) noch nicht sicher. Zudem wird der Vertrag von Tobias Bauske (25), der seit Längerem fehlt, nicht verlängert. Gedämpfte Vorfreude also.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 30.April 2018

Samstag, 14. April 2018

SV 04 Plauen-Oberlosa - NHV 21:26 (13:10)

Nummer 100!

Der 100. Sieg in der Vereinsgeschichte des NHV Concordia Delitzsch ist perfekt. Am Sonnabend gewann die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev 26:21 (10:13) beim SV Plauen-Oberlosa und steht damit nun punktgleich mit dem SVP auf Rang vier der Mitteldeutschen Handball-Oberliga.
„Das war ein toller Kampf. Und natürlich sind wir froh, in so einem geilen Spiel unseren Fans den 100. Sieg schenken zu können“, jubilierte Maltsev anschließend. Kapitän Jan Jungandreas fand es „extrem cool, was wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben“ und sprach von einer tollen Mannschaftsleistung.
Delitzsch kam hervorragend ins Spiel und führte schnell mit 3:0. Plauens Trainer Petr Hazl sah sich dadurch veranlasst, bereits jetzt eine Auszeit zu nehmen. Diese verhalf dem Gastgeber nicht nur sein Spiel neu zu ordnen, sondern er legte jetzt richtig los. Mit fünf Toren in Folge nach der Auszeit brachte er die Halle förmlich zum Beben. Der NHV dagegen verlor völlig seinen Spielfaden, auch wenn die Mannschaft noch mal zum 5:5 ausgleichen konnten. Im Angriff lief kaum noch was zusammen und die Abwehr war irgendwie immer einen Schritt zu spät. „Wir haben ein paar Fehler gemacht, was Plauen gnadenlos ausgenutzt hat“, befand Maltsev und stellte auf eine 4:2-Abwehr um. Damit gelang es zumindest, den Rückstand bis zur Pause in Grenzen zu halten. Mehr noch: Vier Minuten vor dem Wechsel waren die Concorden wieder bis auf ein Tor herangekommen. Doch mit zwei Kontertoren von Plauen-Oberlosa, die seiner Mannschaft nicht gut tun sollten, wie Hazl später analysierte, ging es in die Kabinen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit dann dasselbe Spiel. Delitzsch begann abermals sehr druckvoll und verkürzte den Rückstand nicht nur, sondern ging seinerseits wieder mit 16:14 in Führung. Aber anders als in der ersten Halbzeit ließ der NHV jetzt nicht nach. Auch eine zweifache Bestrafung gegen Oliver Wendlandt und die damit verbundene Rote Karte konnte die Gäste nicht mehr aus dem Konzept bringen. Die Hausherren schafften es zwar, noch einmal zum 17:17 auszugleichen, doch nach der folgenden Auszeit von Wladimir Maltsev stand die Concordia-Abwehr wie ein Fels in der Brandung und im Angriff wurde fast jeder Ball sicher verwandelt.
Auch eine weitere Auszeit der Gastgeber konnte den Lauf der Delitzscher nicht mehr stoppen. So war dann, beim Stand von 23:17 für die Gäste, das Spiel quasi entschieden. In den letzten Minuten konnte sich dann die Mannschaft von den wieder zahlreichen mitgereisten Fans lautstark bejubeln lassen. Maltsev beschrieb die Leistung der zweiten Halbzeit folgendermaßen: „Im Angriff gefährlich und diszipliniert und in der Abwehr beweglich und aggressiv. Ein Riesenkompliment an die Jungs, dass sie nie aufgegeben haben und nach Olis Disqualifikation noch enger zusammengerückt sind.“
Am 28. April steigt übrigens das letzte Heimspiel der Saison. Dann empfängt der NHV Abstiegskandidat Glauchau/Meerane und kann mit einem Heimsieg bei gleichzeitiger Schützenhilfe der Konkurrenz sogar noch auf Platz zwei klettern. Das wäre natürlich ein irres Abschiedsgeschenk für die scheidenden Leistungsträger Jan Jungandreas, Danny Trodler und Oskar Emanuel.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 16.April 2018

Samstag, 7. April 2018

NHV - HC Burgenland 28:28 (14:16)

Remis für NHV - Kapitän hört auf

Prognosen sind bekanntermaßen eine schwierige Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Das schrieb einst der US-Erzähler Mark Twain. Manchmal aber treffen die Vorhersagen zu. Sie erwarte ein „kämpferisches und enges Spiel“, sagte Ines Seidler, Trainerin des Handball-Männer-Oberligisten HC Burgenland, vor der Partie am Sonnabend beim NHV Concordia Delitzsch. Nordsachsen- Coach Wladimir Maltsev hatte das ähnlich prophezeit. Er rechne mit einem „kämpferischen und spannenden Spiel“. Und so kam es auch: Die Partie endete ausgeglichen 28:28 (14:16). „Ich kann mit dem Punkt gut leben“, kommentierte Seidler. „Das Remis ist gerecht“, pflichtete Maltsev ihr bei. Seine Mannschaft steht damit weiterhin auf dem vierten Platz, die Gäste aus Naumburg bleiben auf Rang sechs. Den Meistertitel und somit den Aufstieg in die Regionalliga holte sich am Wochenende erwartungsgemäß LVB Leipzig mit einem 34:24-Erfolg bei der HSG Freiberg. Die Concorden warten weiterhin auf den 100. Sieg seit der Gründung 2010. „Schade, dass wir den Fans das heute nicht schenken konnten“, bedauerte NHV- Rückraumwerfer Lucas Mittag, der für seine sieben Tore von den eigenen Fans zum Delitzscher Spieler des Tages geehrt wurde.
Die Begegnung stand dabei im Zeichen von fünf Spielern. Neben Mittag waren das auf NHV-Seite Kreisläufer Clemens Schlegel, der ebenfalls sieben Treffer erzielte, und Torwart Helix Herholc, der 15 Paraden zeigte und damit seinem Burgenland-Gegenüber Max Neuhäuser (18 gehaltene Bälle) kaum nachstand. Neuhäuser hütete in der vergangenen Saison noch den Delitzscher Kasten. „Es ist schon etwas Besonderes, gegen den alten Verein zu spielen“, sagte er. Aber er bemühe sich stets, fokussiert zu sein, gab sich trotz der Top-Leistung ganz bescheiden. „Er hat glänzend gehalten“, lobte dagegen NHV-Shooter Danny Trodler. „Max hat sehr stark gespielt“, schloss sich Concordia-Kapitän Jan Jungandreas dem an. Überragender Akteur in der Delitzscher Mehrzweckhalle war allerdings Kenny Dober mit 12 Toren für Burgenland.
Von Beginn an entwickelte sich eine ausgeglichene Begegnung mit hohem Tempo. Beiden Teams war anzumerken, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun hatten. So wurde im Angriff gut kombiniert, die Deckungsreihen waren dagegen häufig so löchrig wie ein Schweizer Käse. In der Offensive wurde gut kombiniert, allerdings gab es, so Seidler, „ganz viele Fehler“. Auch Maltsev kritisierte, dass speziell in der ersten Halbzeit so mancher Pass nicht den Mitspieler fand. Der 14:16-Rückstand war folgerichtig. Nach dem Seitenwechsel fanden die Gastgeber etwas besser zu ihrer Linie und gingen in der 51. Minute mit 25:24 in Führung. Kurz danach fehlte das Glück, als Sascha Meiner die Latte traf, und Pech kam oben drauf, da Oliver Wendlandt den Ball an den Pfosten hämmerte. Die Gäste gaben nicht auf und sicherten sich so das Unentschieden.
„Kleinigkeiten sind auf diesem Niveau entscheidend“, bewertete Jungandreas das Endresultat in einem Spiel „auf Augenhöhe“. Die 30- jährige Vereins-Ikone sprach da fast schon wie ein Trainer – ein Vorgriff auf die kommende Saison. Denn der Rechtsaußen, der in den vergangenen Jahren mehrere schwere Verletzungen verkraften musste, beendet seine Spielerlaufbahn und wird Co-Trainer von Wladimir Maltsev. „Man sollte zum richtigen Zeitpunkt aufhören und nicht warten, bis die Zuschauer einen als Spieler nicht mehr sehen können“, so der baldige Ex-Spieler.
Am nächsten Sonnabend treten die Delitzscher beim Tabellendritten Plauen-Oberlosa an. Maltsev wagte keine exakte Prognose, denn er weiß, dass die Zukunft ihr gerne eine Nase dreht. „Es wird nicht einfach dort.“ Ziel sei aber in den letzten drei Partien der Saison „maximal Punkte zu machen“. Zu hoffen ist, dass im Heimspiel am 28. April gegen den HC Glauchau/Meerane die Anzeigetafel wieder vollständig funktioniert. Das laufende Ergebnis wurde zwar angezeigt, nicht aber die Uhrzeit.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.April 2018