Prognosen sind bekanntermaßen eine schwierige Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Das schrieb einst der US-Erzähler Mark Twain. Manchmal aber treffen die Vorhersagen zu. Sie erwarte ein „kämpferisches und enges Spiel“, sagte Ines Seidler, Trainerin des Handball-Männer-Oberligisten HC Burgenland, vor der Partie am Sonnabend beim NHV Concordia Delitzsch. Nordsachsen- Coach Wladimir Maltsev hatte das ähnlich prophezeit. Er rechne mit einem „kämpferischen und spannenden Spiel“. Und so kam es auch: Die Partie endete ausgeglichen 28:28 (14:16). „Ich kann mit dem Punkt gut leben“, kommentierte Seidler. „Das Remis ist gerecht“, pflichtete Maltsev ihr bei. Seine Mannschaft steht damit weiterhin auf dem vierten Platz, die Gäste aus Naumburg bleiben auf Rang sechs. Den Meistertitel und somit den Aufstieg in die Regionalliga holte sich am Wochenende erwartungsgemäß LVB Leipzig mit einem 34:24-Erfolg bei der HSG Freiberg. Die Concorden warten weiterhin auf den 100. Sieg seit der Gründung 2010. „Schade, dass wir den Fans das heute nicht schenken konnten“, bedauerte NHV- Rückraumwerfer Lucas Mittag, der für seine sieben Tore von den eigenen Fans zum Delitzscher Spieler des Tages geehrt wurde.
Die Begegnung stand dabei im Zeichen von fünf Spielern. Neben Mittag waren das auf NHV-Seite Kreisläufer Clemens Schlegel, der ebenfalls sieben Treffer erzielte, und Torwart Helix Herholc, der 15 Paraden zeigte und damit seinem Burgenland-Gegenüber Max Neuhäuser (18 gehaltene Bälle) kaum nachstand. Neuhäuser hütete in der vergangenen Saison noch den Delitzscher Kasten. „Es ist schon etwas Besonderes, gegen den alten Verein zu spielen“, sagte er. Aber er bemühe sich stets, fokussiert zu sein, gab sich trotz der Top-Leistung ganz bescheiden. „Er hat glänzend gehalten“, lobte dagegen NHV-Shooter Danny Trodler. „Max hat sehr stark gespielt“, schloss sich Concordia-Kapitän Jan Jungandreas dem an. Überragender Akteur in der Delitzscher Mehrzweckhalle war allerdings Kenny Dober mit 12 Toren für Burgenland.
Von Beginn an entwickelte sich eine ausgeglichene Begegnung mit hohem Tempo. Beiden Teams war anzumerken, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun hatten. So wurde im Angriff gut kombiniert, die Deckungsreihen waren dagegen häufig so löchrig wie ein Schweizer Käse. In der Offensive wurde gut kombiniert, allerdings gab es, so Seidler, „ganz viele Fehler“. Auch Maltsev kritisierte, dass speziell in der ersten Halbzeit so mancher Pass nicht den Mitspieler fand. Der 14:16-Rückstand war folgerichtig. Nach dem Seitenwechsel fanden die Gastgeber etwas besser zu ihrer Linie und gingen in der 51. Minute mit 25:24 in Führung. Kurz danach fehlte das Glück, als Sascha Meiner die Latte traf, und Pech kam oben drauf, da Oliver Wendlandt den Ball an den Pfosten hämmerte. Die Gäste gaben nicht auf und sicherten sich so das Unentschieden.
„Kleinigkeiten sind auf diesem Niveau entscheidend“, bewertete Jungandreas das Endresultat in einem Spiel „auf Augenhöhe“. Die 30- jährige Vereins-Ikone sprach da fast schon wie ein Trainer – ein Vorgriff auf die kommende Saison. Denn der Rechtsaußen, der in den vergangenen Jahren mehrere schwere Verletzungen verkraften musste, beendet seine Spielerlaufbahn und wird Co-Trainer von Wladimir Maltsev. „Man sollte zum richtigen Zeitpunkt aufhören und nicht warten, bis die Zuschauer einen als Spieler nicht mehr sehen können“, so der baldige Ex-Spieler.
Am nächsten Sonnabend treten die Delitzscher beim Tabellendritten Plauen-Oberlosa an. Maltsev wagte keine exakte Prognose, denn er weiß, dass die Zukunft ihr gerne eine Nase dreht. „Es wird nicht einfach dort.“ Ziel sei aber in den letzten drei Partien der Saison „maximal Punkte zu machen“. Zu hoffen ist, dass im Heimspiel am 28. April gegen den HC Glauchau/Meerane die Anzeigetafel wieder vollständig funktioniert. Das laufende Ergebnis wurde zwar angezeigt, nicht aber die Uhrzeit.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.April 2018
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