Das erste, geschichtlich überlieferte Handballspiel in Freiberg fand 1922 mit der Begegnung gegen Flöha statt. In Delitzsch wurde dagegen schon seit 1910 vereinsmäßig dem kleinen runden Leder nachgejagt. Beim Aufeinandertreffen in der Mitteldeutschen Oberliga am Sonnabend zwischen alter (NHV Concordia Delitzsch) und jüngerer Tradition (HSG Freiberg) setzten sich die Gäste aus dem einst vom Bergbau, heute vor allem von der Solarindustrie geprägten mittelsächsischen Standort mit 23:21 (11:6) knapp, aber unterm Stich verdient durch.
Die Partie begann für die Delitzscher Hausherren denkbar schlecht. Freiberg ging in Führung und baute den Vorsprung auf 4:0 aus. Erst in der achten Minute gelang den Concorden der erste Treffer – nicht aus dem laufenden Spiel heraus, sondern durch einen von Patrick Baum verwandelten Siebenmeter. Das gab der Heimmannschaft aber keinerlei Sicherheit. Unerklärlich nervös und in der Offensive fast wie gelähmt wirkend, lief kaum etwas zusammen. Selbst einfache Pässe fanden häufig nicht den Adressaten. Die Würfe, wenn sie denn kamen, waren meist zu unplatziert. Von den Außen drohte ebenfalls keine Gefahr.
Die Gäste warteten mit einer aggressiven, aber nicht überharten Deckung auf, aus der sich immer wieder ein, zwei oder drei Spieler vom Kreis lösten und offensiv attackierend erfolgreiche Nadelstiche setzten. Dagegen fand Delitzsch kein Rezept. „Wir waren zwar darauf eingestellt gewesen, aber trotzdem über-fordert“, bewertete Rückraumschütze Danny Trodler den ersten Durchgang, in dem seinem Team lediglich sechs Tore gelangen – eine unterirdische Quote. Positiv auf Delitzscher Seite war, dass die Abwehr gegen im Angriff höchstens durchschnittliche Freiberger über weite Teile sicher stand. Überragend Torhüter Max Neuhäuser, der mit seinen Paraden das Fünkchen Hoffnung auf Besserung nach dem Pausentee glimmen ließ.
Doch auch über weite Teile der zweiten Hälfte änderte sich so gut wie nichts. Trodler hatte zwar in der Kabine seine Wurfgenauigkeit gefunden und erzielte mit sechs Toren im zweiten Durchgang so viele wie das gesamte Team im ersten Abschnitt. Auch Patrick Baum erwies sich als unermüdlicher Antreiber. Das reichte aber nicht, weil die beiden kaum Unterstützung fanden. Trainer Wladimir Maltsev zog alle Register, wechselte auf der Torhüter-Position Gabor Pulay und Franz Flemming ein, doch die Maßnahmen verpufften wirkungslos. Freiberg verteidigte bis zur 57. Minute den Fünf-Tore-Vorsprung. Erst in den letzten Minuten ging ein Ruck durch den Concorden-Angriff, waren plötzlich Tempo und Bewegung zu sehen. Zu mehr als Ergebniskosmetik reichte es allerdings nicht. HSG- Trainer Anel Mahmutefendic lobte den NHV dennoch höflich als „riesig starken Gegner“. Es sei seiner Mannschaft gelungen, Kreisspieler Oliver Wendlandt – „er ist der wichtigste Delitzscher Akteur“ – zu neutralisieren. Freiberg hat nun acht Punkte auf dem Konto: „Wir haben den Weg nach oben gefunden“. Schließlich soll in den nächsten zwei Jahren die Rückkehr in die Regionalliga gelingen. „Wir müssen sehen, dass wir dort Punkte holen, wo es uns keiner zutraut“, sagte Maltsev. Möglichst im nächsten Spiel in Radis. Die Delitzscher haben immerhin auch acht Punkte – für einen Aufsteiger, dessen Ziel Klassenerhalt lautet, ein bislang respektabler Saisonverlauf.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 7.November 2016
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