Am Ende eines wieder einmal aufreibenden Handballabends standen die Männer des NHV Concordia Delitzsch mit leeren Händen da. Dabei hatten sie beim ungeschlagenen Spitzenreiter HSV Bad Blankenburg am Sonnabend 45 Minuten in Führung gelegen. Dann sah Oliver Wendlandt Rot und der Primus setzte sich noch mit 26:22 (9:13) durch.
Hernach war die Aufregung bei den ohnehin personell arg gebeutelten Gästen groß. Rotsünder Wendlandt haderte: „Eine absolut unberechtigte Rote Karte. Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, er dreht sich zur Hand, springt gegen die Hand weg und bleibt hängen.“ Zu diesem Zeitpunkt führte Delitzsch noch mit 16:15, um anschließend völlig den Faden zu verlieren. „Man kann schon sagen, dass uns die rote Karte gegen Oli das Genick bricht. Danach bekommen wir in der Abwehr keinen Zugriff mehr und im Angriff fehlt uns der Druck aufs Tor“, befand der verletzte Kapitän Jan Jungandreas.
Bis zu jenem schicksalhaften Moment aber lieferte die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev erneut eine prächtige Vorstellung ab. Der NHV begann extrem konzentriert, und es entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel, in dem sich beide Mannschaften schwer taten, Lücken in der Abwehr zu finden. Dabei lief vor allem Fran Flemming im Delitzscher Tor zur Hochform auf und parierte einen Ball nach dem anderen. Mitte des ersten Durchgangs schaltete auch die Offensive einen Gang hoch und plötzlich führten die Concorden 13:9.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit drehten allerdings die Hausherren auf. Sie wirkten nun wesentlich entschlossener, während sich beim NHV die Fehler häuften. Als dann Wendlandt fragwürdigerweise des Parketts verwiesen wurde, machte Bad Blankenburg aus dem 15:16-Rückstand eine 22:16-Führung. Die vermeintliche Vorentscheidung. Als die Ordnung wieder in die Delitzscher Reihen zurückkehrte, wurde es noch einmal spannend. Kurz vor dem Ende lagen die Gäste nur noch 22:24 zurück. Der clevere HSV aber schaukelte den Sieg über die Zeit, während sie auf der anderen Seite ihre Wunden leckten. „Unsere Bank war wegen der vielen Ausfälle leider wieder zu dünn besetzt, um gegen so eine starke Mannschaft zu bestehen“, sagte Maltsev. Auch er verwies auf den negativen Effekt der roten Karte und lobte gleichzeitig die Einstellung der Seinen. „Großes Kompliment an die Jungs, die wieder bis zur letzten Minute gekämpft haben.“ Am Sonnabend will der NHV gegen Freiberg kämpfen und siegen.
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 1.November 2016
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