Marian Voigt musste schon ein wenig überlegen. „Nein, ich glaube, das habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Torwart des Handball- Oberligisten NHV Concordia Delitzsch auf die Frage, ob er in einer Halbzeit schon einmal lediglich vier Tore hinnehmen musste. Genau war am Sonnabend in der Partie gegen den ZHC Grubenlampe passiert. Zum Seitenwechsel führten die Nordsachsen mit 13:4 und fuhren letztlich mit 29:19 einen sicheren Sieg ein, der im Kampf um den Klassenerhalt Luft verschaffte.
Voigt wollte den denkwürdigen Zwischenstand zum Seitenwechsel nicht auf seine ordentliche Leistung zurückführen. „Unsere Abwehr hat das hervorragend gemacht, das Zusammenspiel mit der Deckung hat gepasst“, sagte das 20-jährige Torwart-Talent, der bis auf einen Siebenmeter die komplette Zeit zwischen den Pfosten stand und wertvolle Spielpraxis gewann. Die Defensivleistung also als Schlüssel zum Erfolg – im Gegensatz zur vorherigen Partei, als der NHV in Apolda mit 19:27 unterlag. „Das war schon ein riesiger Unterschied im Abwehrverhalten“, sagte der Schlussmann.
„Das war von uns gar nichts“, kommentierte Gäste-Trainer Silvio Schmidt die Leistung seines Teams im ersten Durchgang. Tatsächlich präsentierte sich das Schlusslicht aus Zwickau in der Abwehr zwar einigermaßen ordentlich, in der Offensive aber desaströs. Die ersten vier Torwürfe etwa gingen neben das Concorden-Gehäuse oder wurden, einschließlich eines parierten Siebenmeters, die sichere Beute von Voigt. Erst in der zehnten Minute fuhren die Spieler aus der sächsischen Volkswagenstadt mit einem Strafwurf ihren ersten Treffer ein. Es dauerte bis zu Minute 19 (!), als Matyas Burda das ZHC-Feldtor Nummer eins gelang. Da führten die Gastgeber bereits mit 7:2. Sie hatten es insgesamt sehr leicht, die Gegenwehr war überschaubar. Die Angriffe wurden ruhig vorgetragen, das Tempo war zumeist gedrosselt. Und es wirkte sich an diesem Abend auch nicht aus, dass mehrere freie Würfe leichtfertig vergeben wurden und der eine oder andere technische Fehler zuviel unterlief. Gleichwohl stand der Erfolg schon frühzeitig fest. Im zweiten Abschnitt steigerte sich Grubenlampe zwar ein wenig, auch ließen die Concorden angesichts des sicheren und stets ungefährdeten Vorsprungs gelegentlich ein wenig die Zügel schleifen. Das änderte aber nichts am Ausgang.
„Wir sind diszipliniert und leidenschaftlich aufgetreten“, freute sich Concorden-Coach Wladimir Maltsev. „Die Begegnung ist wie erhofft gelaufen“, meinte Daniel Sowada. Der Verlauf habe gezeigt, „was herauskommt, wenn wir zusammenarbeiten“. Maltsev konnte es sich angesichts des schwachen Gastes erlauben, Rückraumschütze Danny Trodler längere Zeit auf der Bank sitzen zu lassen. Auch Sascha Meiner, dessen Knie leicht lädiert sind, bekam seine Pausen. Frank Grohmann, der Führende der Torschützenliste, war in der zweiten Halbzeit mehr auf der Rechtsaußenposition zu finden als im Rückraum. Daher war die Delitzscher Offensive nicht so sehr auf ihn zugeschnitten und schwerer ausrechenbar als zumeist.
Mit dem Erfolg hat der NHV sich mit nunmehr 20:26 Punkten auf den achten Rang vorgearbeitet. Trotzdem ist die Abstiegsgefahr noch nicht komplett gebannt. Neben Delitzsch bangen auch Jena, Apolda, Halle und Oebisfelde um den Verbleib in der Oberliga. Grubenlampe und Einheit Plauen treten dagegen den Rückwärtsgang an und laufen in der nächsten Saison in der Sachsenliga auf. „Wir wollen uns in den letzten Spielen weiter gut präsentieren“, kündigte Maltsev an. Dann dürfte der Klassenerhalt gelingen.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 8.April 2019
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