Nach der Begegnung schlenderte Lucas Mittag, ein Bier in der Hand, durch die Halle. „Na, das war ein doch ein würdiger Abschied“, sagte der 24- Jährige mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Recht hatte er. Denn im letzten Heimspiel der laufenden Saison schlug Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch den HBV Jena klar mit 31:19 (15:10) und festigte damit den achten Platz. Mittag, der seine Laufbahn zumindest für ein Jahr unterbricht, legte dabei eine glänzende Partie auf dem Parkett der Mehrzweckhalle hin. Sein Arbeitsnachweis liest sich so: Er kassierte eine gelbe Karte sowie die einzige Zwei-Minuten-Strafe gegen den NHV, warf als Rechtsaußen überragende sechs Tore und war in der Abwehr, wie in den vergangenen Wochen gewohnt, ein Fels in der Brandung.
Ähnlich gut agierten mit Danny Trodler und Sascha Meiner auch die weiteren beiden Spieler, die ihre Schuhe an den berühmten Nagel hängen. Trodler warf fünf Treffer und verteidigte in der teaminternen Torschützenliste Rang drei. Er kommt jetzt auf 78 Treffer – und das, obwohl er die ersten fünf Spiele nicht mitwirkt hatte. Der 32-Jährige hatte vor Saisonbeginn als Spielertrainer beim Bezirksligisten HV Glesien angeheuert, war dann aber „in höchster Not“, so Vereinsvize Sören Raab, zurückgeholt worden. Die Concorden schwebten damals mit 1:9 Punkten in höchster Abstiegsgefahr. „Es hat Spaß gemacht“, sagte Trodler. Der Sieg gegen die Thüringer sei „ein schöner Abschluss“ in eigener Halle. Er sei erleichtert, dass bereits vor einer Woche der Klassenerhalt geschafft worden sei. Auftrag erfüllt.
Sascha Meiner musste kurz vor Saisonstart seine Spielzusage aus beruflichen Gründen stornieren. Doch als es im Kampf um den Verbleib in der Oberliga Spitz auf Knopf stand, half der 30-Jährige erfolgreich aus. Gegen Jena netzte er fünf Mal ein. Alle drei Abgänge kamen zusammen gegen den HBV auf 16 der 31 Treffer – also auf einen Anteil von 51,6 Prozent. „Mein Körper fragt mich nach jedem Training, ob ich bekloppt bin“, deutete der frühere Junioren-Nationalspieler vielfältige Verschleißerscheinungen an.
„Wladi, Wladi“, schallte es von den Fans durch die Halle, als Cheftrainer Wladimir Maltsev gedankt wurde. Er etablierte den NHV in seinen drei Trainer-Jahren erfolgreich in der Oberliga und wechselt nun auf den Posten des sportlichen Direktors. „Es waren richtig schöne Jahre“, sagte der 48- jährige frühere Bundesligaspieler.
Da geriet die Auseinandersetzung gegen die Thüringer ein wenig in den Hintergrund. Für die Nordsachsen war sie, abgesehen vom Ziel einer ordentlichen Verabschiedung von den Anhängern, bedeutungslos. Letztlich auch für die Gäste, denn der SV Oebisfelde unterlag bei der HG Köthen 25:26 und bleibt auf dem drittletzten Platz, der den Abstieg bedeutet. Aufsteiger Jena hat somit den Klassenerhalt geschafft. Dennoch war laut Trainer Sergio Ruis Casanova der Saisonverlauf mit dem jetzigen elften Rang „unbefriedigend“. Maltsev lobte dagegen seine Mannschaft für den guten kämpferischen Einsatz „bis zur letzten Sekunde“.
Tatsächlich beherrschten die Delitzscher den Gegner, der nur in den ersten 20 Minuten einigermaßen mithielt, danach fast nach Belieben. Die Abwehr stand sicher, Torwart Felix Herholc hatte einen Sahnetag erwischt und entschärfte 21 Bälle. Wenn speziell im ersten Durchgang die Concorden nicht zahlreiche freie Würde vergeben hätten, wäre der Erfolg noch deutlicher ausgefallen.
Am kommenden Sonnabend tritt der NHV zum letzten Saisonspiel in Oebisfelde an. „Da wollen wir gewinnen“, kündigte Mittag an.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 29.April 2019
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