Die Analyse des Handballspiels vom Sonntagabend fällt für die Delitzscher Concorden ernüchternd aus: Vorn zu viele Fehler gemacht und zu wenige Bälle im Tor untergebracht, einen Punkt verschenkt, dennoch die Tabellenführung der Sachsenliga gerettet.
Die Gastgeber aus der Loberstadt empfingen die zweite Mannschaft des EHV Aue. Die Gäste waren heiß auf die Begegnung, wollten von Anfang an zeigen, wie der Primus der Liga geärgert werden kann. Es gelang ihnen mit scheinbar nicht allzu großer Mühe. Auch wenn die Erzgebirgler sicher ein Gegner auf Augenhöhe waren, sich bestens präsentierten und am Ende auch das 22:22 Unentschieden wie einen Auswärtssieg feierten, brachten sich die Concorden schließlich und in erster Linie selbst um den Erfolg.
„Wir haben tatsächlich nicht schlecht gespielt“, schlug NHV-Trainer Christian Hornig zunächst versöhnliche Töne an, ehe er dann aber brachial deutlich wird: „Das Torhüter-Duell haben heute die Auer für sich entscheiden können. Erik Töpfer war deutlich präsenter als unsere beiden Torhüter.“ Hinzu kam aus seiner Sicht die eklatante Fehlerquote bei den Torwürfen. „Dass wir nur 22 Gegentore kassierten, ist so schon in Ordnung, damit kann man zufrieden sein“, sagte Hornig, der ohnehin sein Team in der Abwehr auf der Höhe der Aufgaben sah. Weniger befriedigend ist dagegen die eigene Torausbeute. Dabei sah es zu Spielbeginn und in der ersten Phase der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht aus. Die Delitzscher führten, hielten das Tempo hoch und setzten Aue gleich unter Druck. Das gelang bis zum 6:3 in der zehnten Minute, sieben Minuten später hieß es aber schon 7:7. Wieder rissen sich die Gastgeber zusammen, machten das Spiel breit. Allerdings profitierten sie hier schon von den Konzentrationsschwächen der Auer, die immer mal wieder nicht den Ball zu packen bekamen. Beim 10:7 schien es, als hätten sich die Concorden wieder gefangen, doch von den NHV-Zeitstrafen profitierte der EHV, ließ sich nicht abschütteln. In der Schlussphase der ersten Hälfte bekam Gabor Pulay eine Pause verpasst, Neuhäuser hütete den Kasten. Mit zwei Treffern in Folge holte Grafe den 13:12-Pausenstand heraus.
Im zweiten Teil der Partie wurde es für die Concorden gleich ganz übel. Aue zog auf 17:14 davon. Felix Roth war von der NHV-Abwehr nicht zu halten. Er traf später auch zum 22:22-Ausgleich. Auf Delitzscher Seite waren die Angriffsbemühungen zwar lobenswert, doch schien es, als fehlten die Ideen, um die Aue-Abwehr mit Torhüter Töpfer zu knacken. Danny Trodler war dem Verzweifeln nahe, nur zwei Tore stehen für ihn im Protokoll. Untypisch für den Rückraumschützen. „Eigentlich liegt mir eine defensive Abwehr, aber diesmal klappte leider nicht viel. Den Hut muss ich mir wohl aufsetzen“, sagte Trodler. Schuldgefühle am Ende des Spieles plagten ihn. Wohl auch deshalb, weil er sich für den Nicht-Sieg verantwortlich fühlte. Doch nicht er allein konnte sein Leistungsvermögen nicht vollständig abrufen. Patrick Baum sah beispielsweise, dass (zu)viele technische Regelfehler die Auer immer wieder leicht in Ballbesitz brachten und sie so auch zu einfachen Toren kamen. Dass auch in der Schlusssekunde die Concorden den Ball wiederum nicht in Töpfers Tor unterbrachten, war Symbolik für die ganze Partie. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Noch ist nichts passiert. Wir sind noch auf Kurs“, sagte Coach Hornig und bleibt zuversichtlich. Dass der NHV vor dem LHV Hoyerswerda liegt, ist dem guten Torverhältnis zu danken.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 1.Februar 2016
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