Die Anhänger des Delitzscher Handballs müssen nun sehr tapfer sein. Denn nach einer eingehenden Untersuchung im Delitzscher Kreiskrankenhaus steht seit Montagnachmittag fest, dass die rechte Schulter des Delitzscher Torschützen vom Dienst Jan Jungandreas am Samstag beim Sieg gegen den HC Elbflorenz den befürchtet schweren Schaden davongetragen hat und Jungandreas mit hoher Wahrscheinlichkeit in dieser Saison nicht mehr für den NHV auflaufen wird. Bereits am Dienstag wurde der Delitzscher an der Sportklinik Halle von Dr. Martin Pyschik operiert, ein ausgewiesener Experte für derartige Verletzungen.
Passiert ist das Malheur knapp zehn Minuten vor Spielende. Jan Jungandreas springt in Richtung Ball. Sein grob kalkuliert doppelt so hoher und dreimal so schwerer Gegenspieler Alexander Matschos springt nicht. Matschos ist einfach da. Jungandreas prallt ab, fällt, landet unsanft, krümmt sich vor Schmerzen und jeder im Publikum ahnt sofort Schlimmes. Diese Ahnung reifte am Montag zur Gewissheit. Zwar sind Bänder und Sehnen heil geblieben. Dran glauben musste jedoch die vordere Gelenklippe im rechten Schultergelenk – Riss im Labrum glenoidale, wie der Lateiner sagt. Während der normalsterbliche Nicht-Mediziner vermutlich einigermaßen problemlos durchs Leben kommt, ohne zu wissen, dass er eine Gelenklippe in sich trägt, ereilt Jan Jungandreas diese Erkenntnis bereits zum zweiten Mal. Vor acht Jahren zog er sich die selbe Verletzung schon einmal zu und musste ein halbes Jahr pausieren.
Wie wichtig der am Donnerstag 28 Jahre alt werdende Linkshänder für das Delitzscher Team ist, lässt sich schwarz auf weiß aus der Torjägerstatistik ablesen. Denn obwohl Jungandreas verletzungsbedingt in dieser Saison nur die Hälfte der bisherigen Spiele bestreiten konnte, führt er die vereinsinterne Torschützenliste mit 44 Toren aus fünf Spielen an. Auch gegen Elbflorenz war der gerade erst von einem Muskelfaserriss genesene Linkshänder mit elf Toren einmal mehr Topscorer.
Der Pechvogel war zunächst untröstlich, blickt aber auch schon wieder nach vorn und gibt sich kämpferisch: „Mit dem NHV aufzusteigen ist sportlich mein größter Wunsch. Dafür hab ich mich in den letzten Jahren zerfetzt und nun nicht mehr helfen zu können, ist unglaublich hart für mich. Ich bin mir aber absolut sicher, dass wir als Mannschaft stark genug sind und unser Ziel trotzdem erreichen werden. Ich werde die Jungs jetzt eben von der Tribüne oder Bank aus unterstützen und da volle Pulle geben.“
Auch Teammanager Christian Hornig sieht keinen Grund, vom ausgegebenen Saisonziel abzurücken: „So niederschmetternd diese Diagnose im Moment auch ist. Wir haben in dieser Saison schon viele positive Antworten gegeben auf die Herausforderungen die wir bisher zu bewältigen hatten. Mit Lucas Mittag und Clemens Liebezeit haben wir zwei sehr gute Linkshänder, die demnächst wieder komplett ins Mannschaftstraining einsteigen werden. Und unser ehemaliger Kapitän Marcus Leuendorf wird aushelfen, so oft er kann.“
Chefcoach Michael Schneider tüftelt derweil mit Co-Trainer Martin Möhle schon neue Taktiken aus: „Wir spielen gerade mit mehreren Ideen. Welche davon zum Tragen kommen werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Für Jan ist es natürlich verdammt schade. Aber er ist eine starke Persönlichkeit und diese Verletzung wird ihn nicht umhauen. So wie ich ihn kenne, wird er stärker zurückkommen als je zuvor.“
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 2.Dezember 2015
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