Samstag, 7. Dezember 2019

NHV - SG Pirna/Heidenau 19:24 (10:11)

Herbstmeisterschaft trotz Heimpleite
 
Die Stimmung war gedämpft. Anstatt voller Freude die Herbstmeisterschaft zu feiern, liefen die Spieler und Fans des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch am Samstagabend mit langen Mienen herum. Nach der 19:24-Heimniederlage gegen die SG Pirna/Heidenau schien der inoffizielle Titel verspielt zu sein. Torhüter Felix Herholc tröstete sein Team und sich: „Wir stehen zurecht auf Platz zwei.“
Allerdings hatten die enttäuschten Delitzscher die Rechnung ohne den HSV Apolda gemacht. Denn dessen Begegnung gegen NHV-Verfolger HC Burgenland wurde erst eine Stunde später angepfiffen. Und die Thüringer siegten überraschend mit 20:16. Der Dritte, der HSV Bad Blankenburg, zog bei Einheit Plauen mit 25:28 den Kürzeren. Da also das Spitzentrio im Gleichschritt verloren hat, ändert sich an der Tabellenspitze nichts. Die Concorden sind mit 20:6 Punkten Erster, es folgen Burgenland (19:7) und Bad Blankenburg (18:8).
Das Ende der jüngsten Delitzscher Siegesserie kam überraschend, belegte aber die These, dass in der Oberliga jeder jeden schlagen kann. Die Gäste leiden unter erheblichem Verletzungspech, waren als Außenseiter angereist. Der Start vor lediglich 300 Zuschauern schien das zu bestätigen. Maximilian Amtsberg brachte die Nordsachsen in Führung, Frank Grohmann und Steve Baumgärtel bauten den Vorsprung aus. Doch Pirna schlug zurück, kam heran und lag zur Pause 11:10 vorn.
„Wir hätten mit mehr Feuer aus der Kabine kommen müssen“, haderte Routinier Thomas Hollstein, der für den verletzten Kreisläufer Oliver Wendlandt erneut im Kader stand. Doch die schon zuvor fahrige Spielweise – es gab zu viele technische Fehler, unsaubere Pässe und wenig platzierte Würfe – setzte sich nicht nur fort, sondern verstärkte sich. Pirna zog davon und ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. „Wir hatten uns gut vorbereitet“, freute sich SG-Trainer Dusan Milicevic. Sein bester Werfer, Thomas Schneider, ergänzte. „Es ist uns gut gelungen, die starken Delitzscher aus dem Spiel zu nehmen.“
Da gab es zwischenzeitlich Manndeckung gegen Baumgärtel und Amtsberg, auch Grohmann hatte die Abwehr (Jungandreas: „Wir haben gegen sie nicht die richtigen Lösungen gefunden“) gut im Griff. Das Duell der Torjäger entschied Schneider mit zehn Buden deutlich für sich. Damit liegt er mit jetzt 94 Treffern nur noch einen Zähler hinter der Nummer eins Grohmann, der sechsmal traf und ungewohnt viele Fehlwürfe zu verzeichnen hatte. „Heute hat keiner unserer Spieler seine Normalform erreicht“, haderte Herholc. „Wir haben einfach miserabel gespielt“, fasste es Hollstein kurz und bündig zusammen. „Wir sind ziemlich enttäuscht“, gestand Moritz Brodowski. „Der NHV hat einen schlechten Tag erwischt“, tröstete Milicevic seinen Delitzscher Kollegen Jungandreas, der unumwunden eine „verdiente Niederlage“ einräumte.
Sein Team hat jetzt zwei Wochen Pause. Zum Rückrundenauftakt erwarten die Concorden am 21. Dezember daheim die HG Köthen. „Mit einem Erfolg wollen wir die richtige Antwort auf die heutige Pleite geben“, kündigte Herholc an. Und sich womöglich die Tabellenführung zurückholen. Denn bereits nächste Woche tritt Vize-Halbzeitmeister und Titelfavorit Burgenland in Aue an und kann mit einem Erfolg an Delitzsch vorbeiziehen – zumindest für eine Woche.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.Dezember 2019

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