Samstag, 28. September 2019

NHV - HSV Apolda 27:25 (15:10)

Delitzsch fährt souveränen Sieg ein

 „Liebe die Wahrheit, doch verzeihe den Irrtum“, sagte einst der französische Philosoph Voltaire. Getreu diesem Motto ist all denen gegenüber Nachsicht aufzubringen, die glauben, der 27:25-Erfolg des NHV Concordia Delitzsch am Wochenende gegen den HSV Apolda deute auf eine knappe und enge Handball-Begegnung hin.
„Das Ergebnis drückt nicht die Überlegenheit der Delitzscher aus“, gestand Gäste-Trainer Robert Flämmich. „Wir haben Apolda ein bisschen leben lassen“, formulierte es NHV-Top-Torjäger Frank Grohmann. „Wir haben in der zweiten Halbzeit ein paar Fehler zu viel gemacht“, begründete Rechtsaußen Benedikt Schmidt den, gemessen am Halbzeitstand von 15:10, knappen Ausgang. Seine Mannschaft, erklärte Concordia-Coach Jan Jungandreas, habe viele Spieler in den Reihen, der erst um die 20 Jahre alt sind. Folglich sei es „logisch, dass es da Wellentäler im Spiel gibt“. Unterm Strich bleibt ein verdienter und letztlich nie gefährdeter Sieg. Damit sind die Nordsachsen mit 8:2 Punkten gestartet und liegen hinter dem verlustpunktfreien Tabellenführer HC Burgenland auf Rang zwei in der Mitteldeutschen Oberliga. Die Naumburger, selbst ernannter Favorit auf die Meisterschaft, gewannen beim SV Plauen-Oberlosa mit 29:25.
Schmidt, in der vergangenen Spielzeit noch bei Burgenland unter Vertrag, zeigte sich mit dem Saisonauftakt des NHV sehr zufrieden: „Das hatte keiner erwartet.“ Zwar habe auch er nicht mit der 25:30-Schlappe am Wochenende zuvor bei Einheit Plauen gerechnet. „Aber dafür waren wir in Köthen und bei Plauen-Oberlosa erfolgreich.“ Beides Partien, in denen Niederlagen nicht ungewöhnlich gewesen wären. „Das waren keine Pflichtsiege.“ Gegen Apolda „waren wir klar besser“, meinte Schmidt und sprach von einer „starken kämpferischen Leistung“. Auch Flämmich räumte ein, dass der doppelte Punktgewinn der Delitzscher verdient gewesen sei. Dabei hatten die Gastgeber ein Handicap zu verkraften. Routinier Steve Baumgärtel, der Denker und Lenker, stand aus privaten Gründen nicht zur Verfügung. Um vor allem seine Qualitäten in der Defensive einigermaßen zu kompensieren, ließ sich das Trainer-Duo Jan Jungandreas/Maik Kroke eine überraschende Lösung einfallen. Kreisläufer Moritz Brodowski ersetzte Baumgärtel in der Abwehr auf der rechten Halbposition, spielte im Angriff, für ihn ungewohnt, als Rechtsaußen, um regelmäßig an den Kreis zu laufen. „Das hat ganz ordentlich geklappt“, zeigte Jungandreas sich mit dieser Maßnahme zufrieden. Obendrauf schuf Brodowski so Lücken für Frank Grohmann, der im rechten Rückraum eine glänzende Leistung zeigte und alleine zwölf Treffer erzielte.
Die Begegnung startete ausgeglichen. Oliver Wendlandt brachte den NHV in Führung, Jörg Heinemann glich für die Thüringer aus. So ging es in einer flotten Begegnung hin und her. Erst Mitte des ersten Durchgangs gelang es den Concorden, sich abzusetzen und einen Fünf-Tore-Vorsprung herauszuwerfen.
Den baute das Heimteam nach dem Seitenwechsel zwischenzeitlich auf sieben Treffer aus. Auch mit den eingewechselten Spielern – Niklas Zierau etwa kam für Maximilian Amtsberg, Michael Günther für Daniel Sowada, der sich leicht verletzt hatte – war die Überlegenheit deutlich. Durch Günther und Schmidt entwickelten jetzt auch die Außenpositionen Torgefahr. Zu bemängeln war in dieser Phase lediglich die nicht immer konsequente Chancenverwertung. Auch wurde der häufig allein auf weiter Flur stehende Schmidt zu selten angespielt.
Apolda gab nicht auf, kämpfte sich gegen lässiger werdende Gastgeber wieder etwas heran, ohne ernsthaft die Delitzscher Führung attackieren zu können. „Wir haben uns nicht blamiert“, war Flämmich letztlich mit dem Auftritt des HSV zufrieden. Zumal seine Mannschaft die bisherige Schwäche beim Torwurf – in den ersten vier Spielen wurden lediglich 79 Treffer erzielt – überwinden konnte. Die Concorden müssen erst in zwei Wochen wieder ran, dann geht es zur zweiten Mannschaft des Zweitbundesligisten EHV Aue.
Da es laut Voltaire „klug und weise“ ist, an allem zu zweifeln, geht Jungandreas nicht automatisch von einem Sieg aus. „Wir wissen, was uns dort erwartet“, warnte er. Ein Freundschaftsspiel in der Saisonvorbereitung ging gegen die Erzgebirgler mit 30:31 verloren.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 30.September 2019

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