Freitag, 16. Oktober 2009

Mit lädierten Soldaten in die Sachsen-Schlacht

Delitzsch. Handball muss schon ein brutaler Sport sein! Die Saison der zweiten (Südstaffel-)Bundesliga steht am Sonnabend gerade einmal vor ihrem achten Spieltag. Und zumindest im brisanten Sachsen-Derby konkurrieren die gastgebende Concordia Delitzsch und der EHV Aue wohl vor allem mit der Anzahl der lädierten Spieler.Sowohl Concordia-Oberhaupt Uwe Jungandreas als auch Kollege Maik Nowak aus dem freistaatlichen Süden benötigen für die Bestandsaufnahme aller Verletzungen und Wehwehchen ihrer Schützlinge mehrere Minuten. Der Nordsache klagt vor dem vermeintlichen Saisonhöhepunkt vor allem über den Ausfall seiner Top-Torjäger Martin Hummel, Philipp Seitle und eventuell sogar den linkshand-privilegierten Neuzugang Steve Baumgärtel. Der Coach aus dem Erzgebirge hingegen beschränkt sich von Anfang an lediglich darauf, die wenigen komplett einsatzbereiten Rekruten aufzuzählen, die er am Sonnabend ab 18 Uhr in die Schlacht auf dem Parkett im Delitzscher Kultur- und Sportzentrum schicken wird. Doch ganz so martialisch sieht der ehemalige VfB-Leipzig-Trainer das Duell gar nicht. Für den 45-Jährigen sind die Krieger vom Lober bestenfalls die süße Zugabe in einer anstrengenden englischen Woche. Am Mittwoch bezwangen die Erzgebirgler den Aufsteiger TV Korschenbroich mit 30:27 Toren. „Wir haben am Limit gespielt und unsere Pflicht gemeistert. Darüber bin ich sehr froh. Delitzsch ist für uns – mit all unseren Verletzungsproblemen – nur noch die Kür.“ Nowak will nichtsdestotrotz die Gunst des Außenseiters nutzen und schwört seine Soldaten derweil mit Motivationssalven ein: „Wir haben keine Chance gegen Delitzsch, also nutzen wir sie.“Auch Jungandreas setzt natürlich alles auf den Doppelpunktgewinn. Ein Blick auf die Tabelle offenbart: Mit einem Sieg könnte Delitzsch (8:6 Zähler) an den derzeit sechstplatzierten Auern (9:5) vorbeiziehen. Die bisherigen Kampfstrategien lassen derweil erahnen: Eine besonders ansehnliche Schlacht werden die Mannen wohl nicht bieten. Müssen sie aber auch nicht. „Ein Schönheitspreis wird bei Derbys nur selten vergeben“, stellt Jungandreas klar. Worauf es schließlich ankommt, ist die Brisanz, die Spannung und der Kampf bis zum Umfallen.
Daniel Kaiser, Leipziger Volkszeitung vom 16. Oktober 2009

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