Samstag, 24. Oktober 2009

HC Erlangen - Concordia 21:24 (13:13)

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Die Neun-Minuten-Show des Sebastian Bliß
Erlangen. Die mittelfränkische Festung ist eingenommen: Dem Handball-Zweitligisten Concordia Delitzsch gelingt am Sonnabend zur späten Abendstunde, woran bislang die versammelte Südstaffel-Konkurrenz zerbricht. Die Nordsachsen bezwingen den HC Erlangen in der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle mit 24:21 (Halbzeitstand 13:13) Toren und klettern auf Rang drei der Tabelle. Entscheidenden Anteil am sechsten Saison-Sieg hat Torwart Sebastian Bliß, der bei seinem erst zweiten Einsatz in den Schlussminuten der packenden Begegnung zum Matchwinner wird.Immer wieder reißt Sebastian Bliß die Arme nach oben, ballt die Hand zur Faust. Er schaut nach rechts. Hoch zu den 50 mitgereisten Concordia-Fans, die dem 19-Jährigen mit frenetischem Beifall das Adrenalin in die Adern schießen lassen. Dann wendet er sich nach links, sucht den Blickkontakt mit Trainer Uwe Jungandreas. Er wirkt gehemmt. In seinen Augen liegt Unsicherheit. War das richtig? Mach ich das gut? Reicht das?Die Reaktion seiner euphorischen Kameraden verrät: Ja, das war großartig! Ja, du bist der Held! Ja, das reicht! Als die befreiende Schluss-Sirene ertönt, hält es keinen Blau-Weißen auf der Bank. Die versammelte Truppe stürmt auf das Parkett, umringt den überglücklichen 1,94-Meter-Mann, der bei seinem neunminütigen Einsatz fünf Bälle der Mittelfranken pariert und lediglich ein Tor aus dem Spiel heraus kassiert. Als Jungandreas seinen Joker in der 51. Spielminute für Gabor Pulay ins Rennen schickt, liegen die Gastgeber noch mit 20:19 Treffern in Front. Als die HC-Torkanone Guillaume Laout anschließend erstmals am quirligen Torwart- Bubi versagt, kippt eine spektakuläre Begegnung, die bis dato eigentlich keinen Sieger verdient hatte.Bliß selbst ist nach der Partie sprachlos, erwidert die anerkennenden Gesten seiner Jungs mit Wortfetzen – „Geil“, „Das ist der Hammer“. Später verteilt er bescheiden denen Lorbeeren, die zweifelsohne ihm zustehen: „Die Abwehr stand super. Das waren alles ganz einfache Bälle, die ich gehalten habe.“Während der Matchwinner von seinen treuen Fans gefeiert wird, bleibt nur ein Anhänger auf der Tribüne sitzen. Überwältigt von den Eindrücken. Stolz, glücklich und mit Tränen in den Augen. Es ist Angela Bliß. Die Mutter von Sebastian alias „Krabbmann“ hat den erst zweiten Bundesliga-Einsatz ihres Sohnes beinahe verpasst. Denn gemeinsam mit Vater Tilo steht sie eine geschlagene Stunde im Stau.Besonders bitter: Lediglich 15 Kilometer trennen die Gymnasiallehrerin auf der A 73 von der Universitätsstadt – und ihrem Sprössling. Ein Motorradunfall hat die Autobahn komplett lahmgelegt. Die Delitzscherin kommentiert später: „Gott sei dank sind wir zur zweiten Halbzeit angekommen.“ Doch jener zweite Abschnitt lässt zunächst einen solch positiven Ausgang für die Gäste keineswegs erahnen.Denn das Team von Trainer Frank Bergemann setzt sich zunehmend ab. Schier unzählige verworfene Bälle lassen die Trommeln des Fanclubs „Erste Reihe“ ab der 41. Minute kurzzeitig gänzlich verstummen. Die Mittelfranken sind bereits auf 19:16 Treffer enteilt. Die Vorentscheidung scheint gefallen. Die 1300 Zuschauer im ausverkauften HC-Kessel erwarten stehend und applaudierend den nordsächsischen Knockout. Doch die „Bergemänner“ spielen plötzlich wie gehemmt – sie scheitern beim 20:20 nach fünfminütigem Schlagabtausch schließlich an den Treffern eines nie aufgebenden René Boese, eines stets motivierenden Concordia-Kapitäns Thomas Oehlrich, eines kämpfenden Ulrich Streitenberger und eines aufopferungsvollen Eric Jacob – und natürlich an der Neun-Minuten-Show des Sebastian Bliß.
Daniel Kaiser, Leipziger Volkszeitung vom 26. Oktober 2009
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Concordia: Pulay, Bliß; Müller, Akatsuka, Streitenberger (3/2), Hummel, Baumgärtel (2), Oehlrich (6), Warmuth, Boese (6), Jacob (4), Riehn (2), Seitle (1).
Erlangen: Bayerschmidt, Zapf; Schwandner (2), G. Münch (1), Heimansfeld, H. Münch (1), Krämer (4), Wannenmacher (3), Kirchner, Nienhaus, Schmidtke, Stumpf (2), Laout (6/4).
Siebenmeter: Concordia 5/2 (Riehn, Baumgärtel und Streitenberger scheitern), Erlangen 5/4 (Laout wirft über das Tor)
Zeitstrafen: Concordia 4x2min, Erlangen 4x2min

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