Samstag, 17. Oktober 2009

Concordia - EHV Aue 30:28 (12:12)

Delitzsch. Der Schriftzug „Derbysieger“ zierte die Torte, die Concordias Kapitän Thomas Oehlrich nach 60 Minuten packendem Tempohandball entgegennahm. Es waren süße Worte nach einem harten Duell. Delitzsch hatte den Dauer-Rivalen Aue mit 30:28 (12:12) Toren bezwungen. 900 Zuschauer erlebten zwei erstklassige Zweitliga-Teams, die bis (fast) zum Schluss auf Augenhöhe spielten.Das Sachsenderby in der 2. Handballbundesliga, Staffel Süd, hielt das, was sich die Gastgeber davon versprochen hatten – ein nahezu volles Haus, eine super Stimmung und Spannung bis zur Schlussminute. Die Partie begann mit einem Novum: Der Erzgebirgische Handballverein kam mit etwa 150 der treuesten Fans mit einem Sonderzug nach Delitzsch. Offensichtlich hatten die Auer vor, auf der Rücktour ausgiebig zu feiern. Erst nach 58 Minuten ließ sich abschätzen, dass daraus wohl nichts wird. Dabei schien die Taktik des Gäste-Trainers Maik Nowak („wir haben gegen Delitzsch keine Chance, nutzen wir sie“) zunächst aufzugehen.Beide Teams trafen sich auf Augenhöhe. Keiner Mannschaft gelang es im gesamten Spielverlauf, sich entscheidend abzusetzen. Bei den Delitzschern lief es immer dann gut, wenn sie sich auf ihre Stärke, das Tempospiel, besannen und den Ball zum schnellsten Objekt machten. Das klappte selbst in Unterzahl. Als Oehlrich für zwei Minuten draußen war, bediente Ulrich Streitenberger seinen Teamkollegen Sascha Meiner. Der verwandelte mustergültig zum 9:8-Zwischenstand (25).In der Abwehr leisteten sich die Gastgeber allerdings wiederholt kleinere Schnitzer, agierten phasenweise zu oberflächlich und boten den Nowak-Schützlingen immer wieder Chancen zu leicht erspielten Treffern. Insbesondere Alexander Matschos, Aues Schütze vom Dienst, bekamen die Concorden in kaum einer Phase der Partie in den Griff. Die Trikotnummer 23 schlängelte sich ein ums andere Mal durch die Delitzscher Abwehr-Hünen und versenkte das runde Leder schließlich stolze acht Mal in den Maschen.Die Defensive stabilisierte sich später jedoch, störte teils jenseits der Neunmeter den Spielaufbau der Gäste. Das Siebenmeter-Tor von Streitenberger und der damit verbundene 12:12-Ausgleich zur Pause erlöste die Concordia ein wenig von dem Druck, den sie sich selbst machte. Von einer Außenseiterrolle der Auer Mannschaft, wie sie Nowak im Vorfeld propagiert hatte, war auch im zweiten Spielabschnitt nichts zu spüren. Legten die Delitzscher in der 42. Minute noch zwei Tore vor, glichen die Gäste wenig später aus und führten in der 48. Minute sogar mit 22:20 Treffern, nachdem der Ex-Delitzscher Shinnosuke „Shin“ Uematsu Concordias Gabor Pulay überwand. „Es war heute nicht sein Tag“, sagte Jungandreas im Anschluss über seinen ansonsten so zuverlässigen Schlussmann.Sein bisher bestes Spiel in Blauweiß hingegen zeigte Neuzugang Steve Baumgärtel. Gerade in der Schlussphase übernahm er die Verantwortung und traf bei seinen neun Toren vor allem in den entscheidenden Szenen. Kurios dabei: Bei vier seiner sieben Feldtore landete der Ball in der linken oberen Ecke. Offensichtlich hatten die Delitzscher dort die Schwäche des Auer Torwarts Mareks Skabeikis ausgemacht. Elf Mal war der Lette in der Schlussetappe machtlos.Das Prestige-Duell gewann Delitzsch schließlich mit einem enormen Einsatz. Dabei hätte die Begegnung bei Nutzung aller Chancen (drei verworfene Siebenmeter) deutlicher ausfallen können und müssen. Nach Meinung von Nowak haben „nur Kleinigkeiten zum Auer Sieg gefehlt“. Der Delitzscher Handballlehrer Jungandreas sah das Erfolgsrezept seiner Jungs in einer hervorragenden kämpferischen Leistung: „Zum Schluss haben wir die Nerven behalten und nicht unverdient gewonnen.“Bereits am Mittwoch steht im Übrigen die nächste Partie im Kultur- und Sportzentrum an. Dann möchten sich die Delitzscher ab 18 Uhr in der dritten Runde des DHB-Pokals bei der Spiel- gemeinschaft BBM Bietigheim für die knappe 26:28-Niederlage der Vorwoche revanchieren.
Ditmar Wohlgemuth und Daniel Kaiser, Leipziger Volkszeitung vom 19. Oktober 2009
Concordia: Pulay (10/1 Paraden), Bliß (bei einem Siebenmeter, 0 Paraden); Meiner (1), Müller, Streitenberger (5/2), Hummel (n.e.), Baumgärtel (9/1), Oehlrich (1), Warmuth (1), Boese (4), Jacob (5), Riehn (4), Pietzsch, Telehuz.
Aue: Skabeikis (2/1 Paraden), Meinl (6 Paraden); Schäfer, Meinhardt (1/1), Roch (1), Rothenburger, Agnarsson (5), Berthold (n.e.), Vesely (3), Sillanpää (2), Uematsu (7/4), Wittig (1), Matschos (8).
Siebenmeter: Concordia 6/3 (Riehn wirft daneben, Streitenberger scheitert an Skabeikis, Baumgärtel wirft an die Latte) , Aue 7/5 (Meinhardt scheitert an Pulay, Rothenburger wirft an den Pfosten)
Zeitstrafen: Concordia 7x2min, Aue 8x2min
Rote Karte: Sillanpää (43., 3x2min)

Fotos vom Spiel:
Concordia Delitzsch vs. EHV Aue

1 Kommentar:

  1. Ich habe mal die Stats vervollständigt. Den letzten Siebenmeter von Rothenburger 5 Sekunden vor Schluß haben die Herren Kampfrichter vor lauter Begeisterung wsohl ganz vergessen einzugeben :-)

    Geiles Derby. Lange nicht mehr in der Art erlebt. Und dann auch noch gewonnen :-)

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