Delitzsch. Erleichterung bei den Zweitliga-Handballern von Concordia Delitzsch: Gestern bekamen sie ihr erstes Geld in diesem Jahr - das Gehalt für Januar. "Wir sollten es schon am Wochenende bekommen. Hauptsache, es ist da", erklärt ein Concordia-Akteur, der anonym bleiben möchte. "Es ist für uns Spieler eine schwierige Sache. Es geht an die Substanz und die Nerven, so dass es auf Dauer schwer ist, sportlich gute Leistungen zu bringen."
Seine Achtung vor den Mitspielern wächst täglich. "Die ständige Unruhe im Verein aufgrund der finanziellen Probleme und trotzdem ziehen wir voll durch. Wir haben eben alle Spaß am Handball und versuchen, mit Erfolgen unseren Beitrag zu erfüllen. Als Mannschaft lassen wir uns nichts zu Schulden kommen."
Gleichwohl weist er darauf hin, dass der Großteil der Concordia-Akteure auf die Gehälter angewiesen sind. "Viele von uns sind Studenten, die leben von dem Geld, was der Verein zahlt." Mit Alexander Pietzsch und Thomas Oehlrich haben nur zwei Akteure einen Job, der nichts mit dem Sport zu tun hat.
Zudem soll im Februar eine Krankenkasse beim Amtsgericht Fremdinsolvenz wegen Beitragsrückständen beantragt haben. Concordia-Präsidentin Christine Bormann räumte gestern auf Anfrage "die angespannte finanzielle Lage" ein. Das Gerücht von der insolventen Concordia dagegen sei unwahr. "Wir haben die offen stehenden Beiträge gezahlt. Der Antrag ist erledigt."
Trainer Uwe Jungandreas, seit zwölfeinhalb Jahren im Amt, verweist darauf, dass sich die Spieler untereinander mit der schwierigen Lage arrangieren müssen. "Es sollte keiner überreagieren und lieber Rücksicht auf die Psyche des anderen nehmen. Die Frage ist, wie lange man solche Situationen durchstehen kann." Er versucht mit freudbetontem Training, die Stimmung aufzubessern, "ohne dass wir von unserem eingeschlagenem Weg abgehen."
Das Problem der Motivation dürfte für die Concordia-Akteure indes nicht stehen. Das bewiesen sie mit ihrem eindrucksvollen 25:21-Sieg am vergangenen Freitag in Aue. Denn mit derartig starken Leistungen werben die Jungs doch für sich selbst und werden so für andere Vereine umso interessanter.
Norbert Töpfer, Leipziger Volkseitung vom 25. März 2010
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