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Concordia mit Unentschieden gut bedient
Delitzsch. „Wenn spielerisch nichts mehr zu reißen ist, gerät man zwangsläufig auf die kämpferische Schiene“, sagte Concordias Coach Uwe Jungandreas und warf seinen Jungs in dieser Beziehung hinterher auch nichts vor. Trotzdem: Zufriedenheit sieht anders aus. Die Begegnung zwischen Delitzsch und dem TV 1893 Neuhausen, Tabellennachbarn in der 2. Handball-Bundesliga, endete am Sonnabend 26:26 (12:15).Aufsteiger Neuhausen konnte im Kultur- und Sportzentrum in der Karl-Marx-Straße deutlich mehr Akzente setzen als die Gastgeber. Dabei hatten sich die Concorden akribisch auf den Neuling in der Liga vorbereitet. Bis ins Detail wurden Offensive und Defensive der Schwaben studiert und daraus eigene taktische Schritte entwickelt. Zwei Punkte sollten es werden. Am Ende konnten sich die Delitzscher über einen Zähler nicht wirklich freuen – mussten letztlich aber froh über ihn sein.Das Spiel begann für die Neuhausener traumhaft. Die 850 Zuschauer in der Halle, darunter nur wenige Gästefans, fühlten sich allerdings wie im falschen Film. Anders als erwartet trumpfte der TV 1893 mit einer locker-leichten Spielweise auf, während die Concorden völlig unkonzentriert zu Werke gingen. Mit der Abwehr des Gegners kamen sie gar nicht zurecht. Julius Emrich, Ralf Bader und Aleksandar Stevic störten frühzeitig und unterbanden so gut gemeinte, aber wenig präzise Aktionen der Delitzscher. In der Defensive fehlte es den Concorden an Abstimmung. Immer wieder boten sich große Lücken, die Martin Fiedler, Fabian Gutbrod und natürlich Spielmacher Stevic (7 Tore) nur zu gern nutzten.Auf Delitzscher Seite fehlte das Mitdenken. Auch das schnelle Umschalten von Angriff auf Verteidigung ließ zu wünschen übrig. Allein zwei Tore kassierte Concordia durch die schnelle Mitte. Im Tor schien Gabor Pulay nicht völlig wach zu sein. Erst Mitte der ersten Halbzeit parierte er seinen ersten Ball, bis dahin hatte er schon siebenmal hinter sich greifen müssen. Schnell lagen die Gastgeber zurück. In der 17. Minute waren es bereits fünf Tore Differenz (6:11). Allerdings gab es bis dahin auch einige diskussionswürdige Entscheidungen der Schiedsrichter, die selbst Coach Jungandreas aus der Ruhe brachten. Die Unparteiischen behielten diesen Stil auch im zweiten Abschnitt bei und trafen so beim Delitzscher Trainer einen wunden Punkt. Für einen nachvollziehbaren Emotionsausbruch kassierte er erst Gelb, dann eine Zeitstrafe. Dass er sich in der 44. Minute selber verletzte – vermutlich Anriss der Achillessehne – hat mit den Spielentscheidungen aber nichts tun. Insbesondere in der ersten Halbzeit habe seine Mannschaft all das vermissen lassen, worauf in der Vorbereitung Wert gelegt worden sei. „Die Details, die wir uns für die Abwehr und den Angriff erarbeitet hatten, wurden nicht beachtet“, monierte Jungandreas.Bis zur Pause versuchten die Concorden heranzukommen, waren aber viel zu nervös und mussten ein 12:15 mit in die Kabine nehmen. Till Riehn hauchte den Concorden dann im Alleingang wieder Mut ein. Er war mit neun Toren der erfolgreichste Werfer des Abends und auch der auffälligste Akteur. Rene Boese, aber auch Ullrich Streitenberger und Kapitän Thomas Oehlrich spielten deutlich am Limit und hielten ihre Mannschaft in der Partie. Völlig den Faden verloren zu haben, schien hingegen Steve Baumgär- tel. Auch Eric Jacob blieb bis zu sei- ner verletzungsbedingten Auswechslung blass. In der 43. Minute gelang Boese zunächst der Ausgleich. Dann ließ er auch das 23:22 folgen. Bis zur Schlussminute blieb es ein Kopf-an-Kopf-Duell. Eine doppelte Unterzahl überstand Concordia glimpflich (24:25). 20 Sekunden vor dem Ende wurde es hochdramatisch. Beide Torhüter parierten jeweils noch einen Wurf, ehe das für die Delitzscher enttäuschende Ergebnis feststand.Beide Mannschaften hatten bis in die Schlussminute hinein die Chance zum Sieg. Handballlehrer Markus Gaugisch vom TV 1893 Neuhausen freute sich nach dem Abpfiff diebisch: „Wir haben keinen Punkt verloren, sondern gewonnen.“Ganz anders stellte sich das 26:26-Remis für den Delitzscher Coach dar: „Es war ein schwieriger Kampf. Mit dem Ergebnis kann ich nur mit großen Abstrichen zufrieden sein.“ Seine Mannschaft habe es nicht geschafft, die Partie entscheidend zu kippen. Das Unentschieden gehe deshalb auch in Ordnung. Für die Concorden war es das letzte Heimspiel in diesem Jahr. Jungandreas erinnerte an den „heißen Herbst“ und bedankte sich für die Unterstützung bei den Fans und bei den Sponsoren. Im gleichen Atemzug hoffte er für die Zukunft auf eine Zuschauerkulisse, „wie wir sie in der zweiten Halbzeit erlebt haben, als sie hinter dem Team stand“. Am Dienstag spielen die Blau-Weißen in Göppingen. „Die Partie wird uns viel Kraft kosten, ansonsten aber nichts bringen“, blickte Jungandreas voraus. Bis Weihnachten will Concordia 20 Punkte gesammelt haben. Derzeit sind es 18. In Coburg oder in Obernburg müssen also die fehlenden Zähler geholt werden.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 14. Dezember 2009
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Statistik:
Concordia: Pulay (10 Paraden), S.Müller (n.e.) ; Streitenberger (5/1), Meiner, Jacob, M.Müller, Riehn (9/4), Seitle (2), Baumgärtel, Boese (5), Oehlrich (4), Telehuz (n.e.), Pietzsch (1), Warmuth (n.e.).
Neuhausen: Slaby (10 Paraden), Becker (5 Paraden) ; Trost (3), Bader (4), Gutbrod (4), Emrich (4), Fiedler (2), Schiller (1), Reusch, Hackius, Michalik, Eisele, Stevic (7/1), Dürner (1).
Zeitstrafen: Concordia 3x2 Minuten (1x2 Minuten Oehlrich, Riehn und Trainer Jungandreas) / Neuhausen 4x2 Minuten (2x2 Minuten Emrich, 1x2 Minuten Reusch und Bader).
Siebenmeter: Concordia 5/5 ; Neuhausen 1/1.
Zuschauer: 850.
Fotos vom Spiel:
Wie kann das sein, dass Baumi und Eric kein Tor erzielen??? Wenn die zusammen agieren und einer von beiden anzieht, hat der andere so viel Platz, dass da zusammen mindestens 10 Dinger herausspringen müssten. Sehr merkwürdig...
AntwortenLöschenGanz einfach. Eric war offensichtlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Er spielte mehr schlecht als recht nur in der 1.HZ. Und Baumi fehlt im Moment wohl das nötige Selbstvertrauen. Nachdem er in der 1.HZ einen Rückraumwurf ans Dreiangel gesetzt hatte, stellte er seine Angriffsbemühungen gänzlich ein. Unser Rückraum bestand eigentlich nur aus Till. Uwe konnte nach seiner Verletzung (war wohl umgeknickt) auch nicht mehr so richtig ins Spielgeschehen eingreifen und so hatten die Süddeutschen leichtes Spiel, um sich auf das Angriffsspiel der Concorden einzustellen.
AntwortenLöschenÜber die Schiedsrichter schreibe ich lieber mal nichts. Es würde den guten Stil der Fanpage schaden.