Das Spiel in der Handball-Oberliga ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon entschieden. In der 55. Minute wirft Friedrich Kleinert das 28:21 für die Gäste vom HC Elbflorenz II. Da tritt Felix Herholc, Torwart und Kapitän des gastgebenden NHV Concordia Delitzsch, mit voller Wucht verärgert gegen den Pfosten. „Das kann doch nicht wahr sein“, ruft der Keeper, „wir standen doch nur bei minus drei.“ Er bezieht sich auf den Zeitpunkt sechs Minuten zuvor. Doch den Concorden gelingt es nicht, die Partie noch einmal spannend zu gestalten.
Die Dresdner bauen den Vorsprung aus und bringen ihn beim 29:25 sicher und souverän über die Zeit. Während die Landeshauptstädter mit 4:0 Punkten nun die Tabelle anführen, sind die Nordsachsen mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet und liegen auf dem 13., dem vorletzten Platz. Geprägt wird die Partie von einem Neu- und einem Ex-Delitzscher. Beim NHV brilliert Neuzugang Frank Grohmann. Der ehemalige Drittligaspieler stellt seine außergewöhnliche Klasse unter Beweis, wirft im Alleingang die ersten sechs Tore für den NHV und kommt insgesamt auf 14 Treffer. Von sieben Siebenmetern versenkt er sechs ganz sicher, scheitert einmal an der Latte. „Ein Frank Grohmann ist einfach zu wenig“, seufzt Herholc nach dem Abpfiff.
Bei den Gästen steht der ehemalige Concorde Oskar Emanuel gleich in der Anfangsformation, übernimmt Verantwortung, was ihm eben auch von Trainer Rico Göde zugetraut wird, drückt dem Spiel überzeugend seinen Stempel auf und erzielt auch fünf Treffer. „Wir sind das Perspektivteam für unsere erste Mannschaft“, sagt Göde. Ausbildung für die Zweitligamannschaft stehe an erster Stelle. Emanuel habe das in der zweiten Liga bereits gut gemacht. Zufrieden über den Sohn äußert sich auch Kai Emanuel. „Er hat eine gute Leistung gezeigt“, lobt der Vater, im Hauptberuf Nordsachsens Landrat. „Das war schon toll, in der Halle viele Bekannte zu sehen“, berichtet Oskar Emanuel. Das habe ihn mit Sicherheit noch „ein bisschen mehr“ motiviert.
Elbflorenz erweist sich über die gesamte Spielzeit als überlegene Mannschaft. „Wir haben viele Konter sehr schnell gespielt, das können wir“, kommentiert Göde, der von einem „verdienten Erfolg“ spricht. Den Concorden gelingt es nicht, diese rasanten Gegenangriffe zu unterbinden. „Das hat uns das Genick gebrochen“, stellt Grohmann fest, der einzige Delitzscher, der in der Offensive überzeugt. Zu viele leichte Fehler kommen oben drauf. „Wir sind mit einem großen Umbruch gestartet, wir brauchen Zeit für das Zusammenspiel“, hadert Concordia-Coach Wladimir Maltsev.
Es gebe noch viele Baustellen. Es zeigt sich, dass die Neuzugänge Michael Günther, Nemanja Nešovanović und Michal Paululik noch nicht richtig angekommen sind. Paululik verhungert auf der Rechtsaußenposition, wird kaum angespielt – ein Phänomen, das in der D- und C-Jugend häufig zu beobachten ist. Und es fehlt eben ein Torjäger im linken Rückraum. Nešovanović wirft einmal auf das Tor, steht aber im Kreis. Am nächsten Sonnabend tritt der NHV bei der SG Pirna/Heidenau an. Der Verein hat die ersten beiden Begegnungen ebenfalls verloren, ist nur wegen des etwas weniger schlechten Torverhältnisses vor den Concorden auf Platz zwölf. Geht es nach dem Gesetz der Serie, wird es ein Unentschieden geben. In Burgenland verloren die Delitzscher mit acht Toren, jetzt mit vier. Also ist die Null angesagt. Herholc hat etwas gegen diese, zugegeben, nicht sehr seriöse Kalkulation. „Es war heute schon viel besser als beim HC Burgenland, und in Pirna wollen wir gewinnen.“
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 10.September 2018
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