Donnerstag, 2. August 2018

"Wir haben aus den Fehlern gelernt"

Er war jahrelang Publikumsliebling, Torjäger, Schlüsselspieler. Zur neuen Saison wird Jan Jungandreas nun Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch als Co-Trainer von Chef Wladimir Maltsev betreuen. Vor der Fahrt ins Trainingslager in Bad Blankenburg am Freitag spricht der 30-jährige C-Lizenzinhaber über seine neue Aufgabe, die Saisonvorbereitung und Fettpolster. Für alle, die die Frage nicht abwarten können: Ja, der Ex-Zweitligaspieler wird weiterhin für Notfälle auf dem Parkett bereitstehen.

Seit wann stand es eigentlich fest, dass Sie Ihre Laufbahn beenden?
Ich habe den Verantwortlichen schon vor der vergangenen Saison gesagt, dass es zu 90 Prozent meine letzte Saison wird. Es wurde körperlich immer schwieriger und ich wollte mich mehr auf meine Trainertätigkeit konzentrieren. Das hat sich dann während der Saison gefestigt, als meine Knien immer weniger mitgemacht haben.

Das war es also mit dem Handballspieler Jan Jungandreas?
Für den Notfall stehe ich natürlich noch bereit. Ich halte mich fit, lasse mich jetzt nicht gehen und werde dick.

Für den Verein sind Sie ein echter Glücksfall. Sie sind schließlich nicht nur Co-Trainer der Oberliga-Mannschaft …
Stimmt, ich trainiere außerdem noch die Minis, die F-Jugend und jetzt auch noch die E-Jugend. Es macht mir einfach Spaß, Kindern Freude am Sport und Interesse für Handball zu vermitteln. Ein bisschen traurig bin ich, dass ich nach fünf Jahren meine C-Jugend abgeben musste, aber alles kann selbst ich nicht machen.

Bei den Männern steht der fast schon traditionelle Umbruch bevor. Nervt Sie das?
Naja, es ist nichts Neues für uns. Aber natürlich wäre es schön, wenn eine Mannschaft mal über drei, vier Jahre komplett zusammenbleiben könnte. Andererseits haben wir eben immer wieder junge Spieler dabei, die wegen Ausbildung oder Studium abwandern. Trotzdem glaube ich, dass es dieses Jahr einfacher wird. Wir haben aus den Fehlern der vergangenen Saison gelernt.

Welche Fehler meinen Sie?
Wir haben alle gedacht, dass unser Kader stärker geworden ist und deswegen vielleicht unbewusst im Training die Zügel etwas schleifen lassen. Dafür haben wir dann zu Beginn der Saison die Quittung bekommen. Individuelle Qualität reicht eben nicht aus.

Nach der schwachen Hinrunde kam die herausragende Rückrunde, gekrönt von Platz drei am Ende der Saison. Hätten Sie das noch für möglich gehalten?
Nee, das hätte ich nicht erwartet, zumal wir ja auch in der Rückrunde nie alle Spieler dabei hatten. Tobias Bauske hat sich verletzt, auch Patrick Baum. Lucas Mittag und Clemens Schlegel haben auch nicht alle Spiele gemacht. Vielleicht war unsere Stärke, dass wir die Hinrunde unbedingt wieder gutmachen wollten.

Gab es eigentlich einen Knackpunkt in der Saison, also eine Art Auslöser der Siegesserie?
Vielleicht war es Heimniederlage gegen Plauen. Das war für uns alle ein Erlebnis, das keiner mehr haben wollte. Als dann die Siege kamen, wurde vieles selbstverständlicher, was vorher nicht geklappt hat. Wir sind vor allem in kritischen Situationen ganz anders aufgetreten.

Im Vorjahr hat Wladimir Maltsev davon gesprochen, in zwei, drei Jahren in die 3.Liga aufzusteigen. Ist das noch immer realistisch?
Das ist ein schwieriges Thema, bei dem hehrere Faktoren eine Rolle spielen. Darüber können wir nachdenken, wenn wir mal eine Mannschaft drei, vier Jahre zusammenhalten. Und dann ist das natürlich auch immer eine finanzielle Sache. Ganz davon abgesehen, dass die Staffel, in die wir wahrscheinlich eingeordnet werden würden, wahnsinnig unattraktiv ist. Maximal zwei Derbys und so weite Fahrten, dass du fast schon eine Profitruppe brauchst.

Von daher macht die Oberliga für Delitzsch mehr Sinn?
Die Liga ist unheimlich ausgeglichen, das macht es schon mal für die Zuschauer sehr schön. Dazu liegen wir relativ zentral, sodass auch viele Auswärtsmannschaften ihre Fans mit zu uns bringen. Von unseren Fans brauchen wir gar nicht reden, die kommen sowieso überall hin mit. Dazu ist es auch für unsere Sponsoren attraktiv, weil sich eben alles hier im Umland abspielt.

Seit vergangener Saison gibt es auch eine zweite NHV-Mannschaft. Wie wichtig ist das für den Verein?
Prinzipiell kann das nur förderlich sein. Wenn wir Verletzungsprobleme haben, können Spieler aus der Zweiten aushelfen. Unsere Nachwuchsspieler Tobias Karl und Chris Teresniak, die gerade aus der A-Jugend kommen und mit der ersten Mannschaft trainieren, können in der Bezirksliga Spielpraxis sammeln und dort von Leuten lernen, die über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügen. Unser Ziel ist es, auf diesem Weg immer mehr junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die Oberliga-Mannschaft zu bringen.
Interview Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 1.August 2018

Vorbereitungstermine:
4.August: NHV - Suhl (in Bad Blankenburg)
6.August, 19:30 Uhr: NHV - Bernburg
11.August: Turnier in Köthen
18.August: Turnier beim HC Burgenland
21.August, 19:30 Uhr: NHV - Leipzig/Zwenkau
24.August, 19 Uhr: NHV - Elbflorenz II
Punktspielstart: 2.September beim HC Burgenland

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