Es stimmte was nicht am Montagabend. Da stand beim Trainingsspiel des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch gegen den Drittligisten Anhalt Bernburg auf Rechtsaußen ein Spieler mit der Trikotnummer 3 und dem Namenszug Sascha Meiner auf dem Platz. Unter diesem „Pseudonym“ lief mangels eigenem Shirt Neuzugang Michal Paululik auf. So weit, so gut. Viel schlimmer: Sascha Meiner, in der vergangenen Saison mit 146 Treffern bester Delitzscher Torschütze, wird „zumindest bis Weihnachten“, so NHV-Präsident Axel Schüler, nicht für die Nordsachsen auflaufen. Der 29-jährige frühere Junioren-Europameister hat sein Studium abgeschlossen und arbeitet nun, ein Jahr früher als geplant, als Lehrer.
„Der Beruf geht vor“, zeigte Schüler Verständnis. Ein herber Verlust für die Concorden, denn Meiner war in der abgelaufenen Spielzeit einer der Leistungsträger und dazu ein sicherer Siebenmeter-Schütze. Mit 66 verwandelten Würfen führte Meiner diese Rangliste ligaweit an. Zumindest in dieser Kategorie dürfte die Lücke nicht so groß sein. Denn bei der 24:28- Niederlage gegen Bernburg erwies sich Frank Grohmann, der vom Drittligaabsteiger HSV Bad Blankenburg an den Lober gewechselt war, als würdiger und treffsicherer Nachfolger.
Bei tropischen Temperaturen in der mehr alten als ehrwürdigen Delitzscher Becker-Halle entwickelte sich eine ansehnliche Partie. Die Gastgeber scheinen beim Neuaufbau nach dem gewaltigen Aderlass – unter anderem verabschiedeten sich Stammspieler wie Jonas Meiner, Jan Jungandreas (jetzt Co-Trainer), Clemens Schlegel, Patrick Baum und Danny Trodler – gut vorangekommen zu sein. Die Abwehr erwies sich als standfest, packte zumeist ebenso entschlossen wie energisch zu, war aber bei schnellen Gegenangriffen anfällig.
In der Offensive dürfte die rechte Seite mit Paululik, Lucas Mittag und Grohmann für genügend Durchschlagskraft in der Anfang September beginnenden Saison sorgen. Am Kreis ist der NHV mit Oliver Wendlandt und Nemanja Nešovanović, der aus Frankreich kam, ebenfalls top aufgestellt. Noch fehlt ein viele Tore garantierender Werfer im linken Rückraum. Der Nachfolger für Trodler ist noch nicht gefunden, die Suche läuft. Ein Tscheche, der sich kürzlich vorstellte, wird jedenfalls nicht verpflichtet. So ruhte gegen Bernburg die linke Last auf den Schultern von Martin Müller, Niklas Prautzsch und Daniel Sowada, die sich achtbar aus der Affäre zogen. Große Hoffnungen ruhen auf Allrounder Jan Derk Janßen, der allerdings nach seinem Kreuzbandriss erst im Herbst einsatzbereit sein wird.
Concordia-Coach Wladimir Maltsev war mit der Partie gegen die Anhalter jedenfalls zufrieden. „Ich hatte vor dem Spiel der Mannschaft gesagt, wir wollen nicht mit mehr als fünf Toren verlieren.“ Geschafft. Am Sonnabend tritt der NHV beim Turnier in Köthen an. Vielleicht sieht man dort die nächsten Fortschritte.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 8.August 2018
NHV: Herholc (4 Paraden, 1 Tor), Voigt (2 P.); Wendlandt (2), Sowada (3), Mittag (1), Müller, Prautzsch (4/3), Paululik 1, Karl, Teresniak, Grohmann (8/6), Nešovanović 4
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