Am letzten Tag vor Ablauf der Wechselfrist ist der ersatzgeschwächte Oberligist NHV Concordia Delitzsch doch noch fündig geworden auf der Suche nach einem torgefährlichen Linkshänder. Der 33-jährige Maik Wolf ist kein Unbekannter in der Loberstadt, lief von 2003 bis 2005 für das Juniorteam des SV Concordia in der Oberliga auf und kehrte in der Saison 2011/12 als Leihgabe des damaligen Zweitligisten SC DHfK Leipzig für drei Spiele zur Concordia zurück.
Möglich wurde die Verpflichtung von Wolf, nachdem sein bisheriger Verein – Sachsenligist HSG Riesa/Oschatz – nach einer Niederlage gegen Görlitz Anfang des Monats den langjährigen Erfolgs- und Aufstiegstrainer Thomas Schneider vor die Tür setzte. Maik Wolf: „Die Art und Weise des Trainerwechsels, aber auch einige andere Dinge, fand ich nicht Ordnung. Daraus habe ich die Konsequenz gezogen, mich nach einem anderen Verein umzuschauen.“
Da der Rotschopf vor dreieinhalb Jahren eine gewisse Katja Jungandreas zum Traualtar führte, wurde deren Bruder Jan Jungandreas – im Nebenjob NHV-Kapitän –hellhörig und brachte seinen Schwager flugs mit den Delitzscher Vereinsverantwortlichen in Kontakt. Die konnten ihr Glück kaum fassen, suchte man beim Aufsteiger doch seit geraumer Zeit nach einer Entlastung für die beiden einzigen Linkshänder im Team, Lucas Mittag und Jan Jungandreas. Linkshänder werden in der Handballwelt traditionell mit Gold aufgewogen und so stand die Verpflichtung bis zuletzt auf des Messers Schneide, denn bei der abstiegsgefährdeten HSG Riesa/Oschatz hielt sich die Begeisterung über die Wechselabsicht ihres besten Torschützen verständlicherweise in überschaubaren Grenzen. Zur Erinnerung: Wolf hatte in der vergangenen Saison mit durchschnittlich zehn Toren pro Spiel gehörigen Anteil am Aufstieg in die Sachsenliga und führt auch in dieser Saison wieder die interne Torschützenliste an. Schließlich hatte man bei der HSG aber ein Einsehen und so konnte die Spielgenehmigung durch den Sächsischen Handballverband am Mittwoch wenige Stunden vor Ablauf der Wechselfrist erteilt werden. „Ich bin sehr erleichtert, dass das geklappt hat und will nun nur noch nach vorn schauen. Es freut mich, am Ende meiner Karriere noch einmal in einer so starken Liga bei einem geilen Verein mit vielen Zuschauern zu spielen. Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam den Klassenerhalt schaffen werden.“ Und dann? „Dann werde ich die Handballschuhe guten Gewissens an den Nagel hängen.“ Ganz sicher? „Naja, man soll nie nie sagen…“, so Wolf augenzwinkernd.
Cheftrainer Wladimir Maltsev tüftelt derweil bereits neue taktische Varianten aus. „Mit Maik auf Rechtsaußen kann Jan auf die Halbposition rücken, was uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Ich bin sehr erleichtert, dass es uns gelungen ist, einen weiteren Spieler nach Delitzsch zu holen. Mit seiner Erfahrung und seiner Routine wird er uns von Anfang an weiterhelfen.“
Einen besonderen Status genießt Wolf bis zum heutigen Tag bei den Anhängern des SC DHfK Leipzig, für den er fünf Jahre am Ball war. Schon bei der Wiederbelebung des Traditionsvereins vor zehn Jahren gehörte er zum Kader des damaligen Viertligisten. In der Folge machte der Publikumsliebling alle Aufstiege der Grün-weißen bis hinauf in die 2. Liga mit und wurde zum Dank 2012 als erster Spieler überhaupt in die „Hall of Fame“ des Vereins aufgenommen. Seither hängt sein Trikot mit der Nummer 7 unter der Hallendecke der Leipziger Arena. Eine Ehre, die mit Uli Streitenberger und René Boese seither nur zwei weiteren Spielern zu Teil wurde.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 17.Februar 2017
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