Geschichte wiederholt sich gelegentlich, aber nicht immer. Das mussten auch die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch feststellen. Vor einem Jahr hatten die Nordsachsen nach dem zwölften Spieltag 10:14 Punkte, wie jetzt auch. „Starke Leistungen wechselten sich mit Katastrophen ab“, schrieb der Fanclub Loberhaie – das gilt auch jetzt.
Damals startete mit der 13. Partie der Beginn einer überragenden Serie, es wurde nur noch eine Partie verloren. Ein ähnlicher Coup gelang nicht. Am Sonnabend unterlagen die Concorden in eigener Halle nach einer miserablen Leistung gegen Aufsteiger SV Oebisfelde mit 19:25 (8:11). Damit fiel das Team von Trainer Wladimir Maltsev nach der letzten Hinrundenbegegnung vom achten auf den elften Platz zurück und hat mit 10:16 Punkten nun wieder engen Kontakt zu den Abstiegsrängen. Die Gäste aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt setzten sich dagegen ins Mittelfeld ab. „Wir waren heute richtig schwach“, gestand Maltsev. Das sah der Fanclub genauso. Denn die übliche Ehrung des Concorden-Spieler des Tages wurde ersatzlos gestrichen. „Wir wussten nicht, wen wir nehmen sollten“, hieß es. Die nach den Heimbegegnungen übliche Pressekonferenz vor den Fans wurde zu einer einseitigen Angelegenheit, lediglich Maltsev äußerte sich. Ein Delitzscher Zuhörer kritisierte lautstark und wiederholt in nicht sehr freundlicher Art, dass Gäste-Coach Thomas Meinel erst sehr spät erschien. Unverschuldet, da er zuvor an der Nachbesprechung mit den Schiedsrichtern Thomas Pinkert und Steffen Zänker sowie den Kampfrichtern Petra Keller und Valeska Lange teilnehmen und den elektronischen Spielbericht unterschreiben musste. „Ich möchte meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, sie hat diszipliniert gespielt“, sagte Meinel später im Gespräch mit der LVZ. Der Sieg sei verdient. „Wir hatten uns hier schon etwas ausgerechnet“, kommentierte Rückraumspieler Tim Schroeter, der seinen zuvor 66 Treffern lediglich ein weiteres Tor am Lober hinzufügte. Dafür sprang Trainer-Sohn Oliver Meinel mit seinen neun erfolgreichen Würfen in den Delitzscher Kasten in die Bresche. „Er konnte machen, was er wollte“, ärgerte sich Concordia- Keeper und Mannschaftskapitän Felix Herholc.
Zunächst war das Spiel eine eher langweilige Angelegenheit. Tore waren auf beiden Seiten Mangelware. Der Höhepunkt ereignete sich in der 14. Minute, als Herholc ein Loch in seinem Tornetz bemerkte und ein Helfer den Schaden reparierte. „Wir haben die ersten zwanzig Minuten ordentlich mitgehalten“, meinte Herholc. Bis dahin war das Spiel weitgehend ausgeglichen, Oebisfelde behauptete zunächst einen Ein-Tore-Vorsprung. Was auch dadurch begünstigt wurde, dass der NHV klarste Torchancen vergab und so manches Zuspiel beim Gegner landete. Beim Halbzeitstand von 8:11 schien noch alles offen zu sein.
Nach dem Seitenwechsel verflogen diese Delitzscher Hoffnungen rasch. Die Gäste bauten den Vorsprung auf fünf, sechs Tore aus. „Wir sind dann nur noch hinterhergelaufen“, räumte Herholc ein. „Wir sind einfach nicht in den Flow gekommen“, sagte Lucas Mittag. Maltsev probierte alles, wechselte munter durch, schob die Spieler auf andere Positionen, versuchte die Angriffe des Gegners durch einen vorgeschobenen Daniel Sowada zu bremsen. Doch vergeblich.
„Diese 5:1-Deckung kam uns zugute, da die Räume für unsere Angreifer größer wurden“, meinte Meinel. Als entscheidend bezeichnete er, dass es gelungen sei, die Achse zwischen Goalgetter Frank Grohmann und Kreisläufer Oliver Wendlandt zu behindern. „Wir haben sie gut im Griff gehabt, da wir die Ballwege oft erfolgreich gestört haben.“ Ein Lob spendierte er seinem Torwart Thomas Drese, der 15 Würfe entschärfte. „Er war gut aufgelegt.“
Maltsev kritisierte, dass der Rückraum „ohne Ausstrahlung“ aufgetreten sei. Zudem habe es in der Abwehr viele Missverständnisse gegeben. Damit sich dieses nicht wiederholt, muss nächste Woche zum Rückrundenauftakt in eigener Halle gegen den HC Burgenland eine deutliche Steigerung her.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 3.Dezember 2018
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