Es waren ähnliche Sätze. „Wenn es bei der Trainingsbeteiligung keine Konstanz gibt, dann kommt sie auch nicht im Spiel“, sagte Waldimir Maltsev, Trainer des Oberligisten NHV Concordia Delitzsch, vor der Heimpartie gegen den HC Burgenland (HCB). Über verletzte, angeschlagene und kranke Akteure stöhnte auch Maltsevs Gegenüber Steffen Baumgart. „Eine ordentliche Spielvorbereitung ist da überhaupt nicht möglich“, gestand der Coach. Die Ausgangslage war also ähnlich. Heraus kam am Sonnabend eine über weite Strecken einseitige Begegnung. Die Concorden gewannen überraschend und deutlich mit 32:24 (14:11), schafften so mit 12:16 Punkten wieder Anschluss an das Mittelfeld und verpassten dem favorisierten Tabellendritten einen Dämpfer im Kampf um die Spitzenplätze, die Elbflorenz II und Plauen-Oberlosa einnehmen. „Wir waren in allen Belangen Delitzsch unterlegen, hatten mental und physisch nichts entgegenzusetzen“, räumte Baumgart ein. Maltsev lobte seine Mannschaft: „Sie hat heute gezeigt, was sie kann.“
Das war nicht immer so im bisherigen Saisonverlauf. Eine Woche zuvor etwa hatten die Nordsachsen sich bei der 19:25-Pleite daheim gegen Aufsteiger SV Oebisfelde blamiert. „Heute hat jeder für jeden gearbeitet“, erklärte Martin Müller den Unterschied. „Wir haben gesehen, dass es nur als Einheit geht“, begründete Lucas Mittag, der als Rechtsaußen überzeugte, sechs Tore erzielte und vom Fanclub Loberhaie zum Spieler des Abends gekürt wurde. „Wir sind diszipliniert aufgetreten“, ergänzte ein zufriedener Maltsev. Mannschaftskapitän und Torwart Felix Herholc freute sich, „dass wir heute als Team aufgetreten sind“.
Dabei war die Ausgangslage für die Gastgeber alles andere als positiv. Danny Trodler war erkrankt, Mateusz Wolski konnte wegen eines Trauerfalls in der Familie nicht mitmachen. Michal Paululik (Meniskus) fällt bis Jahresende aus, Jan Derk Janßen (Kreuzband) wird sich auch den Rest der Spielzeit mit der Zuschauerrolle begnügen müssen. So zog sich Co-Trainer Jan Jungandreas das Trikot über, um im Notfall einzugreifen. Doch der trat nicht ein. Maßgeblich, weil die Maßnahmen von Maltsev einschlugen. So beorderte er Defensivspezialist Müller in der ersten Halbzeit im Angriff auf die durch Trodlers Ausfall verwaiste linke Rückraumposition. Müller ließ sich nicht lumpen, erzielte in bester Torjägermanier drei Treffer. Schon bei der Partie in Köthen 23:25) hatte der 28-Jährige seine Offensivqualitäten mit fünf Toren unter Beweis gestellt. Die Concorden starteten im ersten Spiel der Rückrunde stark, bauten die Führung auf fünf Treffer aus. Die routinierten Gäste aus dem südlichen Sachsen-Anhalt – sieben Spieler sind um die 30 Jahre alt, Torwart Michal Galia hat sogar 46 Jahre auf dem Buckel – gaben aber nicht auf, kämpften sich heran und lagen zweimal beim 9:10 und 10:11 (21. Minute) sogar in Führung. „Da haben wir die Köpfe oben gelassen“, freute sich Müller. Oben drauf kam ein entscheidender personeller Schachzug von Maltsev. Für den guten Torwart Marian Voigt brachte er Herholc. Der parierte gleich die ersten drei Burgenland-Würfe und brachte den Gegner mit insgesamt 18 Paraden schier zur Verzweiflung. Zudem forderte der Keeper die Zuschauer zur lautstarken Unterstützung auf, was dann auch erfolgte.
„Wir haben im Angriff geduldig gespielt“, sagte Herholc. „Wir haben nicht überhastet geworfen, sondern gewartet, bis wir gute Positionen hatten“, pflichtete Maltsev ihm bei. So setzte der NHV sich wieder ab und ließ sich auch nach dem Seitenwechsel nicht davon beirren, dass der HC bis auf einen Treffer wieder herankam. Auch die jüngeren Spieler wie Daniel Sowada und Niklas Prautzsch wirbelten im Angriff, suchten und fanden die Lücken in der Abwehr der immer schwächer werdenden Gäste. Und Verlass war erneut auf Top-Torjäger Frank Grohmann, der sich selbst von einer zeitweiligen Manndeckung nicht stoppen ließ, zehn Bälle im Kasten unterbrachte und die Torschützenliste der Oberliga mit 128 Treffern deutlich anführt. Der Zweitplatzierte, Sebastian Triller vom HBV Jena, kommt auf 96 Tore. „Grohmann hat überragt“, fand der verletzte HCB- Torwart Max Neuhäuser, ein früherer Delitzscher. „Bei uns hat dagegen wenig funktioniert.“
Maltsev hofft, dass nächste Woche im letzten Spiel des Jahres bei Elbflorenz sein Team ähnlich gut funktioniert wie gegen Burgenland. „Wenn wir unsere Leistung zeigen, sind wir nicht chancenlos.“
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 10.Dezember 2018
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