Nach einer insgesamt verdienten Niederlage beim bisherigen Tabellennachbarn TSV 1862 Radeburg ist der als Aufstiegskandidat in die Saison gestartete NHV Concordia Delitzsch nun dort angekommen, wo er nach nach drei Spielerabgängen und einem halben Dutzend verletzten bzw. angeschlagenen Spielern wohl realistischerweise hingehört: Im grauen Mittelmaß der Sachsenliga. In der kleinen, aber stimmungsvollen Radeburger Paul-Tiedemann-Halle zeigte sich von Beginn an, dass es gegen die ambitionierten Gastgeber das erwartet schwere Spiel werden würde. Zwar gelang es den Delitzschern in den ersten fünf Minuten dreimal, in Führung zu gehen. Doch dann offenbarten die Gäste eine bisher ungekannte Abwehrschwäche. Vor allem in der 1. Halbzeit agierte man nicht kompakt genug und ließ jegliche Aggressivität vermissen. Nur die älteren unter den Delitzscher Handballfans dürften sich an ein Spiel erinnern, bei dem ihre Mannschaft in einer Halbzeit 17 (!) Gegentore kassierte. Im Angriff mussten sich die NHV-Männer mit einer erwartet offensiven Radeburger Abwehr auseinandersetzen, konnten das aber im Großen und Ganzen gut lösen. Allerdings zeigte sich frühzeitig, dass Delitzscher Fehler von den Radeburgern immer wieder mit schnellen Gegentoren bestraft wurden. Nach einer Viertelstunde deutete sich so beim Spielstand von 10:5 ein Debakel an. Dank einer nun aggressiveren Deckung und mit einer geringeren Fehlerquote im Angriffsspiel gelang es den Concorden immerhin, den Rückstand bis zur Pause auf zwei Tore zu verringern. Die desolate Abwehrleistung blieb auch NHV-Coach Michael Schneider nicht verborgen und so starteten die Delitzscher mit einer umgestellten Abwehrformation in die 2. Halbzeit, was zunächst auch die erhoffte Wirkung zeigte, denn nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff gelang Lucas Mittag der von den mitgereisten NHV-Fans umjubelte Ausgleich zum 17:17. Die Abwehr des NHV zeigte sich nun deutlich stabiler, so dass Radeburg sich die Tore wesentlich härter im Positionsangriff erkämpfen musste. Doch was hinten nun endlich besser funktionierte, machten sich die Delitzscher vorn mit überhasteten Abschlüssen umgehend wieder kaputt. Rückraumschütze Danny Trodler gelangen zwar insgesamt fünf Feldtore, allerdings brauchte er dafür 13 Versuche – viel zu viel. Hinzu gesellte sich das Neugersdorfer Schiedsrichterduo Wendt/Bretschneider, deren merkwürdige und oft einseitige Entscheidungen auch nach Spielende noch Anlass für hitzige Diskussionen gaben. Den Radeburgern war das alles herzlich egal und so erzielten sie immer wieder einfache Gegenstoßtore. Die Delitzscher allerdings ließen sich nun völlig aus dem Konzept bringen und versuchten es umso mehr mit der Brechstange, je näher das Spielende rückte. Spätestens drei Minuten vor Schluss war das Spiel beim Stand von 29:25 endgültig zu Gunsten der Gastgeber entschieden. Co-Trainer Martin Möhle brauchte eine Weile, ehe er sich im Stande sah, zu dieser Partie Stellung zu nehmen: „Am Ende des Tages steht eine absolut bittere Niederlage, die aufgrund des Spielverlaufs sicher nicht ganz unverdient ist. In der 1. Halbzeit haben wir vor allem in der Abwehr kaum Zugriff auf den Gegner bekommen und immer wieder viel zu einfache Gegentore zugelassen. Durch die zu Beginn der zweiten Hälfte vorgenommene Umstellung gelang es uns die Abwehr merklich zu stabilisieren. Allerdings haben wir es im Angriff phasenweise immer wieder mit der Brechstange versucht und viel zu überhastet abgeschlossen, was Radeburg häufig zu schnellen Gegenstoßtoren nutzen konnte. Dazu gesellte sich eine nicht sachsenligataugliche Schiedsrichterleistung. Die sehr einseitige Regelauslegung hat auch einen gewissen Anteil an der heutigen Niederlage.“ Doch auch Möhle weiß, dass es nichts bringt, nun den Kopf in den berühmten Sand zu stecken: „Wir müssen jetzt schnellstmöglich die Köpfe frei bekommen und in der kommenden Woche konzentriert im Rahmen unserer Möglichkeiten trainieren, damit wir am nächsten Wochenende wieder als Gewinner das Parkett verlassen.“ Gelegenheit zur Wiedergutmachug haben die Concorden schon am Samstag, wenn die zweite Vertretung der Spielgemeinschaft des Drittligisten Lok Pirna und des HSV Dresden in der Delitzscher Artur- Becker-Halle gastieren wird. Für die NHV-Männer kann es in diesem Spiel gegen den Tabellenletzten nur darum gehen, als Sieger vom Platz zu gehen.
Jens Teresniak, WWW.nhv-concordia-delitzsch.de
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