Das Gute vornweg: Die Männer des NHV Concordia Delitzsch haben am Samstag den EHV Aue II 31:23 (14:12) bezwungen und damit Rang zwei der Handball-Sachsenliga erklommen. Doch das Kellerkind aus dem Erzgebirge leistete in der ersten Halbzeit unerwartet erbitterten Widerstand.
Woran erkennt man, dass es bei einer Mannschaft nicht läuft? Die Spieler fangen an, einander lautstark den Marsch zu blasen. Bei den Delitzschern ließ sich dieses Phänomen spätestens nach 20 Minuten blicken. Kreisläufer Marcel Ulrich raunzte Jan Jungandreas nach einer leichtfertig vergebenen Großchance entgegen: "Du bist doch keine Diva!" Zu diesem Zeitpunkt stand es 8:8 und niemand hätte mit derartig viel Gegenwehr der Gäste gerechnet oder, um es umgekehrt zu formulieren, mit einem derart schwachen Auftritt des NHV.
Immerhin verhallte "Ulles" Ansprache nicht in den Weiten des Beckerkartons, sondern traf Jungandreas offenbar ins Mark. "Die Diva" spurte und netzte im folgenden Angriff zur ersten Delitzscher Führung des Abends ein. Viel Sicherheit brachte die allerdings nicht, bis zur Pause holperten die Hausherren noch mehrfach über den Bordstein. Dass es dennoch mit einem Zwei-Tore-Polster in die Kabine ging, lag vornehmlich an einer Überzahl kurz vor der Halbzeit.
"Die ersten 20 Minuten waren schwierig, aber das wussten wir vorher. Wir mussten uns neu formieren und Aue kann ja durchaus Handball spielen", sagte Schneider. Der Coach musste sein Team gleich auf mehreren Positionen umstellen. Zu allem Übel fiel dann noch Matthias Strehle kurzfristig aus und der einzig verbliebene Mann auf halblinks, Nico Ludwig, tat sich schwer. Allerdings hat der 21-Jährige in dieser Saison kaum gespielt, waren keine Wunderdinge von ihm zu erwarten. Dummerweise erwischte auch einer, auf den sonst immer Verlass ist, einen eher düsteren Tag: Jacob Schlichter. Nach dem Abpfiff trottete er mit hängenden Schultern von dannen und hauchte Mannschaftsleiter Sören Raab ein vielsagendes: "Sag' nichts", entgegen.
Dass es am Ende trotzdem reichte, lag an einer Steigerung des kompletten Teams im zweiten Durchgang. Begünstigt von einer doppelten Überzahl, direkt nach Wiederbeginn, nahmen die Concorden Fahrt auf und stiegen nicht wieder vom Gaspedal. Ballgewinn, Konter, Tor. Ballgewinn, Konter, Tor. Dieses Schema lief zwischen Minute 30 und 50 beinah in Endlosschleife. Angeführt vom unverwüstlichen Jan Jungandreas (keine Spur mehr von Divenhaftigkeit) und Neuzugang Marcus Leuendorf, sprang doch noch ein standesgemäßer Sieg heraus. Letztgenannter staubte dazu ein Sonderlob vom Trainer ab. ",Leuni' hat gezeigt, dass er eine enorme Verstärkung ist. Was er zusammen mit ,Ulle' in der Abwehr leistet, ist einfach stark." Und brachte Aue letztlich zu Fall.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 21.Januar 2013
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