Samstag, 25. April 2015

NHV - HVO Cunewalde 33:28 (15:13)

Der Oldie als Goldie

Dirk Fischer ist "wirklich kaputt" nach seinem 60- minütigen Dauereinsatz am Sonnabend im Tor des NHV Concordia Delitzsch. Aber auch überglücklich, wie er selbst nach Spielende sagte. Für den 39-Jährigen war das Kapitel Handball spielen eigentlich seit einem Jahr abgeschlossen. Und das sollte auch so bleiben - bis NHV- Männer-Coach Michael Schneider anrief und ihm die Lage im Team schilderte. "Er hat sofort zugesagt, er hat uns wirklich sehr geholfen. Wir sind ihm sehr dankbar." Schneider ist voll des Lobes für ihn, aber auch für die gesamte Mannschaft, die sich trotz der langen, anstrengenden Saison, die doch mehr personelle Sorgen offenbarte als erwartet, nochmals motivierte und insgesamt eine "sehr gute, solide Leistung" ablieferte. Gegen die zuletzt sehr stark spielenden und ambitioniert auftretenden Oberlausitzer Handballer aus Cunewalde ließen sich die Delitzscher nicht aus der Ruhe bringen. Zwar war die NHV-Auswechselbank keineswegs üppig bestückt (fünf Verletzte plus ein gesperrter Spieler), dennoch hatte das Team jederzeit das Potenzial, den Kontrahenten mal mehr, mal weniger, am Ende dann aber deutlich auf Distanz zu halten. Mit 33:28 (15:13) Toren gewann der NHV Concordia Delitzsch. Weil der TSV 1862 Radeburg gegen den Ligaprimus SV Plauen Oberlosa mit 23:26 unterlag, sind die Delitzscher Dritter der Sachsenliga. Und sie könnten es auch bis zum Ende der Saison bleiben, wenn sie am 9. Mai (18.30 Uhr Anwurf in der Artur-Becker-Halle) auch die Wiederholungspartie gegen Radeburg gewinnen. Der TSV hatte Einspruch gegen das Endergebnis vom 7. März eingelegt. Das Resultat wurde annulliert. Zurück zur Partie. Gleich zu Beginn zeigten die Gastgeber, dass sie gewillt waren, diesmal (nach zwei Auswärtsniederlagen) als Sieger vom Platz zu gehen und den Fans ansehnlichen Handball zu bieten. Die Cunewalder ihrerseits vermochten es in der Anfangszeit noch gegenzuhalten, griffen vor allem in der Abwehr mächtig zu, so dass sich die Schiris aufgefordert sahen, klare Grenzen zu setzen. Zwei Siebenmeter in den ersten fünf Spielminuten für den NHV waren die Folge, neun gab es am Ende insgesamt für die Concorden. Für das letzte Tor, auch ein Siebenmeter, sorgte schließlich Christian Hornig. Schneider griff auf den zweiten Oldie nur in den letzten vier Spielminuten zurück. Christian Hornig fügte sich nahtlos ein, warf sich quasi ins Geschehen und konnte nur noch unfair gebremst werden. Der verwandelte Strafwurf war das 32:28. Dass das Spiel für die Gastgeber erfolgreich endete, war das Ergebnis einer starken Mannschaftsleistung, wie Coach Schneider betonte. "Anfangs hatten wir zwar unsere Probleme, auch Dirk Fischer musste erst wieder reinkommen.Doch dann lief es eigentlich so, wie wir es uns erhofft haben." Während andere Mannschaften die Saison abschlossen, müssen die Delitzscher nochmals ran. Einziges Motiv für eine gute Leistung dürfte dann sein, den Radeburgern einmal mehr zu zeigen, dass die damalige Niederlage durchaus gerechtfertigt war und keines Einspruches bedurfte.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 27.April 2015

Sonntag, 19. April 2015

HSG Neudorf/Döbeln - NHV 33:30 (15:13)

Starkes Comeback von Strehle, Concordia verliert trotzdem

Im letzten Auswärtsspiel der Saison unterlag eine aus vielerlei Gründen dezimierte Delitzscher Rumpftruppe beim Drittletzten der Sachsenliga-Tabelle in Döbeln letztlich verdient mit 30:33. Der NHV verharrt dadurch auf Platz 4, hat aber bei noch zwei ausstehenden Heimspielen alle Chancen, sich in der Abschlusstabelle auf einen Podestplatz zu verbessern. Schon bei der Erwärmung gruben sich tiefe Sorgenfalten in die Mienen der mitgereisten Delitzscher Fans ein, denn neben den bereits vorab bekannten Ausfällen Marcus Ulrich, Steve Müller, Jan Jungandreas und Ivo Doberenz mussten auch Lucas Mittag und Torhüter Stephan Sarközi kurzfristig passen. Entsprechend erfreut wurde daher auch registriert, dass sich der unmittelbar nach Saisonbeginn aus beruflichen Gründen nach Bayern ausgewanderte einstige Publikumsliebling Matthias Strehle trotz siebenmonatiger Handballpause und lediglich zwei (!) gemeinsamer Trainingseinheiten bereit erklärt hatte, für den Notfall zur Verfügung zu stehen. Gegen die heimstarken Döbelner taten sich die NHV-Männer in der Abwehr von Beginn an sehr schwer. Die Abstimmung stimmte nicht und die nötige Aggressivität ließ zu wünschen übrig. Als dann auch noch Kapitän Marcus Leuendorf erst mit blutender Nase auf die Bank und kurz darauf nach einem vollkommen überflüssigen Foul mit Rot unter die Dusche musste, war der Notfall gekommen, für den Matthias Strehle mit nach Döbeln gefahren war. Fast so als wäre er nie weg gewesen, konnte sich der Rückkehrer erstaunlich gut ins Delitzscher Spiel integrieren und mit wichtigen Toren immer wieder Akzente setzen. Jedoch gesellten sich zur schwachen NHV-Abwehr auch immer wieder technische Fehler sowie eine eklatante Abschlussschwäche vor dem gegnerischen Tor. Selbst der sonst so treffsichere Malte Unkell brauchte fast eine komplette Halbzeit, ehe ihm endlich sein erstes Tor gelang. Dazu gesellte sich eine weitere unnötige rote Karte gegen den ehemaligen Döbelner Enrico Henoch, die unmittelbar vor der Halbzeitpause dafür sorgte, dass NHV-Coach Michael Schneider kein einziger gesunder Wechselspieler mehr zur Verfügung stand. Doppelt ärgerlich, dass die Strafe von den Schiedsrichtern mit einem Bericht versehen wurde, sodass Henoch nun eine Sperre von mindestens zwei Spielen droht. In der zweiten Halbzeit gaben sich die noch verbliebenen Concorden erkennbar Mühe, eine dem Namen gerecht werdende Abwehrarbeit zu leisten und agierten nun viel aggressiver. Doch nicht nur das. Im Angriff gingen die NHV-Spieler nun immer wieder in die Nahtstellen und konnten dadurch einige Zeitstrafen gegen Döbeln provozieren. Auch über die schnelle Mitte und die zweite Welle gelangen einige Tore, sodass die Concorden gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff durch den nun deutlich treffsichereren Malte Unkell sogar erstmals in Führung (19:20) gingen. Nun allerdings rächte sich die dünne (und selbstverschuldet weiter dezimierte) Personaldecke, denn mangels Wechselmöglichkeiten ließen die Kräfte ebenso nach wie sich technische Fehler und Fehlwürfe häuften. Da in Döbeln mit Max Neuhäuser nur einer der drei etatmäßigen NHV-Torhüter zur Verfügung stand, fiel es umso mehr ins Gewicht, dass dieser ausgerechnet in dieser Partie sein Leistungsvermögen bei weitem nicht abrufen konnte. Döbeln verstand es geschickt, die Delitzscher Schwächen auszunutzen und gewann am Ende verdient mit 33:30. Co-Trainer Martin Möhle ärgerte sich anschließend, „dass wir uns heute durch einige Undiszipliniertheiten in der ersten Halbzeit selbst geschadet haben.“ Zur Pause sei man noch in Schlagdistanz gewesen und habe in der zweiten Halbzeit viel investiert. „Allerdings konnten wir uns für den großen Aufwand nicht belohnen. Im Angriff ließen wir einfach zu viele Gelegenheiten ungenutzt und auch die Torhüterleistung war heute nicht ausreichend, um das Spiel am Ende noch für uns zu entscheiden“, so Möhle. Da die Mitbewerber um einen Podestplatz Hoyerswerda (Remis gegen Leipzig) und Radeburg (Niederlage in Weinböhla) ebenfalls patzten, ist für die Delitzscher Handballer ein Medaillenrang nach wie vor das realistische Ziel. Dafür muss allerdings am Samstag um 18 Uhr in der Artur-Becker-Halle unbedingt mal wieder gepunktet werden. Zu Gast wird dann der Tabellenneunte aus Cunewalde sein.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 21.April 2015

Samstag, 11. April 2015

LHV Hoyerswerda - NHV 25:22 (11:11)

Concorden müssen Aufstiegshoffnungen begraben

Handball-Sachsenliga: NHV verliert unglücklich in Hoyerswerda und kann von Remis der Plauener Spitzenreiter nicht profitieren.
In einem bis zum Schluss nervenaufreibendem Spitzenspiel zwischen LHV (Hoyerswerda, 2.) und NHV (Concordia Delitzsch, 3.) haben die Lausitzer Gastgeber das glücklichere Ende für sich und sorgen so dafür, dass sich die Delitzscher Mini- Aufstiegschance endgültig in Luft auflöst. Für den NHV geht es in den verbleibenden drei Saisonspielen nun „nur“ noch um das Erreichen eines Podestplatzes. Die Concorden machten sich hoffnungsvoll auf die lange Reise in die Lausitz, begleitet von mehreren Dutzend Fans, die über die gesamte Spielzeit hinweg lautstarke Unterstützung leisteten und den ebenfalls stimmungsvollen Heimfans in nichts nachstanden. So entwickelte sich von Anfang an ein sehenswertes Handballspiel zweier echter Spitzenmannschaften, in dem es keinem der beiden Teams gelang, sich mit mehr als zwei Treffern Vorsprung abzusetzen. Die Delitzscher hielten sich an ihre taktischen Vorgaben und hatten nach zehn Minuten eine 4:2-Führung erkämpft. Gegen die sehr kompakte und aggressive Delitzscher Abwehr musste Hoyerswerda sich jedes Tor hart erarbeiten. Im Angriff agierten die NHV-Männer ebenso druckvoll wie beweglich und konnten sich so immer wieder gute Wurfgelegenheiten erspielen. Doch schon frühzeitig stellte sich als Manko des Delitzscher Spiels eine haarsträubende Wurfeffektivität heraus. Allein in der 1. Halbzeit vergaben die Loberstädter acht Torchancen allererster Güte. Zwar ließen auch die Gastgeber einige Torchancen ungenutzt. Allerdings wussten die einen Lukasz Stodtko in ihren Reihen, der mit elf Treffern seine Torgefährlichkeit einmal mehr unter Beweis stellte. Der vor der Saison aus der 1. polnischen Liga verpflichtete Profi verteilt 100 Kilo Muskelmasse auf beeindruckende zwei Meter und verfügt zudem über einen überragenden Wurfarm. Nur konsequent also, dass der Modellathlet derzeit die Torschützenliste der Sachsenliga mit 134 Treffern anführt. Bis zur Halbzeit wechselte die Führung noch einige Male hin und her, ehe es schließlich mit einem 11:11 in die Pause ging. Die 2. Halbzeit begann wie die erste geendet hatte. Die Delitzscher verteidigten weiterhin sehr aggressiv und agierten erfreulich beweglich auf den Beinen. Der Gastgeber wurde so zwar immer wieder ins Passivspiel gezwungen, konnte allerdings einige gestellte Freiwürfe durch seine polnische Lebensversicherung Lukasz Stodko versenken, der allein seiner schieren Körpergröße wegen bei solchen Gelegenheiten kaum zu verteidigen ist. Im Angriff spielten die NHV-Männer weiterhin druckvoll und konsequent, so dass fünf Minuten vor Spielende eine 21:20-Führung auf der Anzeigetafel prangte. Leider nahmen die Schiedsrichter mit fortschreitendem Spielverlauf immer mehr Einfluss auf das Spiel. Die Frage sei erlaubt, ob es wirklich angemessen ist, jeglichen Körperkontakt gegen einen zwei Meter großen 100-Kilo-Mann mit einer Zeitstrafe zu würdigen. Dies umso mehr, wenn auf der Gegenseite klare Fouls ungeahndet bleiben. So stand die Delitzscher Mannschaft in der heißen Endphase plötzlich nur noch zu dritt auf dem Feld und geriet mit zwei Toren in Rückstand. Mit der herunterlaufenden Zeit im Nacken mussten die Gäste ihre Angriffe nun schnell abschließen, verzweifelten aber abwechselnd am guten Torhüter oder am ausbleibenden Pfiff der Schiedsrichter. In der Schlusssekunde gelang dem Hoyerswerdaer Robert Devantier dann noch ein Kunstschuss über das gesamte Feld in das Tor des nach vorn geeilten NHV-Keepers Stephan Sarközi zum 25:22-Endstand. Co-Trainer Martin Möhle zeigte sich im Anschluss zutiefst betrübt, wollte seiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen. „Über weite Strecken des Spiels wurden die taktischen Vorsätze sehr gut umgesetzt und jeder hat großen Einsatz gezeigt. Am Ende haben Kleinigkeiten, die wir nicht immer in der eigenen Hand hatten, dieses Spitzenspiel entschieden“, so Möhle. Einzig mit der Wurfeffektivität zeigte sich der Co-Trainer nicht ganz zufrieden. Auch wenn der Aufstiegszug nun endgültig ohne die Delitzscher Concorden weiterfährt, ist die Saison noch nicht zu Ende. Weiter geht es schon am kommenden Sonntag um 17 Uhr in Döbeln. Die Partie gegen den Drittletzten sollte unbedingt gewonnen werden, denn zumindest ein Podestplatz ist für den NHV immer noch drin.

Samstag, 28. März 2015

NHV - SV Koweg Görlitz 32:22 (14:9)

Concorden stutzen Görlitzer Stieren die Hörner

NHV wahrt nach überraschender Niederlage der Plauener Spitzenreiter theoretische Aufstiegschance In souveräner Manier setzten sich am Samstagabend die Delitzscher NHV-Männer gegen eine arg dezimierte Görlitzer Mannschaft mit 32:22 durch und wiederholten damit fast exakt den Erfolg aus dem Hinspiel, als an der Neiße ebenfalls ein Sieg mit zehn Toren Vorsprung (33:23) gelang. Nüchtern betrachtet war die Partie für die Gäste bereits vor dem Anpfiff verloren, denn vier Stammspieler und sogar Cheftrainer Petr Mašát mussten aus diversen Gründen auf die lange Reise verzichten und so herrschte auf der Görlitzer Auswechselbank gähnende Leere, während sich das Delitzscher Trainerduo Schneider/Möhle an der sprichwörtlichen Qual der Wahl erfreuen konnte. Von Anfang an nahmen die Hausherren wenig Rücksicht auf ihre bedauernswerten Gäste und legten los wie die Feuerwehr. Die Blau- weißen hielten sich mustergültig an die besprochenen Vorgaben, zogen ihr gefürchtetes schnelles Umkehrspiel aus einer kompakten und aggressiven Abwehr auf und kamen so im Minutentakt zu einfachen Toren. Auch im Positionsangriff spielten die NHV-Herren druckvoll und ließen den Ball gut laufen. Allein die Chancenverwertung ließ Wünsche offen. Dass die Delitzscher dennoch schon nach einer Viertelstunde vorentscheidend auf 9:3 enteilt waren, sagt vieles über das Kräfteverhältnis in dieser einseitigen Partie. In der Folge schalteten die Hausherren anderthalb Gänge zurück. Abstimmungsprobleme in der Delitzscher Abwehr nutzte Görlitz nun zu einigen Toren über den Kreis. Im Angriff leisteten sich die Concorden einige technische Fehler und wurden von den kleinlichen Schiedsrichtern immer wieder zurückgepfiffen. Dennoch pegelte sich der Vorsprung bei komfortablen fünf bis sechs Treffern ein, ehe beim Stand von 14:9 die Seiten gewechselt wurden. In der 2. Hälfte sollten die Delitzscher auf Geheiß ihres Trainers Michael Schneider die Konzentration hoch halten und an die sehenswerten ersten 15 Minuten anknüpfen. Mit dem sicheren Vorsprung im Hinterkopf gingen die Schneider-Schützlinge jedoch erkennbar gebremst zu Werke und ließen den letzten Einsatz vermissen, was zur Folge hatte, dass die Begegnung dahinzuplätschern begann. Im Angriff fehlte der nötige Druck auf die Nahtstellen und in der Abwehr wurde nicht mehr mit der letzten Konsequenz zugepackt. Aber auch Schneider selbst hatte seinen Anteil am kleinen Bruch im Spiel, wechselte er doch mit der sicheren Führung im Rücken munter durch. So kam beispielsweise eine Viertelstunde vor Schluss Stephan Sarközi für den bis dahin stark halten Max Neuhäuser ins NHV-Tor. Auch Jan Jungandreas und Lucas Mittag durften sich vorzeitig auf der Bank erholen. Gerade als die Görlitzer drauf und dran waren, wenigstens noch etwas Ergebniskosmetik zu betreiben, zogen die Delitzscher das Tempo aber ein letztes Mal an und stellten mittels einiger Gegenstoßtore endgültig klar, dass diese Partie nur einen Sieger haben konnte. NHV-Coach Michael Schneider zeigte sich nach Spielende insgesamt versöhnlich: „Die Leistung der letzten 35 Minuten hat mir als Trainer zwar nicht gepasst, allerdings ist das mit Blick auf die klaren Zwischenstände wohl auch ein bisschen verständlich.“ Im zeitgleich ausgetragenen Spitzenspiel kassierte Tabellenführer Plauen gegen Hoyerswerda seine erste Heimniederlage und hat nun nur noch zwei Minuspunkte weniger als Delitzsch. Etwaige aufkeimende Aufstiegsträume weist der Delitzscher Trainer dennoch von sich und erinnert daran, dass seine Mannschaft wegen des verlorenen direkten Vergleichs gegen Plauen de facto nicht zwei, sondern drei Punkte aufholen müsste und zudem das schwierigste Restprogramm der verbleibenden vier Aufstiegskandidaten zu bewältigen hat. Das erste von vier verbleibenden Spielen ist von der Papierform das schwerste. Am 11. April geht es zum derzeitigen Tabellenzweiten nach Hoyerswerda. Der Oberliga-Absteiger galt vor der Saison unter Experten  als Aufstiegskandidat Nummer 1, hatte dann aber mit einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten in der neuen Liga zu kämpfen. Die scheint man in der Lausitz nun aber endgültig überwunden zu haben, wie nicht zuletzt der Auswärtssieg gegen Plauen eindrücklich beweist. Der Delitzscher Co-Trainer Martin Möhle ist trotzdem guter Dinge: „Wir sind seit einigen Wochen in sehr guter Form. Diesen Schwung müssen wir mitnehmen in die letzten, vielleicht entscheidenden Spiele!"
Jens Terseniak, Leipziger Volkszeitung vom 30.März 2015

Dienstag, 24. März 2015

Delitzscher Sieg nach Radeburger Einspruch annulliert

Die Nachricht kam zu früher Stunde und sie hatte es in sich. Am Sonntagmorgen um 5:19 Uhr trudelte im elektronischen Postfach des NHV-Geschäftsstellenleiters Frank Bönke eine E-Mail ein, deren Betreff „Urteil Rechtsverfahren“ nichts Gutes verhieß. Rückblick: 7. März, Kultur- und Sportzentrum Delitzsch. Die letzte Spielminute läuft. Im Verfolgerduell des Tabellendritten Delitzsch gegen den Zweiten aus Radeburg steht es 26:26, als NHV-Linksaußen Malte Unkell ein Zuspiel seines Kollegen Lucas Mittag verwandelt und unter dem tosenden Applaus des heimischen Publikums mit seinem achten Treffer auf 27:26 erhöht. In der Schlusssekunde schließlich vereitelt NHV-Torhüter Max Neuhäuser den letzten Angriff der Gäste. Das Spiel ist aus, der Delitzscher Jubel bricht sich Bahn, das Siegerbier fließt in Strömen. Der NHV Concordia Delitzsch klettert auf Platz 2, Radeburg fällt mit einem Punkt weniger noch hinter Hoyerswerda auf Platz 4 zurück. So weit, so gut. Dachte man in Delitzsch. So weit, so ungerecht. Dachte man sich beim TSV in Radeburg und legte drei Tage später ganz offiziell Einspruch gegen die Wertung des Spiels ein. Diesem wurde nun vom Sächsischen Handballverband per Eilentscheid stattgegeben und ein Wiederholungsspiel angeordnet, das kurzfristig – nämlich noch vor dem Saisonende Ende April – auszutragen ist. Doch warum das Ganze? Noch einmal Rückblick in die letzte Spielminute. Dem vermeintlichen Delitzscher Siegtreffer geht ein vom Radeburger Torhüter Stefan Friebe abgewehrter Delitzscher Fehlversuch voraus. Ein Radeburger Spieler versucht daraufhin, den von Friebe abgeprallten Ball rechtzeitig vor dem Seitenaus unter Kontrolle zu bringen, was ihm nach Ansicht der Schiedsrichter misslingt, die folgerichtig Einwurf für Delitzsch pfeifen. Dennoch legt Gästetrainer Martin Hrib in diesem Moment die grüne Karte auf den Tisch des Kampfgerichts, das daraufhin Auszeit für Radeburg pfeift. Diesen Pfiff nehmen in der aufgeheizten Halle, in der die Trommler beider Seiten bis zur letzten Sekunde um die akustische Hoheit kämpfen, allerdings weder Spieler noch Schiedsrichter wahr, so dass Malte Unkell in der nächsten Sekunde das spielentscheidende Tor erzielt, ehe der zweite Pfiff des Kampfgerichts schließlich doch vom Schiedsrichter erhört wird, der das Spiel daraufhin Sekunden vor dem Abpfiff für die letzte Radeburger Auszeit unterbricht. Nach Auswertung der Stellungnahmen aller Beteiligten entschied das Verbandsschiedsgericht nun auf Annullierung und Wiederholung des Spiels. Entscheidend hierfür dürfte wohl gewesen sein, dass vom Kampfgericht Auszeit gepfiffen und daraufhin die Uhr angehalten wurde. Auch wenn es sich hierbei möglicherweise um eine irreguläre Entscheidung gehandelt haben sollte, hätte dies laut Regelbuch umgehend zwischen Kampfgericht und Schiedsrichtern geklärt werden müssen. Dies blieb in der Hitze des Gefechts aus und rechtfertigt nun nach Ansicht des Schiedsgerichts eine Neuansetzung. NHV-Trainer Michael Schneider kann juristischen Spitzfindigkeiten naturgemäß wenig abgewinnen und reagierte gestern zwar überrascht, aber auch pragmatisch: „Auch wenn ich die Sache etwas anders sehe, hilft nun kein Jammern und kein Ärgern. Der Verband hat so entschieden und dann müssen wir eben noch einmal spielen“, so Schneider, der sogleich den Finger in die Wunde legte, als er ergänzte: „Spannend wird sein, wann und wo dieses Spiel stattfinden soll.“ Dazu muss man wissen, dass das einzige spielfreie Wochenende vor dem Saisonende das Osterwochenende ist. Da die Feiertagsruhe – auch mit Blick auf die Urlaubspläne der Sportler – gewahrt bleiben soll und auch die Möglichkeit eines Doppelspielwochenendes wegen der enormen körperlichen Belastungen auf keinerlei Sympathien stößt, läuft es nach Lage der Dinge auf ein Spiel unter der Woche hinaus, vermutlich innerhalb einer regulären Trainingseinheit. NHV-Geschäftsstellenleiter Frank Bönke obliegt nun das Kunststück, die größtmögliche Schnittmenge zwischen allen relevanten Dienst- und Hallenbelegungsplänen zu finden und schnellstmöglich einen neuen Spieltermin aus dem Hut zu zaubern. Nicht ausgeschlossen, dass dieses Spiel der Delitzscher Sporthallennot gehorchend nach Leipzig verlegt werden muss. Wenn es denn überhaupt stattfindet, denn selbstverständlich steht dem NHV-Vorstand frei, Widerspruch gegen das Urteil des Schiedsgerichtes einzulegen.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 24.März 2015