Jan Jungandreas hat nachgerechnet. Knapp zehn Wochen und damit so lange wie wohl noch nie haben die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch Zeit für die Vorbereitung. Das erste Punktspiel der Saison 2020/21, so Corona keinen Strich durch die Rechnung macht, soll am 26. September in eigener Halle gegen den HC Aschersleben stattfinden. „Darauf arbeiten wir jetzt hin“, verkündet der Coach zum Trainingsauftakt in der Mehrzweckhalle.
„Wir freuen uns, dass es endlich losgeht“, sagt Mannschaftskapitän Felix Herholc. Schließlich war die vergangene Spielzeit vorzeitig beendet worden, eine mehrwöchige Zwangspause auch beim Training schloss sich an. Das wurde dann zwar wieder aufgenommen, doch Jungandreas schickte seine Mannschaft in einen zweieinhalbwöchigen Urlaub. „Den habe ich auf Sardinien verbracht“, berichtet Hüter Herholc. Die lange Vorbereitung werde mit Sicherheit intensiv. Das sei aber auch nötig. Schließlich wartet auf die Ober-ligisten eine Mammut-Saison. Die Staffel umfasst 17 statt der üblichen 14 Teams. Absteiger gab es nicht, aus den Landesligen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommt je ein Aufsteiger hinzu: HC Glauchau/Meerane, SV Wittenberg-Piesteritz und Sonneberger HV.
Meister HC Burgenland hat zwar den Sprung in die dritte Liga geschafft, dafür hat der HC Elbflorenz seine zweite Mannschaft aus Kostengründen in die Oberliga zurückversetzt. „Das wird ein ordentliches Programm“, meint auch Jungandreas. Es sind sechs Begegnungen mehr als sonst, oben drauf kommen vier Doppelspieltage. Da müssen die Klubs sowohl am Samstag als auch tags darauf am Sonntag ran. „Ich bin gespannt, wie wir das verkraften“, kommentiert Frank Grohmann, der in der vorigen Saison mit 152 Treffern in 21 Partien erneut Torschützenkönig wurde und mit Steve Baumgärtel sowie Benedikt Schmidt die wohl stärkste rechte Angriffsseite der Oberliga bildete.
Jungandreas begrüßte lediglich einen Neuling. Für Kreisläufer Oliver Wendlandt, dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde, ist Max Kalliske vom Drittligisten HSC Bad Neustadt nach Nordsachsen gewechselt. Mehr Veränderungen hat es nicht gegeben. „Das ist schon schön, dass wir so zusammengeblieben sind“, formuliert es Herholc. „So wenige Wechsel habe ich in meinen zehn Jahren als Trainer und Spieler bei Concordia noch nicht erlebt“, kann Jungandreas sein Erstaunen nicht ganz unterdrücken. Die Akteure kennen sich, sind eingespielt. Kalliske ist inzwischen nach Leipzig gezogen und vor dem ersten Training „ein wenig aufgeregt“. Die Eingewöhnung erleichtert haben ihm Maximilian Amtsberg und Moritz Brodowski, mit denen er schon Kaffeetrinken war.
Die vergangene Saison hat der NHV punktgleich mit Burgenland als Vizemeister beendet. Klar ist, dass die Delitzscher zum Favoritenkreis zählen. Der Trainer ist bei seinen Zielen konstant geblieben. „Wir wollen, wie in der vorigen Spielzeit, keine Begegnung verlieren.“ Um das zu verwirklichen, geht es schon beim ersten Training ordentlich zur Sache. Aufgeteilt in drei Teams, wird Fußball gespielt. Bei den warmen Temperaturen in der Halle eine schweißtreibende Angelegenheit. Den ersten Treffer des Abends erzielt dabei Daniel Sowada. Die Gruppe, die gerade nicht kickt, muss sich bei Kraft- und Gymnastikübungen beweisen. Co-Trainer Maik Kroke passt auf, dass Spieler das intensiv absolvieren. Knapp zehn Wochen sind schnell vorbei und Aschersleben ein bekannt unbequemer Gegner.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 24.Juli 2020
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