Das Kommando schallt laut und deutlich durch die Sporthalle der Unteroffizierschule des Heeres im Delitzscher Ortsteil Benndorf. "Los, bewegt euch, nicht so lahm", ruft Trainer Maik Kroke. Die Aufforderung ist nicht wirkungslos. Die Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch geben bei dieser Übungsform noch ein bisschen mehr Gas, holen das Letzte oder zumindest Vorletzte aus sich heraus. Zugute kommt den Sportlern an diesem zweiten Trainingstag nach der Sommerpause, dass sie alle auch in der übungsfreien Zeit selbständig an ihrer Fitness gearbeitet haben. "Das sieht bei allen gut aus", lobt Kroke, der zusammen mit Jan Jungandreas das neue Trainerduo bildet. Die Doppelspitze hat Wladimir Matlsev beerbt.
Und die Concorden sind mit sichtbaren Ehrgeiz bei der Sache. Das ist bei einer Aufgabe zur Verbesserung des Abwehrverhaltens deutlich zu spüren. Sechs von neun Spielern einer Mannschaft sind mit Bällen ausgestattet, drei weitere müssen ihnen diese abjagen. Es wird gesprintet, attackiert, der Schweiß läuft in Strömen. Den ersten Durchgang gewinnt Team-Oldie Steve Baumgärtel. Der 35-Jährige ist aus Leipzig an den Lober zurückgekehrt. Die zweite Runde entscheidet mit Frank Grohmann der Torschützenkönig der vergangenen Spielzeit für sich.
Parallel schult Jungandreas die beiden Torhüter Felix Herholc und Marian Voigt. Auch das geschieht in hoher Intensität. "Man wird nicht jünger", stöhnt Herholc in einer kurzen Trinkpause. Unterstützt wird Jungandreas von Jan Derk Janßen. Der 24-Jährige hatte sich vor Beginn der vergangenen Saison einen Kreuzbandriss zugezogen, den zweiten in Folge, und hofft, in absehbarer Zeit sein Debüt im Delitzscher Trikot geben zu können. Doch er wird vorsichtig aufgebaut. "Ich mache noch nicht alles", sagt er. Fortschritte sind erkennbar: Eine Kniemanschette muss er nicht mehr tragen. Später geht es für alle auf den Sportplatz. Ein 5000-Meter-Lauf mit mehreren Zwischenstationen wie dem wiederholten Aufheben von fünf Kilogramm schweren Medizinbällen rundet den zweiten Tag ab.
24 Stunden zuvor gab es zum Auftakt das traditionelle Fußballspiel Alt gegen Jung. Es endete schiedlich-friedlich 4:4. Kein Wunder, dass Kroke feststellt, dass der NHV in der neuen Saison "eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern" habe. Neben Baumgärtel zählt auch Oliver Wendlandt zu den Routiniers. "Es macht wieder Spaß, sonst wäre ich ja auch nicht hier", kommentiert der Kreisläufer die ersten beiden Trainingstage, an denen lediglich Martin Müller und Neuzugang Niklas Zierau aus beruflichen Gründen fehlen. "Wir haben eine gute Beteiligung", freut sich Kroke. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Zu den neuen jungen Spielern gehört Maximilian Amtsberg. Er ist vom LSV Ziegelheim aus der Thüringenliga - dort holte er sich mit 244 Treffern die Torjägerkrone - gekommen und fühlt sich schon recht wohl. "Delitzsch ist eine schöne Stadt und das Training macht Spaß."
Zudem haben die Nordsachsen sich mit einem alten Bekannten verstärkt: Jonas Meiner ist wieder da. In der vorigen Saison musste er aus beruflichen Gründen aussetzen. Jetzt trainiert er wieder mit und steht auch für die Punktspiele zur Verfügung, jedenfalls "soweit es mein Dienstplan zulässt".
Zu Prognosen über die neue Spielzeit lässt sich Kroke natürlich noch nicht hinreißen. "Wir haben einen guten Kader mit viel Potenzial", lässt er sich entlocken. Allerdings benötigten die jungen Spieler sicherlich noch Zeit. Die haben sie auch, denn das erste Punkspiel findet am 31.August statt, es geht zum Derby nach Köthen. Zuvor stehen hartes Training und mehrere Freundschaftsspiele an. Der offizielle Saisonauftakt erfolgt am 20.August in eigener Halle gegen Elbflorenz II. Die Dresdner sind als Oberliga-Meister in die dritte Liga aufgestiegen. In dieser Partie dürfte dann zu sehen sein, wie sich die neue NHV-Mannschaft zusammengefunden hat.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 18.Juli 2019
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