Die 48.Minute läuft. In der Handball-Oberliga zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und Einheit Plauen erhalten die Gastgeber einen Siebenmeter. Da geschieht, was in dieser Vier-Punkte-Partie eigentlich nicht passieren darf: Der ball knallt an die Latte. De Fehlwurf hat Sascha Meiner verursacht. Sascha wer? Ja, richtig, Sascha Meiner. Der 30-Jährige hat überraschend sein Comeback für die Nordsachsen gegeben - und was für eins. Der vergebene Siebenmeter ist das einzige Missgeschick, das dem Ex-Juniorennationalspieler unterläuft. Ansonsten führt den NHV mit einer brillanten Leistung und neun Toren zu einem klaren 36:28-Erfolg über die Gäste aus dem Vogtland. Die sind mit 6:34 Tabellenletzter und so gut wie abgestiegen. Die Concorden sichern sich im Kampf um den Klassenerhalt zwei wichtige Zähler und haben nun 18:24 Punkte.
Kurz vor Saisonbeginn hatte Meiner, in der Vorsaison mit 146 Treffern erfolgreichster Delitzscher Torschütze und der wohl beste, weil kompletteste Spieler der Oberliga, das Handtuch geworfen und sich in die Auszeit verabschiedet, da er ein Jahr früher als vorgesehen seine Stelle als Lehrer antreten konnte. Doch der Kontakt zum NHV riss nie ab. Vor Kurzem, berichtet Meiner, habe er mit Vereinschef Axel Schüler telefoniert. Und da die Concorden nicht gerade glänzend dastünden, habe er gern der Bitte entsprochen, in der entscheidenden Phase auszuhelfen,. Er habe den Rücken frei, da er gerade seine letzte Arbeit an der Uni abgegeben habe. Seine Rückkehr ist auch deshalb wichtig, da Top-Torjäger Frank Grohmann verletzungsbedingt weiter ausfällt. Am Donnerstag hat Meiner das erste Mal nach neun Monaten wieder trainiert, um gegen Plauen sein altes Trikot mit der Nummer drei überzustreifen. Er braucht nur wenige Minuten, um richtig in der Partie zu sein. Er holt einen Siebenmeter raus, den Jan Jungandreas, eigentlich Co-Trainer, aber aus Personalnot reaktiviert, sicher verwandelt. In der zwölften Minute ist es soweit: Meiner fängt einen Pass ab, läuft den Konter und schließt ihn mit seinem ersten Treffer des Abends ab. Er übernimmt die Regie, überzeugt mit Tempo und Spielwitz. "Er ist einfach ein klasse Spieler", sagt Team-Manager Marko Bergelt zur Pause. Dass die Concorden da nur 18:16 führen, liegt an der lange nervösen Abwehr.
Nach dem Seitenwechsel rückt Meiner von der Spielmacher- auf die Linksaußenposition und stellt erneut seine Vielseitigkeit unter Beweis, netzt von außen ein und erzielt sechs weitere Treffer. Zudem erweist sich die Abwehr um Torwart Felix Herholc nun als kompakt. Trainer Wladimir Maltsev sagt: "Sascha hat uns neues Selbstbewusstsein gebracht." Gerade in den Phasen, in denen das Team nicht so recht an sich geglaubt habe, sei er vorangegangen. "Es ist ein Glück, dass er wieder für uns spielt", lobt Kreisläufer Oliver Wendlandt. Meiner würde jeder Oberliga-Mannschaft gut tun, glaubt Martin Müller: "Sascha ist individuell der beste Spieler der Liga."
Der wird nach dem Abpfiff von den Fans gefeiert und als Spieler des Abends ausgezeichnet. Es ist ein super Einstand gewesen, "als ob ich nie weg gewesen wäre". Die Mannschaft habe gezeigt, dass sie die Klasse halten wolle. "Wir gehören in die Oberliga." Ob Meiner auch in Apolda wieder mit aufläuft, stehe noch nicht fest. Klar ist aber, dass er die restlichen Heimspiele mitmachen werde.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 11.März 2019
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