Wladimir Maltsev hatte durchaus ehrgeizige Pläne. „Unser Ziel ist nach wie vor, die Abstiegszone so schnell wie möglich zu verlassen“, hatte der Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch noch zu Jahresbeginn verkündet. Doch die harte Realität hat den Chef-Coach rasch eingeholt. Im ersten Spiel des neuen Jahres unterlagen die Nordsachsen am Sonntag in eigener Halle gegen die SG Pirna/Heidenau 23:25. Mit 12:20 Punkten sind die Delitzscher damit bedrohlich nah an die Abstiegsränge herangerückt.
Die Concorden liegen nur einen Zähler vor dem Drittletzten, dem USV Halle. Und die haben ein Spiel weniger bestritten. Die kurzfristigen Aussichten sind alles andere als rosig. In knapp zwei Wochen tritt der NHV beim Tabellenzweiten SV Plauen-Oberlosa an. „Das wird eine schwere Auswärtsbegegnung“, sagte Maltsev voraus. Eine Woche später empfangen die Concorden mit der HG Köthen ebenfalls einen dicken Brocken. Die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt rangiert auf dem fünften Platz.
Mit einer Leistung wie gegen Pirna dürfe da kaum etwas zu holen sein, befürchten jedenfalls Experten. „Eigentlich ist das ein Team, gegen das wir nicht verlieren dürfen“, meinte nach Abpfiff ein sichtlich konsternierter Torwart Felix Herholc. „Es tut weh, dass wir nicht die Klasse hatten, um diesen Gegner zu bezwingen“, sagte der Mannschaftskapitän. Einen Teil der Schuld an der Niederlage führte er auf die nach wie vor angespannte personelle Situation zurück. Kreisläufer Nemanja Nesovanovic fiel mit Rückenproblemen aus, Rechtsaußen Michal Paululik stand nach seiner Meniskusoperation zwar im Kader, verfolgte aber die Partie die ganze Zeit von der Bank aus, ebenso wie Linksaußen Michael Günther. „Dadurch mussten Frank Grohmann und Oliver Wendlandt durchspielen“, so Herholc. Regenerationspausen waren für die beiden also Fehlanzeige. Grohmann und Wendlandt waren in einer insgesamt enttäuschenden Delitzscher Mannschaft die erfolgreichsten Torschützen. Daneben überzeugte mit Abstrichen noch Herholc, der immerhin 38 Prozent der auf seinen Kasten kommenden Würfe entschärfte.
Der Start war einigermaßen erfolgreich. Wendlandt brachte den NHV in Führung, später wurde der Vorsprung auf zwei Tore ausgebaut. Da funktionierte vor allem die Abwehr noch ordentlich. Pirna ließ nicht locker, verstand es häufig, Zuspiele auf Kreisläufer Wendlandt zu unterbinden und sorgte auch dafür, dass Torjäger Grohmann aus dem Spiel heraus nur selten zum Wurf kam. Der Bruch erfolgte ab Minute 25. Die Concorden trafen bis zur Halbzeitsirene nicht mehr, in der Abwehr taten sich plötzlich, als ob Kraft fehlte, Lücken auf, die von den Gästen konsequent ausgenutzt wurden.
Im zweiten Abschnitt kämpfte der NHV sich heran und glich aus. „Aber wir haben es nicht geschafft, wieder in Führung zu gehen“, haderte Herholc. Was laut Maltsev an „vielen Kleinigkeiten“ lag. Da gab es gerade in der Offensive zu viele technische Fehler, das Zusammenspiel klappte ebenfalls nicht wie gewünscht, auch klarste Torchancen wurden vergeben. Zu selten wurden Ball und Gegner laufen gelassen. Geschah dies, dann stand irgendwann doch ein Angreifer frei am Kreis und konnte einnetzen, was Wendlandt auch tat. Pech kam in einer dieser wenigen Situationen durch einen Lattenkracher von Daniel Sowada oben drauf. So konnte Pirna den laut Trainer Dusan Milicevic „verdienten Sieg“ mit nach Hause nehmen. Die Gäste haben sich mit 16:16 Punkten im Mittelfeld festgesetzt. Sie sind also da, wo Delitzsch eigentlich hin wollte.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 15.Januar 2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen