Den Delitzscher Handballern steht nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte im Sommer - mal wieder - ein personeller Umbruch bevor. Fünf Abgänge stehen bereits fest, weitere werden möglicherweise folgen. Da beim NHV niemand vom Handball leben kann, entscheidet letztendlich die berufliche Perspektive über Wohn- und Arbeitsort.
Mit Torhüter Marian Voigt von Oberliga-Meister SG LVB Leipzig konnte der erste Neuzugang bereits vor knapp zwei Wochen verkündet werden. Nun wurde auch die Lücke geschlossen, die entsteht, weil Linkshänder Jan Jungandreas die Kapitänsbinde gegen die Trainerbank tauscht. Man tritt dem neuen Delitzscher Co-Trainer nicht zu nahe, wenn man sagt, dass die entstandene Lücke mindestens gleichwertig ersetzt werden konnte.
Denn mit Frank Grohmann wird demnächst ein Akteur ins blau-weiße Concordia-Trikot schlüpfen, den wohl jeder Ligakontrahent gern in seinen Reihen wüsste. Der 1,94 Meter große und knapp zwei Zentner schwere Blondschopf wechselt von Drittliga-Absteiger HSV Bad Blankenburg an den Lober. Bei den Thüringern glänzte Grohmann als Torschütze vom Dienst. Mit 160 Toren war der 28-Jährige in der gerade beendeten Saison nicht nur mit großem Abstand treffsicherster Spieler seiner Mannschaft, sondern brachte es damit auch zum achtbesten Torjäger der gesamten 3.Liga.
Das dies keine Eintagsfliege war, bewies er in der vorherigen Saison, als er mit Bad Blankenburg in der Mitteldeutschen Oberliga mit 185 Toren drittbester Torschütze der Liga wurde. Damals zeigte er sein Können auch zweimal gegen den NHV Concordia Delitzsch, der als Aufsteiger gerade seine erste Saison in der 4.Liga bestritt und von Grohmann in den beiden Spielen insgesamt 15-mal eingeschenkt bekam.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ er damals nicht nur bei den Delitzscher Offiziellen, sondern auch bei Jan Jungandreas. "Frank hat uns in beiden Spielen großes Kopfzerbrechen bereitet. Ich bin sehr froh, dass er nun zu uns stoßen wird. Mit ihm und Lucas Mittag sind wir auf der rechten Halbposition sehr gut besetzt. So wie ich ihn bis jetzt kennengelernt habe, passt er auch menschlich super bei uns rein."
Zwei, die bereits vor einem Jahr den Weg aus Bad Blankenburg nach Delitzsch gefunden haben, sind Felix Herholc und Martin Müller. Neben der sportlichen Perspektive hat auch dies eine Rolle für Grohmann gespielt: "Ich wollte wegen meiner Freundin in die Leipziger Ecke wechseln und da in Delitzsch zwei gute Freunde von mir spielen, war relativ früh klar, dass es auf einen Wechsel zum NHV hinausläuft. Wir sind uns dann auch ziemlich schnell einig geworden." Martin Müller, der zurzeit einen Handbruch auskuriert, sieht der sportlichen Wiedervereinigung mit Freude entgegen. "Ich freue mich natürlich, dass wir nochmal zusammen spielen. Die Delitzscher können sich nicht nur auf einen klasse Handballer freuen, sondern auch auf einen top Typen, der für jeden Spaß zu haben ist. Sportlich und menschlich ist Frank auf jeden Fall eine absolute Verstärkung."
Grohmann entstammt der Magdeburger Handballschule, in der er bis zum Junioren-Nationalspieler aufstieg. Bis zum Jahr 2010 lief er für den SC Magdeburg auf und brachte es in dieser Zeit auch auf einige Einsätze in der 1.Liga und im Europapokal. Um mehr Spielzeit zu bekommen, folgte 2011 der Wechsel zu Drittligist Bernburg und 2015 schließlich das Engagement bei Ligakonkurrent Bad Blankenburg, wo Grohmann sich zum unverzichtbaren Leistungsträger entwickelte.
Da man sich bei den Thüringern nach dem denkbar knapp verpassten Klassenerhalt entschlossen hatte, künftig deutlich kleinere Brötchen zu backen und auf das Startrecht in der Oberliga zu verzichten, ergab sich für den NHV die Möglichkeit einer Verpflichtung des gelernten Bürokaufmanns für die nächsten drei Jahre.
Trotz des bevorstehenden personellen Umbruchs blickt der Neu-Concorde optimistisch in die im September beginnende Saison. "Natürlich werden sich die neuen Spieler erst einmal integrieren müssen. Wichtig wird sein, die starken Leistungen der Rückrunde konstant abzurufen. Vielleicht können wir dann etwas aufbauen. Dazu möchte ich gern meinen Teil beitragen. Warum soll es mittelfristig nicht für die Spitze reichen", so Grohmann. "Ich freue mich schon sehr auf die Jungs, das Umfeld mit den Fans und vor allem den Trainer Wladimir Maltsev, von dem ich schon viel gehört habe."
NHV-Teammanager Marko Bergelt ist froh, nach der Torhüterposition nun auch die Baustelle im rechten Rückraum hochkarätig gelöst zu haben. "Frank ist ein ausgezeichneter Handballer, der sich schnell bei uns einleben wird und uns durch seine individuelle Klasse und Routine sofort weiterhelfen kann. Ein echter Glücksfall."
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 12.Mai 2018
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