Die Sieben ist schon eine besondere Zahl. Das tapfere Schneiderlein erlegte sieben Fliegen auf einen Streich, Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, sieben fetten Jahren folgten in Ägypten sieben magere Jahre, am siebten Tag ruhte Gott, nachdem er die Welt erschaffen hatte. Von Ausruhen oder Magerkost war bei den Oberliga-Handballern des NHV Concordia Delitzsch am Sonnabend nichts zu spüren. Das Team schlug den ESV Lok Pirna mit 26:23 (13:11) und landete den siebten Sieg in Folge. Die Concorden setzten sich damit im Spitzenquartett fest. Pirna kämpft dagegen um den Klassenerhalt.
„Es war ein verdienter Sieg für Delitzsch“, gab Gäste-Trainer Dusan Milicevic zu. Er sei trotzdem stolz auf seine Jungs, da sie eine hervorragende kämpferische Leistung gezeigt hätten. Concordia-Coach Wladimir Maltsev freute sich, dass nach dem Oberliga-Aufstieg vor anderthalb Jahren im vierten Spiel gegen Pirna der erste doppelte Punktgewinn eingefahren wurde. „Diese schlechte Geschichte können wir streichen.“ Er sei „richtig zufrieden“. Der Gast aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist nun kein Angstgegner mehr. „Den Bock haben wir umgestoßen“, so Concordia-Spieler Martin Müller.
Von Beginn an entwickelte sich das erwartete Kampfspiel. Der ESV ist bekannt für seine rustikale Gangart und stellte diese gleich unter Beweis. Offenbar etwas übermotiviert ging dabei ihr bester Torschütze Torsten Schneider zu Werke. Das „tapfere Schneiderlein“ kassierte bereits in der 15. Minute seine dritte Zwei-Minuten-Strafe und wurde damit disqualifiziert. Die Pirnaer Bank kritisierte nahezu jede Entscheidung der beiden Plauener Schiedsrichter Oliver Niedtner und Thomas Schüller, die konsequent durchgriffen. Nach einer Verwarnung gegen Milicevic folgte wenig später eine Zeitstrafe gegen den Mannschaftsverantwortlichen Uwe Heller.
Der NHV, der ohne den an Grippe erkrankten Daniel Sowada und mit dem erkältungsgeschwächten Kapitän Jan Jungandreas antrat und bis April auf den verletzten Patrick Baum verzichten muss, profitierte nur wenig von der selbst verschuldeten Schwächung der Gäste. Dafür gab es zu viele Fehlpässe, zudem entschärfte Martin Dietze im Tor zahlreiche Würfe. Deshalb gelang es Delitzsch nur, einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten. Auch nach dem Seitenwechsel kämpften beide Mannschaften weiter mit allen sieben Sinnen. Die Gastgeber legten in Sachen Härte zu und kassierten insgesamt acht Hinausstellungen, Pirna dagegen nur fünf. In der 37. Minute flog Abwehrorganisator Oliver Wendlandt nach der dritten Zeitstrafe vom Platz. Müller schlüpfte nahtlos in die Deckungsrolle. Trotzdem drohte die Partie zu kippen. In der 38. Minute ging Pirna mit 17:16 in Führung, doch Oskar Emanuel aus der Eisenbahnerstadt Delitzsch verwies die Lokomotive in ihre Schranken und erzielte im Gegenzug den Ausgleich.
In dieser Phase war es vor allem Keeper Felix Herholc, der die Gäste schier zur Verzweiflung brachte und mit einer Glanzparade nach der nächsten aufwartete. Er habe nur das befolgt, was der Trainer vorher gefordert hätte, sagte Herholc. Denn Maltsev hatte vor der Begegnung darauf hingewiesen, dass in diesem Spiel eine überragende Torhüterleistung ausschlaggebend sein dürfte.
„Herholc hat uns den Sieg gerettet“, lobte Müller. Der Torwart bewertete den Erfolg als „leistungsgerecht“. Für Sascha Meiner, der in den Schlussminuten mitentscheidend zwei Pirnaer Pässe abfing, war es „gut, dass wir gezeigt haben, dass wir auch knappe Partien gewinnen können“. Das Selbstvertrauen sei inzwischen groß genug. Es müssen also nicht immer klare Erfolge wie in der Vorwoche das 29:15 gegen Staßfurt sein.
Am nächsten Wochenende packen die Nordsachsen ihre Siebensachen, denn sie müssen beim Tabellenachten HSG Freiberg antreten. Das Hinspiel hatte Delitzsch mit 34:30 für sich entschieden.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 5.März 2018
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