Eigentlich war dieser 1. Mai in mehrfacher Hinsicht ein Feiertag für den Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch. Der Aufsteiger verabschiedete sich mit einem 29:28-Erfolg gegen den SV Plauen-Oberlosa vom Heimpublikum, der Klassenerhalt hatte bereits zwei Tage vorher festgestanden. Dennoch mischte sich in die allseits gelöste Stimmung reichlich Wehmut.
Gleich acht Spieler verlassen den Verein und wurden vorm Plauen-Spiel verabschiedet. Bei Maik Wolf, Daniel Hannuschke, Felix Randt (alle Karriereende), Malte Unkell (Studium in Polen) und Peter Kerkapoly (geht nach Spanien) war schon klar, dass der Weg aus Delitzsch hinaus führen würde. Doch auch NHV-Urgestein Max Neuhäuser, Oldie Gabór Pulay und Youngster Niels Stolzenburg werden künftig nicht mehr im NHV-Trikot auflaufen. Aber der NHV Concordia hat auch bereits die ersten „Kracher“ neu verpflichtet: Der 26-jährige Martin Müller kommt vom Oberliga- Meister HSV Bad Blankenburg, spielte einst schon in Delitzsch Oberliga und 2. Bundesliga. Ebenfalls aus Bad Blankenburg kommt Hüter Felix Herholc (29). Er war einer der Thüringer Aufstiegsgaranten. Vom letztjährigen Meister HG 85 Köthen kommt zudem Linkshänder Tobias Bauske (24).
Nach der Radikalkur im vergangenen Sommer folgt nun also der nächste großangelegte Umbau des NHV-Personaleingangs. „Das ist natürlich immer schlimm, wir müssen wieder fast bei Null anfangen“, sagte Trainer Wladimir Maltsev mit Blick auf die kommenden Wochen, gab sich im gleichen Atemzug aber kämpferisch. „Das ist unsere Arbeit. Hoffentlich können wir danach die Mannschaft etwas länger zusammenhalten.“ Immerhin bleiben dem Coach wichtige Leistungsträger erhalten, darunter Toptorjäger Danny Trodler, Kapitän Jan Jungandreas und Eigengewächs Lucas Mittag. „Natürlich ist man ein bisschen wehmütig, wenn so viele Spieler gehen, mit einigen habe ich ja doch ein paar Jahre zusammengespielt. Aber wir müssen es nehmen, wie es kommt“, befand Mittag.
Auch das Montagsspiel nahmen sie, wie es kam. Die knappe Niederlage in Aschersleben kaum 48 Stunden vorher schien weder in den Köpfen noch in den Beinen hängen geblieben zu sein. Die Hausherren führten nach sechs Minuten 4:0. Die Schlachtenbummler in der fast ausverkauften Mehrzweckhalle ließen ihren Liebesbekundungen lauthals freien Lauf. Mit jeder Minute allerdings ebbte die Euphorie ein wenig mehr ab. Plauen stand nun besser in der Deckung, zwang Delitzsch in den ungeliebten Positionsangriff – und zu Fehlern. Nach gut einer Viertelstunde fiel erstmals der Ausgleich und die Partie sollte bis zur Schlussphase zum Tanz auf der Rasierklinge werden.
Wühlmaus Clemens Schlegel war am Kreis kaum zu fassen, dahinter verdiente sich Spielmacher Patrick Baum mit diversen eleganten Aktionen den Beinamen „Traumzauberbaum“. In der letzten Minute übernahm schließlich Danny Trodler Verantwortung und markierte trocken den entscheidenden Treffer.
Entsprechend prächtig gelaunt ging es in den Feier-Abend. Selbst Max Neuhäuser, der in seinem letzten Heimspiel für Delitzsch nur für einen Siebenmeter auf die Platte durfte, fand versöhnliche Töne. „Das war geil, alle haben gefightet bis zum Umfallen.“ Das NHV-Urgestein reiht sich am Ende der Saison ein in die Riege der vielen Ehemaligen, von denen nicht wenige am 1. Mai im Publikum saßen. Etwa die einstigen Erstliga-Helden Thomas Oehlrich und Alexander Pietzsch. Und natürlich Trainer-Übervater Uwe Jungandreas, der Sohn Jan und Schwiegersohn Maik Wolf bei der Arbeit zusah. So bleibt bei allem Abschiedsschmerz die Gewissheit: Wirklich aus der Welt ist niemand, man begegnet sich im Leben durchaus zwei oder drei Mal.
Johannes David / Torsten Teichert, Leipziger Volkszeitung vom 3.Mai 2017
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