Der Klassenerhalt des NHV Concordia Delitzsch in der Mitteldeutschen Handball- Oberliga ist gesichert. Der Aufsteiger verlor am Samstag zwar beim HC Aschersleben 21:22 (10:10), durfte nach der Niederlage von Apolda in Radis (27:28) dann aber doch über den Liga-Verbleib jubeln. Gestern sammelten die Delitzscher dann vor eigenem Publikum selbst zwei Punkte ein: Gegen den SV Plauen- Oberlosa gelang ein 29:28 (14:14)-Erfolg – die Fans feierten nach dem Handball-Krimi mit ihrem Team.
In Aschersleben standen Fans und Spieler unschlüssig am Spielfeldrand. Sollte man sich jetzt über das in letzter Sekunde verlorene Spiel ärgern oder freuen, dass der Klassenerhalt endgültig geschafft ist? Diese Frage konnte erst nach längerer Zeit des Wartens beantwortet werden. Der HC Aschersleben, Tabellendritter der Mitteldeutschen Oberliga, wollte nach einer beeindruckenden Serie von sechs Spielen ohne Niederlage auch gegen Delitzsch eine weiße Weste behalten. Die Gäste aus Delitzsch dagegen hatten das klare Ziel, den Klassenerhalt vorzeitig zu erreichen, dazu hätte ein Punkt genügt.
Beide Teams gingen von der ersten Minute an sehr engagiert zur Sache, wobei die Alligators den besseren Start erwischten und schnell 2:0 führten. Jan Jungandreas vergab in der Anfangsphase einen Siebenmeter, aber die Gäste kamen langsam ins Spiel. Ausgehend von einer soliden Abwehr mit einem (über das gesamte Spiel) überragenden Franz Flemming im Tor, drehte Delitzsch das Spiel und ging in der elften Minute erstmals in Führung (4:5 Trodler). Es zeigte sich jedoch bereits in dieser Phase, dass der Delitzscher Angriff zu viele Chancen benötigte, um ein Tor zu erzielen. Dazu kamen immer wieder technische Fehler, die Aschersleben zu Kontern einluden. Trainer Maltsev wechselte deshalb viel im Angriff, die Nervosität konnten die Spieler über das gesamte Spiel aber nie ablegen. Dank einer starken Abwehr der Concordia kamen die Gastgeber ebenfalls in ihrem Angriffsspiel nicht so recht voran, damit ging das Halbzeitergebnis von 10:10 in Ordnung.
Mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit hatten die lautstarken Delitzscher Fans die Hoffnung, dass der NHV noch eine Schippe drauflegen kann. In den ersten Minuten sah es auch danach aus, in der 37. Minute gab es für Delitzsch die erste Zweitoreführung (12:14). Leider gelang es nicht, diese auszubauen und in Spielminute 44 hatte Aschersleben die Führung zurück erobert (17:16). Concordia kämpfte weiter und holte sich erneut die Führung (53. Minute, 18:20). Mittlerweile hatte der Gastgeber eine rote Karte (Seifert) nach grobem Foulspiel zu verkraften, Delitzsch konnte aber kein Kapital daraus schlagen. In der immer hitziger werdenden Partie versuchten beide Trainer mit Auszeiten die Mannschaften noch einmal neu zu fokussieren. Beide Teams kämpften verbissen, keines konnte sich absetzen und es kam, was kommen musste. Concordia vergab in der vorletzten Minute die Chance zum Führungstreffer (21:21) und Aschersleben versuchte mit einem Konter, den Siegtreffer zu erzielen. Diese Aktion unterband Danny Trodler, allerdings auf Kosten einer roten Karte. Was danach in der letzten Spielminute ablief, war nichts für schwache Nerven. Die Gastgeber durften ihren Angriff in Ruhe ausspielen (Zeitspiel wäre hier angebracht gewesen) und wenige Sekunden vor Schluss kam der erwartete Wurf. Franz Flemming parierte diesen in toller Manier, leider landete der Abpraller in Reihen des Gegners. Mit der Schlusssirene flog dann der Ball in den Delitzscher Kasten, das Spiel war verloren.
Die Enttäuschung auf Delitzscher Seite, bei Fans und Spielern, war riesengroß. Dann kam die erlösende Nachricht, Apolda hatte mit 27:28 gegen Radis verloren. Damit war es Gewissheit, der NHV Concordia hat den Klassenerhalt geschafft. Eine erste spannende und schwere Saison in der Oberliga wird erfolgreich zu Ende gehen.
NHV-Coach Wladimir Maltsev sagte: „Es ist immer bitter, in der letzten Sekunde zu verlieren. Zufrieden bin ich mit der Einstellung meiner Mannschaft. Zwar haben wir gute Chancen liegen lassen, aber in so einem hektischen Spiel passiert das nun mal. Über den Klassenerhalt kann ich nur sagen, dass er absolut verdient ist. Wir haben alle sehr gute Arbeit geleistet und deswegen zusammen unser Ziel erreicht. Man darf nicht vergessen, dass wir die Mannschaft erst im Juni zusammengestellt haben und manch einer Zweifel hatte, ob wir in dieser Liga mithalten können. Aber wir haben es mit harter Arbeit geschafft. Für die neue Saison ist es unser Ziel, eine starke und stabile Mannschaft für die Oberliga zusammenzustellen, damit wir uns möglichst nicht wieder nur mit Abstiegskampf beschäftigen müssen.“
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 2.Mai 2017
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