Samstag, 18. März 2017

NHV - HSV Bad Blankenburg 27:24 (11:9)

Delitzsch verdaut Wendlandt-Schock und rasiert den Klassenprimus

Den Schock gab es im Training zwei Tage vor dem Spiel. Oliver Wendlandt, Abwehrhüne und Deckungsorganisator der Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch, zog sich einen Knöchelbruch mit Außenbandriss zu. „Das war es für mich diese Saison“, bedauerte Wendlandt. Schlechte Aussichten also für die Nordsachsen, um in der Begegnung am Sonnabend gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter HSV Bad Blankenburg zu punkten. Doch es kam anders. Die Delitzscher gewannen mit 27:24 gegen den Favoriten, der den Aufstieg in die 3. Liga dennoch so gut wie in der Tasche hat. „Wie unsere Mannschaft die Herausforderungen durch die ständig neuen Verletzungen annimmt, ist sensationell“, freute sich NHV-Kapitän Jan Jungandreas. Denn die Concorden müssen auch auf Daniel Hannuschke, Felix Randt, Niklas Prautzsch und Lucas Mittag verzichten.
In den ersten 20 Minuten entwickelte sich vor 450 Zuschauern ein sehr einseitiges Spiel. „Wir haben den Anfang völlig verschlafen“, räumte HSV- Trainer Jörn Schläger ein. Den Gastgebern gelang fast alles, den Thüringern kaum etwas. Und was aufs Tor kam, war eine sichere Beute des überragenden Keepers Franz Flemming. Nach 23 Minuten führte die Heimmannschaft sensationell und haushoch mit 10:4. Die Manndeckung gegen Torjäger Danny Trodler verpuffte wirkungslos. Doch der Tabellenführer gab nicht auf, nutzte Zeitstrafen gegen den NHV konsequent aus und kämpfte sich bis zur Halbzeit auf 9:11 heran. Nach dem Wechsel setzten die Blankenburger ihre Aufholjagd fort und gingen in der 37. Minute mit 14:13 erstmals in Führung. Der NHV ließ sich aber nicht entmutigen, behielt kühlen Kopf und zog die von Trainer Wladimir Maltsev vorgegebene Linie konsequent durch. Der starke Kreisläufer Clemens Schlegel wurde nur im Angriff eingesetzt, in der Abwehr sorgten Trodler und Patrick Baum in bester Wendlandt-Manier dafür, dass der Mittelblock nur schwer zu durchbrechen war. Maltsev hatte aber noch mehr Tricks auf Lager. Mitte der zweiten Halbzeit wechselte er Gabor Pulay ein. Die ersten zwei Würfe musste der Torhüter zwar passieren lassen, doch anschließend hielt er fast alles, was auf seinen Kasten kam – und trug sich mit einem Wurf über das ganze Feld ins leere gegnerische Gehäuse sogar in die Torschützenliste ein. Und dann war da noch Neuzugang Péter Kerkápoly. Der 33-Jährige führte im Angriff gekonnt Regie und erzielte dabei fünf Treffer. Kerkápoly wurde später zum besten Spieler der Partie gewählt. „Wir haben den Sieg als Mannschaft geschafft“, sagte der Ungar bescheiden.
Bad Blankenburg musste gestern im Halbfinale des Handball- Amateurpokals antreten. „Das ist für uns das wichtigere Spiel“, sagte Schläger. Da habe er seine besten Spieler in Delitzsch ein wenig geschont. Trodler ließ das nur bedingt gelten: „Ich hatte schon das Gefühl, dass sie hierhergekommen waren, um zu gewinnen.“ Geht es nach der Hochrechnung von NHV-Vizepräsident Steffen Menzel, dann fehlt jetzt nur noch ein Sieg, damit der Aufsteiger den Klassenerhalt perfekt machen kann. „Wir sind diesem Ziel jedenfalls ein Stück näher gekommen“, sagte zufrieden Trodler. Sein Team hat nun 23:21 Punkte. Nächsten Sonnabend könnte der Traum wahr werden. Dazu muss bei der HSG Freiberg ein Sieg eingefahren werden. „Das wird schwer, das ist eine unangenehme Mannschaft“, warnte Maltsev. Schwer, aber nicht unmöglich. Vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Verletzungen.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 20.März 2017

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