Langgediente Handball-Fans in Delitzsch fühlten sich ein wenig in gute alte Zeiten zurückversetzt. Da stand Christian Hornig (39) auf dem Mannschaftsbogen der Oberliga-Partie gegen den HV Rot-Weiß Staßfurt. Mit Wladimir Maltsev (46) hielt sich ein zweiter ehemaliger Erfolgsspieler bereit für den Einsatz. Und Axel Schüler, Präsident des NHV Concordia, war als Mannschaftsverantwortlicher mit aufgeführt. Alles geschuldet der personellen Engpasssituation.
Die ohnehin schon knappe Spielerdecke war durch die Verletzungen von Patrick Baum, Niklas Prautzsch und Felix Randt deutlich kürzer geworden. „Ich spiele nur im Notfall“, kündigte Trainer Maltsev an. „Meine Einwechslung war nicht nötig“, sagte nach Abpfiff ein strahlender Hornig, der ansonsten die Geschäftsstelle des Vereins leitet. Der Oldie-Einsatz war nicht nötig, denn die Gastgeber fegten den Gegner aus dem Salzlandkreis deutlich mit 30:21 (15:11) aus der mit geschätzt 300 Zuschauern gefüllten Halle. Die Nordsachsen holten sich damit im zweiten Heimspiel in Folge den zweiten doppelten Punktgewinn. Im Kampf um den Klassenerhalt haben die Delitzscher mit nun 13:17 Punkten wichtigen Boden gut gemacht.
Die Gäste hielten nur in den ersten zehn Minuten einigermaßen mit. Sie gingen mit 1:0 in Führung und kämpften sich in der zehnten Minuten auf ein 4:4-Unentschieden zurück. Danach hatten die Rot-Weißen aber weitgehend ihr Pulver verschossen. „Delitzsch war vom Anpfiff weg in allen Belangen überlegen“, musste Staßfurt-Trainer Uwe Werkmeister zugeben. Und tatsächlich: Die Heimmannschaft zeigte eine konzentrierte Leistung, ließ sich vom anfänglichen Rückstand nicht verunsichern und präsentierte sich vor allem äußerst zweikampfstark. Beispielhaft dafür stand eine Szene, in der Jan Jungandreas im Liegen einen schon verloren geglaubten Ball zurückholte und vom Boden aus zu Malte Unkell passte, der frei vor dem zuletzt hochgelobten Gäste-Keeper Bilal Shagluf souverän das 6:4 erzielte.
Das war so etwas wie der Startschuss zu einer gekonnten Offensive. Delitzsch zog das Tempo an, ließ im Angriff Ball und Spieler laufen. Die Angreifer warteten, wenn erforderlich, geduldig, bis sich eine Lücke in der Gäste-Abwehr auftat und nutzten diese Gelegenheiten dann eiskalt. Selbst in Unterzahl – Oliver Wendlandt war nach einem Foul für zwei Minuten vom Parkett gestellt worden – verloren die Concorden den Faden nicht. Danny Trodler erhöhte auf 14:10 und netzte mit dem Pausenpfiff zum 15:11 ein.
Nach dem Wechsel wurde das Spiel der Gastgeber noch überlegener. Staßfurt fand in der Abwehr kein legales Gegenmittel gegen die Angriffswucht des NHV, kassierte mehrere Zeitstrafen hintereinander und verzweifelte in der Offensive an der von Wendlandt glänzend organisierten Deckung. Ein ums andere Mal wurden Würfe abgeblockt. Torjäger Sebastian Retting wurde völlig aus dem Spiel genommen, traf lediglich bei Strafwürfen. „In der Abwehr waren wir sehr aggressiv“, kommentierte Jungandreas. „Das war Gold wert“, ergänzte der starke Kreisspieler Clemens Schlegel, der sich im Angriff immer wieder geschickt freilief, angespielt wurde und sieben Tore erzielte. „Die Pässe kamen heute perfekt“, so der 26-Jährige, der auch Trainer und Ersatzspieler Maltsev lobte: „Er hat uns perfekt auf den Gegner eingestellt“. Ein verdientes Lob kassierte Torhüter Gabor Pulay von Jungandreas. „Er war herausragend.“ Der 46-jährige Routinier entschärfte 16 Würfe der Staßfurter, kam so auf eine überragende Quote von 43 Prozent gehaltener Bälle und war einer der Garanten, dass die Revanche für die 26:27- Hinspielniederlage glückte.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 23.Januar 2017
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