Freude und Trauer liegen bekanntlich ähnlich eng beisammen wie Pech und Schwefel. Und so war auch der 28:24-Erfolg des NHV Concordia Delitzsch am Sonnabend gegen den HSV Apolda teuer erkauft. Der im Abstiegskampf der Handball-Oberliga überlebenswichtige Sieg kostete die Hausherren Niklaus Prautzsch, der sich eine schwere Verletzung zuzog und womöglich für den Rest der Saison ausfällt.
Wenden wir uns den schönen Seiten dieses Handballabends zu. Vor etwa 500 Zuschauern in der Mehrzweckhalle brannten die Concorden nach sechs sieglosen Partien darauf, endlich wieder zu punkten und beeindruckten ihren Trainer Wladimir Maltsev, der anschließend beglückt feststellte: „Ein großes Kompliment an die Jungs. Sie haben schon in der Vorbereitung alles gegeben und waren mit der nötigen Ernsthaftigkeit dabei. Taktisch wurde alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“
In den Anfangsminuten merkte man freilich beiden Mannschaften die große Nervosität an – schließlich stehen beide auf Abstiegsplätzen. Als die Hausherren ihre Aufregung abgelegt hatten, übernahmen sie recht schnell das Kommando. Aus einer felsenfesten Deckung heraus zeigte der NHV sehenswerte Angriffe und schloss konzentriert ab. Apolda versuchte darauf mit wechselnden Abwehrformationen zu reagieren. Doch auch davon ließen sich die Delitzscher nicht aus dem Konzept bringen, was in einigen Spielen zuvor noch eine große Schwäche des Teams war. Die Gäste versuchten auch offensiv alles, ersetzen gar den Torhüter durch einen siebten Feldspieler. Was den Druck erhöhen sollte, schlug ins Gegenteil um. Concordia-Schlussmann Gabor Pulay und Rückraumschütze Danny Trodler trafen ins verwaiste Tor.
Mit der klaren Führung im Rücken schonte Maltsev im zweiten Durchgang einige seiner Stammkräfte und die Thüringer versuchten ins Spiel zurückzukommen. In den ersten zehn Minuten nach dem Wechsel gelang dem NHV nur ein Treffer. Immerhin hielt die eigene Defensive weiterhin stand, so dass Apolda den Rückstand nie gefährlich verkürzen konnte. „Wir sind diesmal nicht unruhig geworden. Selbst in Stresssituationen haben wir uns nicht aus dem Konzept bringen lassen und uns immer wieder auf unsere Stärken besonnen“, befand Kapitän Jan Jungandreas. Weil es sportlich so gut lief, war die Verletzung von Niklas Prautzsch umso bitterer. Der 20-Jährige ging nach einem unglücklichen Zusammenprall zu Boden – Verdacht auf Kreuzbandriss im linken Knie. Sollte sich diese Diagnose bewahrheiten fällt Prautzsch mindestens ein halbes Jahr aus und würde Delitzsch im Kampf um den Klassenerhalt fehlen. „Die schwere Verletzung von Niklas tut mir für ihn persönlich sehr leid. Für die Mannschaft ist das natürlich eine große Schwächung. Wir werden nun noch enger zusammenrücken müssen, um seinen Ausfall zu kompensieren“, sagte Maltsev. Ob der NHV mit seinem ohnehin dünnen Kader wird bestehen können, dürfte sich bereits am kommenden Wochenende zeigen. Dann empfängt das Team mit Staßfurt einen weiteren unmittelbaren Konkurrenten.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 16.Januar 2017
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