Es war ein Abend des Erfolgs, aber auch des Abschieds. In der Handball- Sachsenliga gewann der NHV Concordia Delitzsch gegen SV Koweg Görlitz 26:22 (14:10) und sicherte sich damit den Sachsenmeistertitel. Die Delitzscher spielen in der nächsten Saison in der Mitteldeutschen Oberliga. Vor der Partie wurden vier Spieler und der Trainer mit viel Beifall verabschiedet.
Das war ein Handballfest der Superlative in der Delitzscher Artur-Becker-Halle. Sie war am Sonntagnachmittag komplett ausverkauft. Damit die Görlitzer Fans auch noch ein Plätzchen fanden, rückten alle ziemlich eng zusammen. Die Stimmung war fantastisch, die Leistung auf dem Parkett ebenso. Dort trafen in der Sachsenliga zwei Spitzenmannschaften aufeinander, die sich nichts schenkten und trotzdem jederzeit fair miteinander agierten. Der Tabellenführer NHV Concordia hatte den Dritten, SV Koweg Görlitz, zu Gast. Das Spiel endete 26:22 (14:10). Am Ende gab es zahlreiche Glückwünsche, Bier und Sektduschen für alle Beteiligten, manchmal auch für Unbeteiligte. Der Grund ist berechtigt: Der NHV Concordia Delitzsch ist Sachsenmeister, steigt nach guten vier Jahren Anlauf in die Oberliga auf.
„Wir sind endlich dort, wo wir eigentlich schon lange sein wollen. Heute holen wir uns den Lohn für eine erfolgreiche Saison ab“, fasste der Interimstrainer der Delitzscher, Christian Hornig, stolz zusammen. Er hatte die Mannschaft im Januar übernommen, nachdem der NHV- Vorstand der Auffassung war, dass Michael Schneider das Ziel mit der Mannschaft nicht erreichen könne. Offenbar brauchte das Team die neuen Akzente, wie sich in der zweiten Hälfte der Saison zeigte. Worauf der neue Coach besonders Wert legte, zeigte sich faktisch im Verlauf des letzten Spieles. Hornig wird das Traineramt niederlegen und künftig die Geschäftsstelle des NHV Concordia betreuen. Nachfolger wird, wie berichtet, Wladimir Maltsev.
Das war aber nur der erste Abschied des Abends. Mit ihm werden auch vier Spieler die Mannschaft verlassen. Stefan Voigt wird definitiv nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Kreuzband-Verletzte griff dem Team jeweils nur bei einem Personalengpass unter die Arme. Auch Marcel Ulrich, Enrico Henoch und Clemens Liebezeit widmen sich künftig neuen Aufgaben. Vor Spielbeginn wurden sie alle mit viel Beifall bedacht.
Ebenso laut, mit voller Begeisterung und Herz waren die Zuschauer auch beim Spiel selbst bei der Sache. Auch dort gab es allen Grund dazu. Von Anfang an waren die Delitzscher mit höllischem Tempo unterwegs. Die Gäste schienen davon zunächst überrascht, fingen sich aber alsbald, liefen dennoch immer einem teils Sieben-Tore-Rückstand hinterher. Vor allem in der Abwehr leisteten die Concorden ganze Arbeit, griffen beherzt und konzentriert zu. Die Abstimmung lief reibungslos. Sie sind mit Recht die beste Abwehr der Sachsenliga. In den beiden Torwarten, Max Neuhäuser und Gabor Pulay, hatte das Team zudem jederzeit den Rückhalt, den es brauchte.
Der Mannschaft um den Görlitzer Trainer Petr Masat gelang zeitweise kein geordneter Aufbau, technische Fehler summierten sich, die die Gastgeber unbarmherzig ausnutzten. Das kratzte an den Nerven. „Delitzsch hat verdient gewonnen. Glückwunsch zum Titel. Wir haben alles gegeben, aber es hat diesmal nicht gereicht“, bemerkte Koweg- Coach Masat. Von einer Bierdusche seiner Mannschaft blieb auch er nicht verschont. Die Görlitzer wurden Dritter und feierten den Erfolg überschwänglich. Vor dem Hintergrund, dass sie nicht wissen, wie es mit dem Männerhandball im Dreiländereck weitergeht, ist das nur zu gut zu verstehen.
„Ich bin mit den Leistungen meiner Jungs auf allen Positionen diesmal sehr zufrieden. Ich fühle mich jetzt richtig gut“, erzählte Christian Hornig. „Man hat in jeder Phase der Partie gesehen, dass wir den ersten Platz wirklich wollten.“ Das machte es für die Görlitzer natürlich besonders schwierig, ins Spiel zu kommen. Die Concorden hatten zudem den Spaß auf ihrer Seite. Der ließ auch nicht nach, als die Medaillen und die Meisterschaftsschale übergeben wurden. Der Fanclub „Die Loberhaie“ hatte noch eine besondere Überraschung parat: Es gab eine Torte, die von der Mannschaft ohne Messer und Löffel verkostet wurde.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 26.April 2016
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen