Die Delitzscher Sachsenliga-Handballer taten sich am Samstagabend in der Landeshauptstadt lange schwer, gewannen dank einer deutlichen Steigerung in der Schlussviertelstunde letztlich aber doch verdient gegen die Spielgemeinschaft aus Pirna und Dresden mit 29:24 (13:11). Dass die Partie gegen den Tabellenvorletzten für die Delitzscher keineswegs zum Selbstläufer werden würde, ahnte der besorgte NHV- Fan schon vor dem Anpfiff. Zwar meldete sich Clemens Liebezeit mit beeindruckender Narbe auf der Stirn gerade rechtzeitig wieder fit. Jan Jungandreas‘ malades Knie entwickelt sich allerdings zur Dauerbaustelle und lässt Einsätze des Topscorers weiterhin allenfalls am Siebenmeterpunkt zu. Und als wäre das des Üblen noch nicht genug, zog sich der in den letzten Spielen stark haltende Torhüter Steve Müller im Donnerstagtraining einen Mittelfußbruch samt Bänderriss zu – gleichbedeutend mit einem vorzeitigen Saisonende. Nichtsdestotrotz versuchten die Delitzscher von Beginn an, die Wirkungskreise des (mit 2,05 m auch körperlich) überragenden Dresdner Torjägers Volker Koch mit einer offenen Deckung einzuengen und die Gastgeber somit unter Druck zu setzen. Zum Unbehagen des an der Seitenlinie agierenden Trainerduos Schneider/Möhle ging dieser Plan jedoch nur phasenweise auf. Zwar blieb Koch mit zwei Toren weit unterhalb seiner üblichen Quote, allerdings agierte die Delitzscher Abwehr oft viel zu passiv und offenbarte zudem immer wieder Abstimmungsprobleme. Dresden nutzte dies clever aus und kam mit seinen jungen Spielern immer wieder zu Torerfolgen aus dem Rückraum oder am Kreis. Von Beginn an recht ordentlich funktionierte hingegen der Angriff der Gäste. Immer dann, wenn der Ball laufen gelassen wurde und die Concorden druckvoll auf die Nahtstellen agierten, resultierten daraus gute Torchancen. Unzufrieden zeigte sich das Delitzscher Trainergespann allerdings vor allem in der 1. Halbzeit mit der zu hohen Anzahl vermeidbarer Fehler, die Dresden mit einigen Gegenstoßtoren bestrafte. Trotz dieser Nachlässigkeiten ging es mit einer 13:11 Führung für den NHV in die Pause. Die 2. Halbzeit begann sehr hektisch und zerfahren. Im Abwehrverhalten offenbarten die Delitzscher scheunentorgroße Lücken und bekamen überhaupt keinen richtigen Zugriff mehr auf den Gegner. Zu allem Übel stockte nun auch das Angriffsspiel immer mehr. Nicht nur die wieder einmal zahlreich mitgereisten NHV-Fans wähnten sich im falschen Film, als einige Minuten nach Wiederanpfiff plötzlich der Gastgeber gegen die favorisierten Delitzscher erstmals in Führung (15:14) gehen konnte. NHV-Coach Schneider sah sich nun veranlasst, sein letztes Ass aus dem Ärmel zu ziehen und schickte Ivo Doberenz nach fast sechsmonatiger Verletzungspause auf die Platte. Eine Maßnahme, die ihre Wirkung nicht verfehlte, denn die Abwehr agierte nun erkennbar stabiler. Selbst eine zweifache Unterzahl konnten die Gäste in dieser Phase für sich entscheiden. Auch Max Neuhäuser fand im Delitzscher Tor immer besser ins Spiel und wuchs teilweise über sich hinaus. Zwar sorgten die merkwürdig pfeifenden Schiedsrichter immer wieder für Unterzahlsituationen, doch auch dies hielt die Delitzscher nicht mehr davon ab, im Angriff konsequent in die Nahtstellen zu gehen. Der Ball lief mustergültig durch die Delitzscher Reihen und Torchancen wurden reihenweise verwandelt. Dresden agierte aufgrund des Spielstandes nun immer offensiver mit Tendenz zur Kopflosigkeit, was die Delitzscher erbarmungslos ausnutzten und das über weite Strecken offene Spiel letztlich doch deutlich mit 29:24 für sich entschieden und die zwei Punkte von der Elbe an den Lober holten. Dresdens Kapitän Volker Koch zeigte sich anschließend niedergeschlagen: „Über weite Strecken war das eine wirklich gute Leistung unserer Mannschaft. Wir haben gekämpft und alles gegeben. Am Ende schenken wir das Spiel in unseren Überzahlsituationen her. Das ist natürlich wahnsinnig bitter für uns. Jetzt brauchen wir einen starken Endspurt, um die Klasse zu halten.“ Verständlicherweise zufriedener fällt das Fazit des Delitzscher Co- Trainers Martin Möhle aus: „Das war heute die erwartet schwere Auswärtsaufgabe gegen einen Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht. Wir haben uns über weite Strecken des Spiels vor allem in der Abwehr sehr schwer getan und einige Abstimmungsprobleme offenbart. In der entscheidenden Phase des Spiels waren wir dann aber da und haben uns im Abwehrverhalten deutlich steigern können. Im Angriff haben wir über weite Strecken druckvoll und konsequent gespielt und damit das Spiel am Ende relativ deutlich und verdient gewonnen.“ Die Delitzscher Handballer haben nun zwei Wochen Spielpause, ehe am 28. März (18:30 Uhr, Artur-Becker-Halle) das vorletzte Heimspiel der Saison 2014/15 ausgetragen wird. Zu Gast sind dann die derzeit auf Platz 6 rangierenden Görlitzer. Die sachsenweit für ihren stimmungsvollen Anhang bekannten Ostsachsen haben soeben beim direkten NHV-Verfolger in Hoyerswerda einen Punktgewinn nur um ein Tor verpasst und werden sicherlich hochmotiviert sein, dies in Delitzsch erneut zu versuchen.
Jens Teresniak, www.nhv-concordia-delitzsch.de
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